In den vergangenen Jahren wurde der Fed wiederholt vorgeworfen über den Futures-Markt die Preise von Gold und Silber nach unten zu manipulieren. Nun hat die Derivatebörse CME einmal mehr zugeschlagen.

Friede, Freude, Eierkuchen herrscht wieder an den Aktienmärkten in den USA und Deutschland: Nach dem zwischenzeitlichen Einbruch in der vergangenen Woche haben S&P 500 und DAX schnell nach oben gedreht und sich wieder auf Rekordfahrt gemacht. Grund ist, dass der Spuk um das massive Zocken der US-Privatanleger mit Aktien angeschlagener US-Unternehmen durch die Maßnahmen der Wertpapierhändler, wie Robinhood, schnell beendet worden ist und sich die Investoren nun wieder auf das massive Gelddrucken der Fed und die Aussicht auf ein mögliches neues Billionenschweres US-Konjunkturprogramm konzentrieren können. Das können Sie in dem Beitrag „Massive Spekulation mit US-Aktien – das Ergebnis des Gelddruckens der Fed“ nachlesen.

Hingegen ist der Silberpreis zuletzt eingebrochen, nachdem er noch am Montag, 1. Februar 2020, mit Kursen von knapp 30 Dollar je Unze in die Nähe des Acht-Jahres-Hochs nach oben geschossen war. Der Kursrutsch nach unten bei Silber hat auch den Goldpreis mit nach unten gezogen. Für den vorherigen Sprung nach oben war die Spekulation vieler US-Privatanleger verantwortlich, das können Sie in dem Beitrag „Genialer Coup – Womöglich steht eine Explosion des Silberpreises bevor“ nachlesen.

CME erhöht Margin für Silber kräftig

Verantwortlich für den Kurseinbruch bei Silber ist einmal mehr die Derivatebörse CME Group. Nachdem der Preis des Edelmetalls zwischen Donnerstag, 28. Januar, und dem darauffolgenden Montag um 20 % nach oben geschossen war, hat die CME Montagabend die Margin für den Handel mit Silber-Futures um 18 % erhöht. Die Regelung ist am Dienstag, 2. Februar, in Kraft getreten. Investoren und Spekulanten müssen also mehr Geld als Sicherheit hinterlegen, um das Edelmetall traden zu können. Die CME hat das mit der deutlich gestiegenen Volatilität begründet – das ist allerdings eine Ausrede.

Damit hat die weltgrößte Derivatebörse genauso wie schon in den vergangenen Jahren reagiert, wenn es zwischenzeitlich zu einem Kurssprung nach oben bei Gold oder Silber gekommen war. Der Sinn der Übung ist meiner Meinung nach ganz eindeutig, die Notierungen der Edelmetalle künstlich nach unten zu manipulieren. So versucht die Börse einen möglichen kräftigen Kursanstieg bei Gold und Silber bereits im Keim zu ersticken, würde das doch ansonsten den rapiden Wertverlust des Dollar offen aufzeigen. Daran kann die Fed aber keinerlei Interesse haben, ebenso wenig wie die Derivatebörsen und die Banken, die im Sinne der Fed agieren.

Börsen unternehmen nichts gegen Aktienspekulation

Schließlich haben die Derivatebörsen in den USA absolut nichts unternommen, um die mit weitem Abstand größte Blase aller Zeiten am US-Aktienmarkt und das gigantischste Zocken aller Zeiten der Privatanleger mit US-Aktien zu stoppen. Zur Erinnerung: Das tägliche Handelsvolumen mit Calls ist zuletzt an der NASDAQ von knapp 40 Mio. Kontrakte pro Tag explodiert – das ist mit weitem Abstand Rekord. In den vergangenen zehn Jahren lag der Schnitt bei rund 10 Mio. pro Tag, ebenso war es noch Ende 2019.

Mit dem Beginn der Corona-Pandemie und den darauffolgenden massiven Transferleistungen des Staates im Volumen von Billionen von Dollar, wie die Einmalzahlungen an Erwachsene und Kinder, die Verdreifachung des Arbeitslosengeldes, und massive staatliche Kredite – bei denen es einen Menge Missbrauch gab –, haben viele arbeitslose Amerikaner mit dem Aktienzocken begonnen, zumal viele von ihnen der Überzeugung sind, dass es aufgrund des massiven Gelddruckens der Fed an der Börse nur eine Richtung geben kann: nach oben. Dagegen haben die US-Börsenaufsicht und die Derivatebörsen absolut nichts unternommen, spiegelt das doch angeblich die „hervorragenden Aussichten der US-Wirtschaft und deren Unternehmen wider.“

US-Wirtschaftswachstum beruht nur auf Schuldenexplosion

Derartige Aussagen von sogenannten Experten sind Fake News. So haben viele Experten und die Massenmedien gefeiert, dass die US-Wirtschaft im vierten Quartal um annualisiert 4 % gewachsen ist und behaupten, der Grund dafür sei die starke Flexibilität der US-Wirtschaft. Der annualisierte Wert wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert, die US-Wirtschaft ist demnach um 1 % gegenüber dem Vorquartal gewachsen, während jene der Eurozone um 0,7 % geschrumpft ist.

Damit ist die US-Wirtschaft um 156,3 Mrd. Dollar gegenüber dem Vorquartal auf 5,5 Billionen Dollar gewachsen. Das Problem ist, dass in dem Zeitraum die Staatsschulden der Regierung in Washington um 800 Mrd. Dollar explodiert sind. Die Schulden sind also fünfmal so stark gestiegen wie die Wirtschaft gewachsen ist – das „vergessen“ allerdings viele Experten zu erwähnen. Dabei ist der Schuldenanstieg bei privaten Haushalten und Unternehmen noch gar nicht dabei. Die Daten werden gegen Mitte März veröffentlicht.

Physisches Silber ist knapp

Zurück zu Silber: Während die CME den Kurseinbruch ausgelöst hat, woraufhin das Edelmetall aktuell bei 26,70 Dollar je Unze notiert, ist die physische Nachfrage sehr stark, weshalb zahlreiche US-Händler ausverkauft sind es teilweise zwei Wochen dauern, bis wieder Silbermünzen geliefert werden können. Daher ist der Preis für eine „American Eagle“-Silbermünze (1 Unze) auf 38,50 Dollar nach oben geschossen – das entspricht einem Preisaufschlag von 11,80 Dollar, was in der Nähe des Rekordhochs von 14 Dollar von vor wenigen Tagen lag.

Ich sage es noch einmal ganz offen: Durch das gigantische Schuldenmachen der USA – das in den nächsten Jahren noch viel schlimmer werden dürfte – und das massive Gelddrucken der Fed, wodurch die Fiat-Währung Dollar rapide entwertet wird, wird der Aufwärtsdruck auf Gold und Silber von Tag zu Tag immer größer werden. Zwar dürften die Derivatebörsen weiter versuchen einen kräftigen Kursanstieg bei den Edelmetallen zu verhindern, das sollte den Börsen und der Fed aber nicht auf Dauer gelingen, wenn sich mehr Investoren gegen den Dollar-Verfall mit Gold und Silber absichern wollen.

Es würde mich daher nicht wundern, wenn die Edelmetalle schon sehr bald deutlich nach oben drehen sollten. Dann dürfte sich der jüngste Kursrutsch einmal mehr als hervorragende Kaufgelegenheit herausstellen, um die physischen Bestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.