Beim Höhenflug an den Aktienmärkten ist scheinbar kein Ende in Sicht. Umso entspannter warten Anleger auf die US-Inflationsdaten am Freitag.

Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen haben es einmal mehr geschafft, die ohnehin überschäumende Party an den Aktienmärkten weiter anzuheizen. Powell hatte auf der Pressekonferenz nach der Fed-Sitzung vom 20. März eine baldige Lockerung der Geldpolitik signalisiert.

Laut Powell hätten die Fed-Mitglieder auf der Sitzung über eine baldige Drosselung der Anleiheverkäufe diskutiert und es sei „angemessen“ die Drosselung „ziemlich bald“ durchzuführen. Für etliche Experten deutet das daraufhin, dass die Fed bereits bei der nächsten Sitzung am 1. Mai eine Ankündigung hierzu machen dürfte.

Aktuell verkauft die Fed für 95 Mrd. Dollar monatlich Anleihen, davon 60 Mrd. Dollar Staats- und für 35 Mrd. Dollar Hypothekenanleihen. Je stärker das Verkaufsvolumen insgesamt reduziert werden sollte, beispielsweise auf 70, 60, oder gar 50 Mrd. Dollar pro Monat, umso weniger Liquidität würde die Fed aus dem Finanzsystem und damit teilweise aus der Realwirtschaft abziehen, wodurch die ohnehin sehr lockeren Finanzbedingungen noch lockerer würden, was die Wirtschaft weiter ankurbeln würde.

Auf die Nachricht hin sind S&P 500 und DAX auf Rekordhochs nach oben geschossen, der Goldpreis hat tags darauf einen neuen Spitzenwert erreicht. Zuletzt hat die Notierung des Edelmetalls zwar etwas nachgegeben, dennoch notiert sie nur knapp unter dem Rekordhoch. Und jeder mögliche Rückgang der Zinsen für 10-jährige US-Anleihen, der zudem für Abwärtsdruck auf den Dollar sorgt, sollte den Goldpreis wieder nach oben treiben.

Warten auf US-Inflationsdaten…

Umso entspannter warten Investoren auf die nächsten US-Konjunkturdaten, zumal sie zuletzt gemischt ausgefallen sind. So waren die Zahlen zu den Verkäufen bestehender Häuser deutlich besser als erwartet, wohingegen jene zum Absatz neuer Häuser etwas unter den Erwartungen lagen.

Am Freitag, 29. März werden trotz des Feiertags die US-Inflationsdaten vorgelegt. Diesmal geht es allerdings nicht um die Inflationsrate, sondern den sogenannten PCE-Preisindex, sowie die Kernrate des PCE-Preisindex, die der bevorzugte Inflationsindikator der Fed ist.

Laut den Schätzungen der Volkswirte soll der Preisindex im Februar um 2,5 Prozent gestiegen sein, nach 2,4 Prozent für Januar. Zudem soll die Kernrate im Februar bei 2,8 Prozent stagnieren. Sollten die Zahlen wie erwartet ausfallen, würde es einmal mehr darauf hindeuten, dass die Inflation kaum mehr zurückgeht, sondern deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed stagniert.

Sollten die Daten allerdings besser ausfallen als erwartet, dürften die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen sinken. Das sollte die Rekordfahrt an den Aktienmärkten und bei Gold weiter anheizen. Zusätzlichen Rückenwind gäbe es, falls die möglicherweise sinkenden US-Zinsen den Dollar mit nach unten ziehen sollten.

… und die Diskussion mit Powell

Ebenfalls am Freitag findet ab 17.30 Uhr (deutscher Zeit) eine Diskussionsrunde mit Powell bei einer Konferenz der Fed von San Francisco statt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Powell etwas Neues sagt, sprich etwas anderes als nach der bislang letzten Fed-Sitzung.

Sollte Powell am Freitag seine Aussagen wiederholen, oder gar noch stärker signalisieren, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am 1. Mai klare Ankündigungen zur Drosselung der Anleiheverkäufe machen könnte, sollte der jüngste Abwärtsdruck auf die US-Zinsen anhalten, beziehungsweise sich noch etwas verstärken. Umso mehr sollte die Blase an den Aktienmärkten aufgepumpt werden, während gleichzeitig der Höhenflug beim Goldpreis weitergehen sollte.

Wie es kurzfristig mit der Notierung des Edelmetalls weitergeht, weiß niemand. Allerdings fehlt nur ein Funke, damit in den nächsten Monaten die Rekordfahrt beim Goldpreis weitergeht. Denn vielen Investoren dürfte es zusehends dämmern, dass es keinen großen Unterschied machen dürfte, ob US-Präsident Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl am 5. November wiedergewählt wird, oder aber sein Vorgänger Donald Trump.

Wer immer auch der Sieger sein und anschließend das Land regieren sollte, die USA dürften weiterhin ein hohes Haushaltsdefizit haben, allerdings dürfte es unter Trump noch schlimmer werden als bislang unter Biden ohnehin schon.

Zur Erinnerung: das Defizit liegt aktuell bei rund 6,5 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung – und das in einem Umfeld, in dem die Wirtschaft laut den offiziellen Zahlen kräftig wächst. Wie es im Falle einer möglichen Konjunkturabkühlung mit dem Haushaltsloch aussehen könnte, will ich mir lieber nicht ausmalen.

Vor diesem Hintergrund dürfte die Entwertung der Fiat-Währung Dollar klar weitergehen, während der Euro kaum besser laufen dürfte als der Greenback. Umso mehr Sinn macht es, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Ich wünsche Ihnen Frohe Ostern und ein paar schöne Feiertage!

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.