Nach dem US-Arbeitsmarktbericht hat sich die Talfahrt bei S&P500 und DAX beschleunigt. Die englische Notenbank gießt zusätzliches Öl ins Feuer. In dem Umfeld könnten die US-Inflationsdaten am Donnerstag für umso größere Kursausschläge bei Aktien und Gold sorgen.

Wo könnte nach dem Crash der vergangenen Monate der Tiefpunkt bei S&P500 und DAX sein? Das dürften sich viele Anleger fragen. Leider kann das niemand seriös beantworten, zumal das vor allem davon abhängt, wann die Fed eine mögliche Kehrtwende in Richtung langsamerer Zinserhöhungen signalisieren könnte. Da etwas Derartiges derzeit aber absolut nicht in Sicht ist, dürfte die Talfahrt an den Märkten weitergehen, woraufhin S&P500 und DAX schon bald auf neue Tiefs abrutschen dürften.

Es gibt schlicht und einfach zu viele Belastungsfaktoren für die Märkte, zuletzt hat gerade die englische Notenbank für zusätzliche Turbulenzen an den Anleihe- und damit Aktienmärkten gesorgt. Zwar hat die englische Notenbank die Obergrenze für die QE-Anleihekäufe auf täglich 10 Mrd. britische Pfund verdoppelt. Zudem kauft die Notenbank seit neuestem neben Staatsanleihen auch inflationsgeschützte Anleihen.

Allerdings hat Notenbankchef Andrew Bailey am Mittwoch, 11. Oktober bekräftigt, dass die QE-Anleihekäufe am Freitag, 14. Oktober auslaufen sollen. „Meine Nachrichten an die beteiligten (Pensions)Fonds und sämtliche Firmen ist, dass euch noch drei Tage übrig bleiben“, sagte Bailey. Das hat Investoren geradezu geschockt, denn sie wissen, dass nach dem Ende der Anleihekäufe die Kurse einbrechen dürften, sprich die Zinsen nach oben schießen dürften, womit die Krise bei den Pensionsfonds sofort zurückkehren würde.

Britische Pensionsfonds haben sich auf Pump verspekuliert

In einem Umfeld sehr niedriger Zinsen hatten die Pensionsfonds mit Hilfe von Vermögensverwaltern Anleihen und Aktien auf Kredit gekauft – sprich auf Pump spekuliert -, um so die Rendite der Fonds zu erhöhen und dabei Staatsanleihen als Sicherheit hinterlegt. Nachdem die Kurse der Anleihen aber kollabiert waren, mussten die Fonds mehr Sicherheiten bringen und haben dazu Anleihen verkauft, woraufhin deren Kurse noch mehr eingebrochen sind.

Baileys Mahnung an die Pensionsfonds bedeutet quasi, dass sie nur noch bis zum Freitag Zeit haben, um kräftig Anleihen zu verkaufen – welcher Irrwitz! Denn entgegen Baileys Plan mit dem kurzfristigen QE-Anleiheprogramm kommt es nicht etwa zu sinkenden Zinsen, vielmehr steigen die Zinsen kräftig an und treiben damit auch jene im Rest der Welt, wie in den USA, der Euro-Zone und auch Deutschland mit nach oben, was für zusätzlichen Verkaufsdruck an den Aktienmärkten sorgt. Denn in einem Umfeld deutlich steigender Zinsen werden Aktien immer unattraktiver!

Unglücklicherweise treiben die steigenden US-Zinsen auch den Dollar weiter nach oben, womit der Goldpreis von zwei Seiten deutlichen Gegenwind hat. Mit Kursen von rund 1.670 US-Dollar je Unze notiert er nur ein paar Prozent über den 30-Monats-Tiefs.

US-Arbeitsmarktbericht treibt Zinsen nach oben

Am vergangenen Freitag, 7. Oktober hatte ein überraschend starker US-Arbeitsmarktbericht für einen Kurseinbruch bei Aktien und Gold gesorgt. So waren im September 263.000 Jobs geschaffen worden, was etwas über den Schätzungen der Volkswirte von 250.000 lag. Geradezu geschockt hat Investoren allerdings, dass die Arbeitslosenquote auf 3,5 % gesunken ist, und damit das 50-Jahres-Tief egalisiert hat, anstatt wie von Experten vorhergesagt auf dem sehr niedrigen Niveau von August von 3,7 % zu verharren.

