In den vergangenen Monaten hatten Investoren immer mal wieder kräftig Aktien gekauft in der Hoffnung, dass die US-Inflationsrate deutlich sinken und die Fed damit bald eine Kehrtwende einleiten würde. Mit den neuesten Daten hat sich diese Hoffnung allerdings in Luft aufgelöst.

Mit einem kräftigen Kurseinbruch haben S&P500 und DAX auf die neuesten US-Inflationsdaten reagiert. So waren die Verbraucherpreise im August um 0,1 % gegenüber dem Vormonat gestiegen, hingegen hatten Volkswirte einen leichten Rückgang vorhergesagt. Zudem waren die Preise um 8,3 % gegenüber dem Vorjahr geklettert, und hatten damit gegenüber Juli (8,5 %) nur leicht nachgegeben. Der August-Wert lag damit über den Schätzungen der Experten von 8,1 %.

Zwar ist auch der Goldpreis nach der Veröffentlichung der überraschend hohen US-Inflationsdaten eingeknickt, allerdings viel weniger als die Aktienmärkte. Mit Kursen von rund 1.700 US-Dollar je Unze notiert er dennoch in der Nähe des 29-Monats-Tiefs. Grund ist, dass wegen der überraschend hohen US-Inflationsdaten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach oben geschossen sind, was auch den US-Dollar mit nach oben gezogen hat. Damit hatte der Goldpreis gleich von zwei Seiten deutlichen Gegenwind.

Kräftiger Aufwärtsdruck bei der Kernrate

Von Juli auf August waren zwar die Spritpreise um 10,6 % gesunken, allerdings waren gebrauchte Fahrzeuge um lediglich 0,1 % günstiger geworden. Hingegen sind die Preise für neue Fahrzeuge sogar um 0,8 % gestiegen, während bei Mieten ein Anstieg um 0,7 % zu Buche stand. Damit lagen die Mieten um herbe 6,7 % über dem Vorjahresniveau und heizen damit die Inflation weiter an.

Gleichzeitig sind die Preise für Essen zuhause um 0,7 % im Monatsvergleich geklettert. Damit ist Essen zuhause um 13,5 % teurer als vor einem Jahr – das ist der stärkste Anstieg seit März 1979 (13,5 %)!

Die Zahlen zeigen, dass die hohen Energiepreise der vergangenen Monate längst auf viele andere Bereiche der Wirtschaft übergeschwappt sind und dort die Preise in die Höhe treiben. So sind die Verbraucherpreise gemessen an der Kernrate, also bereinigt um Nahrungsmittel und Energie, im August um 0,6 % gegenüber dem Vormonat gestiegen – das ist doppelt so stark, wie Volkswirte vorhergesagt hatten, wobei sich die Rate gegenüber dem Vormonat (0,3 %) deutlich beschleunigt hat.

Im Jahresvergleich ist die Kernrate auf 6,3 % geklettert, gegenüber 5,9 % für Juli. Der August-Wert lag damit deutlich über den Erwartungen von 6,1 %. Abgesehen vom März 2022 (6,5 %) ist das der höchste Wert seit August 1982 (7,1 %).

Zinserwartungen steigen kräftig

Vor der Veröffentlichung der Zahlen hatten Investoren erwartet, dass die Fed bei der Sitzung am kommenden Mittwoch, 21. September die Leitzinsen um 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte) auf 3,0 bis 3,25 % anheben dürfte. Nach der Bekanntgabe der Daten hat die japanische Bank Nomura prognostiziert, dass die Fed bei der nächsten Sitzung sogar einen Schritt um 100 Basispunkte nach oben machen wird. Zuvor hatte das Institut nur 75 Basispunkte vorhergesagt.

Kurz darauf gab es einen Bericht des Wall Street Journal (WSJ), demnach die Fed die Zinsen um „mindestens 75 Basisunkte“ anheben dürfte. Die Folge: Zuletzt ist die Wahrscheinlichkeit für eine Erhöhung um 100 Basispunkte auf knapp 50 Prozent nach oben geschossen.

Gleichzeitig sind die Zinserwartungen für die Sitzung am 14. Dezember auf knapp 4,2 % nach oben geschossen. Das war ein Sprung um herbe 30 Basispunkte innerhalb nur weniger Stunden – das ist eine gewaltige Bewegung nach oben! Kein Wunder, dass die Aktienmärkte eingebrochen sind. Dabei sind die hochbewerteten Growth-Aktien, sprich die Technologieaktien, wie Apple, Amazon und Meta Platforms, überdurchschnittlich stark unter die Räder gekommen. Der Grund: die erwartet kräftig steigenden Gewinne werden bei stark steigenden Zinsen umso stärker abdiskontiert.

