Nachdem die ehemalige Fed-Chefin als US-Finanzministerin bestätigt worden ist, soll der ehemalige EZB-Chef Mario Draghi italienischer Ministerpräsident werden. Über solche Pläne können normale Menschen nur noch den Kopf schütteln.

In die Nähe des Sieben-Monats-Tiefs ist der Goldpreis eingebrochen. Das hatte ich absolut nicht erwartet. Verantwortlich für den Kursrutsch ist die US-Derivatebörse CME Group, das können Sie in dem Beitrag „US-Derivatebörse löst Kurseinbruch bei Silber aus“ nachlesen.

Für zusätzlichen Abwärtsdruck auf Gold haben die deutlich gestiegenen US-Zinsen gesorgt. So waren jene für zehnjährige US-Anleihen zuletzt bis auf 1,20 % nach oben geschossen – das ist das höchste Niveau seit Ende Februar 2020. Zudem haben Investoren am Aktienmarkt die steigenden Zinsen als ein Signal für eine Belebung der US- und damit der Weltwirtschaft interpretiert und daraufhin den S&P 500 auf neue Rekordhochs getrieben, was die Notierung des Edelmetalls zusätzlich belastet hat. Wer braucht in einem Umfeld, in dem der S&P 500 von einem Spitzenwert zum nächsten steigt, schon Gold, dürften sich viele Spekulanten gefragt und Gold verkauft haben.

Da half es nur wenig, dass der US-Dollar am vergangenen Freitag, am 5. Februar 2021, deutlich nachgegeben hat, was den Goldpreis etwas gestützt hat. Für zusätzlichen Verkaufsdruck auf den Goldpreis hat gesorgt, dass er vor einigen Tagen unter die 50- und die 200-Tage-Linie, die jeweils bei rund 1.855 US-Dollar je Unze liegen, abgerutscht ist, woraufhin einige charttechnisch orientierte Investoren Gold verkauft haben.

US-Arbeitsmarkt ist schwach

Umso wichtiger ist es, den Grund für den kräftigen US-Zinsanstieg einmal mehr zu analysieren. So waren die Zinsen zehnjähriger US-Anleihen nach dem schwachen US-Arbeitsmarktbericht, der am vergangenen Freitag veröffentlicht worden ist, zuerst eingeknickt und dann nach oben geschossen. Wieso? Weil durch die miserablen Zahlen vom Arbeitsmarkt der Druck auf US-Präsident Joe Biden weiter zunimmt, zügig ein Billionenschweres Konjunkturprogramm im Kongress durchzusetzen und so die Wirtschaft anzukurbeln, was wiederum die Inflation kräftig anheizen würde.

Im Januar waren in den USA lediglich 49.000 Jobs geschaffen worden, was deutlich unter den Schätzungen der Volkswirte von rund 100.000 lag. Zudem entfielen von den 49.000 Arbeitsplätzen nur 6.000 auf die Privatwirtschaft, was meilenweit unter den Erwartungen von rund 160.000 Jobs lag. Wie sollen in einer Volkswirtschaft, die trotz des deutlichen Rückgangs der Zahl der Neuinfizierten die zweite Welle der Pandemie massiv zu spüren bekommt, denn kräftig Jobs entstehen? Das wissen offenbar nur die allzeit optimistischen Volkswirte. Dass gleichzeitig die Zahlen für November und Dezember ums insgesamt 159.000 Jobs nach unten revidiert worden sind, sei nur am Rande erwähnt.

Biden plant gigantische Stimulus-Schecks

Was ist einer der wichtigsten Punkte aus Bidens Konjunkturprogramm? Er schlägt Zahlungen von 1.400 US-Dollar je Erwachsenen mit einem Einkommen von bis zu 50.000 US-Dollar vor, bei Verheirateten 2.800 US-Dollar bei einem Einkommen von bis zu 100.000 US-Dollar. Zudem sollen Kinder jeweils 1.400 US-Dollar bekommen. Damit würden sich die Stimulus-Schecks bei einer Familie mit zwei Kindern auf herbe 5.600 US-Dollar belaufen. Die Schecks wären damit noch viel größer als bei den vorherigen beiden Runden im Rahmen der Bekämpfung der Pandemie, wobei sich die Auszahlungen diesmal auf insgesamt knapp 420 Mrd. US-Dollar belaufen würden.

Inklusive der Schecks vom Frühjahr 2020 von 3.400 US-Dollar je vierköpfige Familie und von 2.400 US-Dollar vom Januar 2021 würden sich damit die Zahlungen innerhalb von rund 12 Monaten auf horrende 11.400 US-Dollar pro Familie summieren. Wundert Sie es da, dass die US-Wirtschaft zuletzt etwas besser gelaufen ist als jene der Eurozone? Wenn in Deutschland eine Familie umgerechnet 9.500 Euro für lau vom Staat bekäme, dann würde die Konjunktur brummen oder?

