Terminmarkt: Stärke zur Vorwoche und zum Vormonat
Nach einigen Wochen mit relativer Stärke zeigt sich diese auch in dieser Woche wieder einmal, was ein deutliches Indiz für ein physisches Defizit am Platinmarkt ist. Der Preis stieg um 41 US-Dollar, während die Spekulanten netto 3,6 Tsd. Kontrakte hinzukauften, was bullisch ist. Zum Vormonat stieg der Preis sogar um 132 US-Dollar an, wobei der Ausweitung der Position bei den Spekulanten auch bei nur 12,3 Tsd. Kontrakten lag, was ebenso Stärke zeigt. Seit dem Preiseinbruch als Reaktion auf die Rezession im Zuge der Shutdowns ganzer Volkswirtschaften, zeigt sich relative Stärke in den Terminmarktdaten für Platin. Das liegt primär daran, dass die Minenproduktion im zweiten Quartal aufgrund des staatlichen Shutdowns zum Erliegen kam. Dadurch verringerte sich in der Rezession nicht nur die Nachfrage, sondern noch stärker das Angebot, was zu diesem kuriosen Phänomen führte. Obwohl die Minen ihre Produktion größtenteils wieder fast auf das Vorkrisenniveau hochgefahren haben, ist die Jahresförderung deutlich gesunken, während die Nachfrage deutlich zugenommen hat.
Die absolute Positionierung der CoT-Daten ist mittlerweile im neutralen Bereich, was sich besonders an der Positionierung der Spekulanten zum Open Interest zeigt. Ein möglicherweise wieder stärkerer US-Dollar könnte kurzfristig eine Gefahr darstellen, doch solange das Defizit am physischen Markt anhält, solange könnte der Preisanstieg weitergehen. Etwas Luft nach oben wäre seitens der CoT-Daten jedenfalls noch vorhanden.
Die Terminmarktdaten für Platin sind insbesondere im Verhältnis zum Open Interest im neutralen Bereich
Der Platinpreis konnte sich in den letzten Wochen dem Abwärtstrend von Gold und Silber nicht nur widersetzen, sondern entgegengesetzt ansteigen. In den letzten elf Jahren zeigte Platin bis zu der großen Lock- und Shutdown-Krise eine sehr hohe Korrelation des Platinpreises zu Gold und Silber. Diese ist aktuell völlig verschwunden. Während der Goldpreis in der letzten Woche Federn lassen musste, hob der Platinpreis ab und erreichte vergangene Woche im Hoch 1.082 US-Dollar, den höchsten Stand seit 2016.
Wie im letzten Webinar, das Sie auf YouTube finden, dargelegt, gibt es langfristig große Chancen für Platin, während aktuell noch eine verminderte Förderung auf eine wieder gestiegene industrielle Nachfrage sowie eine hohe Investmentnachfrage trifft, was zu einem kurzfristig steigenden Preis führt. Im Verhältnis zur Inflation ist Platin aktuell günstiger als zur Jahrtausendwende.
Im Langfristchart sieht man, wie Platin den langfristigen Widerstand bei 1.000 US-Dollar überwinden konnte und nun unmittelbar den langjährigen Abwärtstrend bei 1.100 US-Dollar testet. Erweist sich dieser Ausbruch als nachhaltig und kann auch der langfristige Abwärtstrend genommen werden, so würde dies ein langfristiges Kaufsignal erzeugen. Dieses würde neue Investmentnachfragen nach sich ziehen und das Defizit weiter verschärfen. Ein schneller Anstieg bis an den Widerstand bei 1.300 US-Dollar dürfte die Folge sein. Angesichts der weiterhin lockeren Geldpolitik wird der Platinpreis schon allein aufgrund der Inflation in den nächsten Jahren ansteigen.
Der Platinpreis hat den langfristigen Abwärtstrend erreicht, der gleich über dem Widerstand bei 1.000 US-Dollarverläuft
Über 1.000 US-Dollar kann man im Trading long gehen, doch sollte man diese Position gut absichern. Unter 1.000 US-Dollar ist Platin glatt. Aufgrund der relativen Stärke hat ein Short-Trade aktuell kein gutes Chance-Risiko-Verhältnis und sollte bis auf Weiteres gemieden werden. Sollten Gold und Silber ihre Tiefs gefunden haben und wieder ansteigen können, so würde dies einen weiteren Anstieg des Platinpreises unterstützen. Wir erwarten im kommenden Jahr eine weitere Impulswelle am Gold- und Silbermarkt, die letztlich auch den Platinpreis nach oben katapultieren dürfte.
Der Platinpreis konnte den langjährigen Widerstand bei 1.000 US-Dollar überwinden
Der langfristige Wochenchart für Platin in Euro zeigt, dass auch auf Eurobasis ein Abwärtstrend erreicht wurde. Gelingt der Anstieg über diesen, so wäre charttechnisch Luft bis an den nächsten Kreuzwiderstand bei 1.050 Euro frei. Aufgrund des aktuell relativ starken Euros hat der Platinpreis in Euro noch nicht das Hoch des Jahresanfangs überwunden. Allein aufgrund der Ausweitung der Geldbasis im Euroland wäre ein mittelfristiger Preisanstieg bis 1.050 Euro und darüber gerechtfertigt.
Platin in Euro hat ebenfalls einen ersten langfristigen Abwärtstrend erreicht
Nachdem der Platinpreis seit 2009 im Verhältnis zu Gold, Silber und Palladium gefallen war, performte dieser in den letzten Wochen besser. So stieg beispielsweise das Ratio von Platin zu Gold von 0,4 im Tief auf nun wieder 0,54 an. Stiege das Ratio wieder auf 0,8, so hätte sich der Platinpreis relativ zum Goldpreis seit dem Tief verdoppelt. Historisch kehrte der Platinpreis immer wieder zu dem statistischen Mittelwert des Ratios zurück. Im Verhältnis zum Gold würde das einer 1,5-fachen Outperformance entsprechen und im Verhältnis zum Palladiumpreis einer siebenmal höheren Performance. Ein Katalysator für eine derartige Preisentwicklung könnte die politische Subventionierung von Wasserstofffahrzeugen sein, wofür womöglich große Mengen Platin zur Verwendung in Brennstoffzellen benötigt werden. Auch eine Verknappung der Förderung aufgrund der politisch fragilen Situation in Südafrika wären langfristig denkbar. Oder es könnte einfach in der Industrie eine Substituierung von Palladium durch das günstigere Platin stattfinden, da beide ähnliche Eigenschaften besitzen. Langfristig, auf Sicht von einer Dekade, scheint viel Fantasie in dem Platinpreis zu stecken, sodass eine Diversifizierung eines Edelmetalldepots mit bis zu 10 % Platin langfristig sinnvoll ist. Diametral gegensätzlich würden wir hingegen Palladium, das im Verhältnis zu Gold, Silber und Platin historisch teuer ist, wenig bis gar nicht in einem Edelmetalldepot berücksichtigen.
Platin ist langfristig günstig zu Gold, doch war es in den letzten Wochen stärker als dieses
Platin ist langfristig günstig zu Palladium, doch war es in den letzten Wochen stärker als dieses
Platin performte in den vergangenen Wochen viel besser als Palladium, Gold und Silber