Diese Zahlen haben bei Investoren die Sorge geschürt, dass die Fed keine Kehrtwende einleiten dürfte, sondern vielmehr bei der nächsten Sitzung am 2. November die Leitzinsen erneut um 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte) auf 3,75 bis 4,0 Prozent anheben dürfte – das wäre die vierte „Jumbo“-Anhebung um 75 Basispunkte in Folge. Umso mehr würde allerdings die hochverschuldete Wirtschaft gebremst werden und umso schneller wird sie in eine Rezession abrutschen, wobei letztere umso schwerer werden sollte.

Nervöses Warten auf US-Inflationsdaten

Nach dem Einbruch am Aktienmarkt warten Investoren umso gespannter auf das Fed-Protokoll, das am Mittwochabend, 12. Oktober (20 Uhr)  veröffentlicht wird. Die Mitschrift der Fed-Sitzung vom 21. September sollte bestätigen, dass für die Fed-Mitglieder eine mögliche Kehrtwende absolut kein Thema war und die Fed-Mitglieder vielmehr ihren Kurs der deutlichen Zinserhöhung weitergehen wollen.

Am Donnerstag, 13. Oktober stehen dann die US-Inflationsdaten, die um 14.30 Uhr bekanntgegeben werden, ganz oben auf der Agenda der Investoren. Volkswirte gehen davon aus, dass die Verbraucherpreise im September um 8,1 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind, was ein leichter Rückgang gegenüber den 8,3 % für August wäre. Allerdings sollen die um Energie und Nahrungsmittel bereinigten Verbraucherpreise, sprich die Kernrate, um 6,5 % geklettert sein, nach 6,3 % für August. Damit würden die Zahlen zeigen, dass es abgesehen vom Rückgang der Energiepreise einen breitangelegten Preisauftrieb gibt.

Je nachdem wie die Daten ausfallen sollten, dürfte es zu kräftigen Ausschlägen an der Börse kommen. Sollten die Inflationsdaten deutlich niedriger sein als erwartet, gerade bei der Kernrate, könnte es kurzfristig einen deutlichen Einbruch bei den US-Zinsen geben, woraufhin im Gegenzug S&P500, DAX und Gold kurz nach oben schießen könnten. Allerdings dürften anschließend die Rezessionssorgen der Investoren schnell wieder zurückkehren, woraufhin die Aktienmärkte wieder schnell nach unten drehen sollten.

Sollten die Inflationsdaten hingegen höher ausfallen als erwartet, gerade bei der Kernrate, dürften die US-Zinsen nach oben schießen, woraufhin S&P500, DAX und Gold einknicken dürften. Umso genauer werde ich mir die Daten anschauen.

Und anschließend gilt es am Freitag und gerade am kommenden Montag, 17. Oktober zu schauen, was bei den Zinsen für britische Anleihen passiert. Je stärker sie nach oben schießen sollten, umso größer sollten die Turbulenzen an den weltweiten Aktienmärkten sein. Meiner Meinung nach kann die englische Notenbank aus dem QE-Gelddruckprogramm nicht mehr aussteigen!

Ich fürchte, dass die Talfahrt an den Aktienmärkten, sowie beim Euro gegenüber dem US-Dollar weitergehen wird. Umso wichtiger ist es in dem Umfeld, physisches Gold zu besitzen. Es hat in den vergangenen Monaten hervorragend gegen den anhaltenden Kollaps des Euro und die horrende Inflation von zuletzt 10 % geschützt. Da die Talfahrt des Euro in den nächsten Monaten weitergehen dürfte, was die Inflation zusätzlich anheizen würde – Experten sagen für Frühjahr 2023 Höchstwerte von rund 13 % vorher -, sollte es sich lohnen, die nächsten Wochen und Monate zu nutzen, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.