Allein die Erwartung einer anhaltend massiven US-Schuldensause, wodurch die Wirtschaft kräftig angekurbelt und die Inflation angeheizt wird, treibt die US-Zinsen nach oben. Müsste in dem Umfeld nicht auch der Goldpreis steigen, zumal der Realzins auf Basis zehnjährige inflationsgeschützter US-Anleihen mit minus 1,02 % in der Nähe des Rekordtiefs vom 4. Januar von minus 1,08 % liegt? Meiner Meinung nach müsste der Goldpreis deutlich steigen.

Draghi soll italienischer Ministerpräsident werden

Und damit zu einem weiteren Top-Thema der vergangenen Woche: Der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella hat den ehemaligen EZB-Chef Mario Draghi beauftragt zu versuchen, eine Regierung der Nationalen Einheit zu bilden. Viele Menschen dürften sich gleich an die Vorgänge in den USA erinnert gefühlt haben, wo die ehemalige Fed-Chefin Janet Yellen zuletzt als Finanzministerin bestätigt worden war.

Nachdem die Pläne mit Draghi durchgesickert waren, waren die Zinsen für zehnjährige italienische Anleihen auf 0,54 % und damit in die Nähe des Rekordtiefs eingebrochen. Gleichzeitig ist der Zinsaufschlag gegenüber zehnjährigen Bundesanleihen auf weniger als 100 Basispunkte (1,0 Prozentpunkte) kollabiert, das ist das niedrigste Niveau seit Januar 2016.

Was macht Investoren so euphorisch? Wird Draghi denn im Gegensatz zu vielen seiner Vorgänger plötzlich versuchen Reformen durchzusetzen, wie die Deregulierung am Arbeitsmarkt, wodurch die Wirtschaft wettbewerbsfähiger würde oder gar anfangen zu sparen? Nein, das wird „Super“-Mario, der mit seinen Strafzinsen die massive Schuldensause in der Eurozone erst möglich gemacht hat, garantiert nicht tun.

Von Draghi ist nichts Gutes zu erwarten

Vielmehr dürfte er das Geld, gerade die mehr als 200 Mrd. Euro an Zuschüssen aus dem Wiederaufbaufonds der EU, mit vollen Händen rauswerfen und kräftig Schulden machen. Das würde zwar nur für ein kurzfristiges konjunkturelles Strohfeuer erzeugen, aber das ist das Einzige was die Börse interessiert. Wozu soll man auch sparen, wenn die EZB die Schuldensause mit der Notenpresse finanziert? Dafür hat Draghi die Basis während seiner Amtszeit zwischen 2011 und 2019 den Grundstein gelegt, und nun würde er als Ministerpräsident stark davon profitieren. Das nenne ich den Bock zum Gärtner machen.

Zur Erinnerung: Italiens Schulden sind auf den Rekord von horrenden 2,6 Billionen Euro gestiegen – während die EU-Kommission prognostiziert, dass die Schulden bis Ende 2020 auf rund 160 % der jährlichen Wirtschaftsleistung explodiert sein sollen – gegenüber 135 % für Ende 2019.

Italiens gigantischer Schuldenberg wird damit aber immer mehr zum Problem für die Deutschen: Denn je größer der Schuldenberg Italiens und vieler anderer hochverschuldeter Länder, wie Spanien und Frankreich, wird, umso mehr Geld muss die EZB künftig drucken, um die Strafzinsen im Keller zu halten und sie bei der kleinsten Krise noch weiter nach unten zu drücken, um die Fassade aufrecht zu halten. Hoffnungen auf irgendwelche möglichen Zinserhöhungen sind damit ein für allem Mal erledigt.

Blasen am Aktien- und Immobilienmarkt werden weiter aufgepumpt

Das heißt, dass die massive Blase am Aktienmarkt in Deutschland und der Eurozone immer größer wird, während gleichzeitig die Preise für Häuser und Wohnungen hierzulande weiterhin um 10 % pro Jahr steigen werden. Damit wird die Schere zwischen Arm und Reich von Tag zu Tag größer – „dank“ der EZB – aber irgendwer muss den Preis für die Strafzinsen der EZB bezahlen.

Umso wichtiger wird es in den nächsten Jahren werden, physisches Gold zu besitzen, um die immer weiter um sich greifenden Strafzinsen der EZB zu umgehen. Aus dieser Politik gibt es keinen Ausstieg, erst recht nicht, wenn Draghi italienischer Ministerpräsident werden sollte, was ich befürchte. Denn steigende Zinsen würden schnell zu einem Kollaps vieler Länder der Eurozone und damit der Wirtschaft der Eurozone insgesamt führen.

Ehrlich gestanden weiß ich nicht, wann die Korrektur beim Goldpreis enden wird. Meiner Meinung nach macht sie allerdings absolut keinen Sinn, beruht der US-Zinsanstieg und damit auch der Höhenflug am US-Aktienmarkt doch auf nichts anderem als einer anhaltend massiven Schuldensause in den USA, wodurch die Fiat-Währung US-Dollar immer schneller entwertet wird. Das sollte irgendwann auch mal vielen Investoren dämmern. Dann wird es gut sein, wenn man den aktuellen Kursrutsch beim Goldpreis genutzt hat, um seine physischen Bestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.