Alle Augen auf die Fed-Sitzung gerichtet

Umso gespannter warten Investoren auf die Fed-Sitzung am kommenden Mittwoch. Ich gehe davon aus, dass die Fed die Leitzinsen um mindestens 75 Basispunkte anheben wird, ich würde allerdings auch 100 Basispunkte nicht ausschließen. Umso mehr wird es darauf ankommen, wohin die Fed-Mitglieder ihre Zinsprognose schrauben werden. Aktuell liegen sie bei 3,4 % für Ende 2022 und 3,8 % für Ende 2023.

Wie oben geschrieben sind allerdings für Ende 2022 bereist 4,2 % eingepreist. Auf dieses Niveau muss die Fed ihre Prognose mindestens anheben. Denn sollte sie unter den 4,2 % liegen, würde die Fed die Zinsen in den nächsten Monaten nicht so stark anheben wie bislang erwartet, woraufhin die Zinsen im gesamten Laufzeitenbereich, also von wenigen Monaten bis zu 30 Jahren, sinken, woraufhin der US-Aktienmarkt nach oben schießen würde.

Das will die Fed aber unter allen Umständen verhindern. Vielmehr soll die Kauflust der Amerikaner kräftig eingedampft werden, wozu auch ein Rückgang der Depotwerte beitragen soll. Er soll auf die Stimmung der Verbraucher durchschlagen, woraufhin sie weniger konsumieren sollen. Genau das will die Fed mit den Zinserhöhungen erreichen, denn durch die sinkende Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen und gleichzeitig steigender Arbeitslosigkeit soll die Inflation in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels der Fed gedrückt werden.

Je stärker die Fed allerdings in den nächsten Monaten die Zinsen anheben wird, umso tiefer wird anschließend allerdings die Rezession sein, woraufhin die Fed meiner Meinung nach im kommenden Jahr die Zinsen wieder auf null senken und ein neues massives QE-Gelddruckprogramm auflegen wird. Davon bin ich stärker überzeugt als je zuvor. Umso mehr Auftrieb sollte der Goldpreis dann haben und zügig auf neue Rekordhochs laufen.

Noch deutlich höhere Inflation in Deutschland steht bevor

Während die Inflationsrate in den USA in den nächsten Monaten allmählich weiter sinken könnte, dürfte es in Deutschland kräftig nach oben gehen. Dabei war die Rate hierzulande im August auf 7,9 % und damit das höchste Niveau seit Anfang der 1990er-Jahre geklettert. Nachdem das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt Ende August ausgelaufen sind, dürfte die Inflationsrate hierzulande zügig in Richtung 9 oder 10 % und möglicherweise darüber hinaus laufen.

Umso besser stehen jene da, die rechtzeitig in physisches Gold investiert haben. Auf Euro-Basis ist Gold um 12,4 % teurer als vor einem Jahr. Damit hat das Edelmetall Goldbesitzer vor der horrenden Inflation geschützt und die Kaufkraft erhalten.

Ich befürchte, dass die EZB innerhalb weniger Monate die Zinserhöhungen auslaufen lassen dürfte, weil dann alle Konjunkturdaten eine Rezession klar widerspiegeln werden. Dabei warnt die EZB selbst, dass die Inflation in der Euro-Zone im kommenden Jahr auf herbe 5,5 % zurückgehen wird, in einem Negativ-Szenario sollen es sogar 6,9 % sein. Da sämtliche Prognosen der EZB in den vergangenen Jahren meilenweit von der Realität entfernt waren, ist das Negativ-Szenario der Fed meine Basis-Szenario. Ich rechne also mit einer anhaltend hohen Inflation in der Euro-Zone, zumal wenn die Energiepreise wegen einer möglichen Gas-Rationierung weiter steigen sollten.

Zwar dürfte bei weiter steigenden US-Zinsen und steigendem Dollar der Goldpreis auf Dollar-Basis weiter sinken. Allerdings dürfte die Talfahrt des Euro anhalten, was den Goldpreis auf Euro-Basis stützen würde. Vor dem Hintergrund dürften viele Gold-Fans eine Beruhigung der Lage abwarten und anschließend ihre Bestände an physischem Gold weiter aufstocken. Denn mittel- und langfristig bleibt Gold unverzichtbar, um sie gegen den anhaltenden Verfall des Euro und damit Ihrer Kaufkraft zu schützen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.