Die jüngsten Daten vom US-Arbeitsmarkt schüren die Sorge, dass die Konjunkturerholung rapide ausläuft. Das bringt die Fed unter Zugzwang, zumal sie die mit weitem Abstand größte Blase aller Zeiten am US-Aktienmarkt aufgepumpt hat.

Nichts, aber auch gar nichts scheint den Höhenflug des S&P 500 aufhalten zu können. Weder die hohen Corona-Zahlen in den USA, wodurch sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft deutlich eintrüben. Noch die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China und zuletzt auch nicht die Sorge, dass die Konjunkturerholung in den USA zügig ausläuft. Trotz dieser drei Faktoren ist der S&P 500 auf dem Weg nach oben und notiert um lediglich 3,4 % unter dem Rekordhoch.

Dabei signalisieren die allwöchentlichen Daten vom US-Arbeitsmarkt klar, dass die zwischenzeitliche deutliche Belebung der US-Wirtschaft bereits zu Ende gegangen ist, weshalb der Druck auf US-Präsident Donald Trump und die oppositionellen Demokraten erheblich zunimmt, schnell ein neues Billionen Dollar schweres Konjunkturprogramm zu verabschieden. Schließlich ist die Aufstockung des Arbeitslosengeldes um 600 Dollar pro Woche, wodurch sich die Auszahlung an die Erwerbslosen im Schnitt beinahe verdreifacht hatte, Ende Juli ausgelaufen.

So sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche überraschend geklettert auf 1,43 Mio., das war der zweite Anstieg in Folge. Gleichzeitig sind die fortgesetzten Anträge leicht gestiegen auf 17,02 Mio., das war das erste Plus seit Mai. Die Zahlen haben für deutliche Verunsicherung bei Investoren gesorgt.

Sinkende US-Zinsen und schwächelnder Dollar beflügeln Goldpreis

Die Investoren am US-Anleihenmarkt, an dem täglich Staatsanleihen im Volumen von 600 bis 700 Mrd. Dollar gehandelt werden, haben die Daten sehr gut verstanden, sind doch die Zinsen für zehnjähre US-Anleihen auf Talfahrt und liegen mit 0,54 % nur noch knapp über dem Rekordtief vom 9. März von 0,5 % auf Schlusskursbasis. Das zeigt für wie schlecht Investoren die langfristigen Perspektiven der hochverschuldeten US-Wirtschaft einschätzen.

Deswegen und wegen des gigantischen Gelddruckens der Fed ist der Dollar gegenüber etlichen Währungen, wie Euro und Yen, im Rückwärtsgang. Daher hat der Goldpreis von zwei Seiten Rückenwind und liegt mit Kursen von rund 1.975 Dollar in der Nähe des Rekordhochs. Zwar kann es nach dem steilen Anstieg jederzeit zu einer kleinen Korrektur kommen, anschließend sollte sich der Aufwärtstrend aber umso stärker fortsetzen.

Trump versucht von der schlechten Lage abzulenken

Und was macht Trump in dem Umfeld? Nachdem er am vergangenen Donnerstag, 30. Juli, die schwachen Arbeitsmarktdaten gesehen haben dürfte, sowie dass die US-Wirtschaft im zweiten Quartal um annualisiert 32,9 % eingebrochen war – der größte Rückgang seit Jahrzehnten –, hat der US-Präsident eine Verschiebung der für den 3. November geplanten Präsidentschaftswahl ins Spiel gebracht. Der Grund: Angeblich sei Briefwahl betrugsanfällig.

Trump ist allerdings klar, dass sich bei einer deutlichen Konjunkturabkühlung bei zunehmend schlechten Zahlen vom Arbeitsmarkt Trumps Chancen auf eine mögliche Wiederwahl nicht gerade verbessern dürften. Dennoch hat er es mit seinem Tweet nur kurz geschafft, Investoren von den miserablen Arbeitsmarktdaten abzulenken, woraufhin die Konjunkturängste schnell zurückgekehrt sind.

Wegen der von Trump ausgelösten Schuldenexplosion sind die Schulden zuletzt auf den Rekord von 26,5 Billionen Dollar nach oben geschossen. Das sind 136,5 % der jährlichen Wirtschaftsleistung – das ist der mit weitem Abstand schlechteste Wert aller Zeiten. Dass es zügig in Richtung 30 Billionen Dollar geht, sollte niemanden überraschen. Nichts spiegelt die katastrophale Lage der US-Wirtschaft besser wider als der massive Schuldenanstieg – die Schulden klettern nicht nur nominell, sondern auch im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung rasant.

Fed pumpt gigantischste Aktienblase aller Zeiten auf

Mit der Konjunktureintrübung wächst allerdings auch der Druck auf die Fed, etwas zu unternehmen, könnte doch ansonsten die größte Blase aller Zeiten am US-Aktienmarkt platzen. So beläuft sich der Börsenwert des marktbreiten Wilshire 5000 Index mit 33,4 Billionen Dollar auf horrende 172 % der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA.

Das liegt meilenweit über dem Niveau früherer Spitzenwerte – und das während der tiefsten Rezession in den USA seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren. Die Investmentlegende Warren Buffett hat diesen Indikator erfunden, weil er laut Buffett die Bewertung des US-Aktienmarkts am besten widerspiegele.

Je mehr Geld die Fed aber drucken wird, um den Aktienmarkt oben zu halten oder sogar noch weiter in die Stratosphäre zu treiben, umso stärker sollte das den Goldpreis beflügeln. Zur Erinnerung: Seit knapp zwei Monaten steigt die Notierung des Edelmetalls stärker als der S&P 500, wodurch das S&P 500-Gold-Ratio auf 1,65 gesunken ist – der Trend dürfte anhalten. Bei der Kennzahl wird der Indexstand des S&P 500 durch den Goldpreis dividiert.

Gespanntes Warten auf den US-Arbeitsmarktbericht

Trotz des Höhenflugs des S&P 500 dürften viele Investoren mit Sorge auf den US-Arbeitsmarktbericht warten, der am kommenden Freitag, 7. August um 14.30 Uhr, veröffentlicht wird. Warum es um diese Zahlen einen derartigen Hype gibt, ist mir allerdings unerklärlich, beruht doch der Bericht lediglich auf Umfragen und Schätzungen, wobei die Rücklaufquote bei den jüngsten Fragebögen bei lediglich 65 % lag. Üblicherweise sind es 83 %. Dass da die Ungenauigkeit und die Fehlerquote noch viel höher ist als sonst, sollte jedermann klar sein.

Hingegen spiegeln die allwöchentlichen Zahlen zu Erstanträgen und fortgesetzten Anträgen auf Arbeitslosenhilfe die tatsächlichen Zahlen der Arbeitsämter wider. Laut dem Konsens sollen im Juli 2,0 Mio. Jobs geschaffen worden sein. Mich würde allerdings nicht wundern, wenn der Wert nur halb so hoch ausfallen würde.

Komischerweise steigt der Aktienmarkt nach der Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts häufig, egal ob er besser oder schlechter ausfällt als erwartet. Im ersten Fall kaufen Investoren wegen der besseren Konjunktur Aktien, im anderen Fall setzen die Anleger auf mehr Gelddrucken durch die Fed.

Zinsen für Bundesanleihen sind auf dem Weg zu den Rekordtiefs

Wie auch immer der Bericht am kommenden Freitag ausfallen sollte, die Talfahrt bei US-Zinsen und Dollar dürfte meiner Meinung nach klar weitergehen, wobei die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen schon bald auf neue Rekordtiefs sinken dürften. Das sollte den Höhenflug des Goldpreises weiter antreiben.

Der anhaltende Abwärtstrend der US-Zinsen sollten für weiteren Abwärtsdruck auf die Zinsen im Rest der Welt sorgen, weshalb die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen von aktuell minus 0,52 % zügig in Richtung des Rekordtiefs von minus 0,91 % vom 9. März 2020 sinken dürften. Umso wichtiger ist es, sich gegen dieses Risiko mit mehr physischem Gold zu schützen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.