Nach der Party an den Aktienmärkten ist zuletzt etwas Nervosität aufgekommen. Umso wichtiger werden die Ergebnisse der Fed-Sitzung am Mittwochabend und jene der EZB-Sitzung am Donnerstagnachmittag.

Etliche Faktoren haben dazu geführt, dass es am Dienstag, 2. Mai zu kleinen Turbulenzen bei S&P 500, Nasdaq und DAX gekommen ist. Zuvor hatte der DAX noch die Rekordhochs von Anfang 2022 ins Visier genommen, während die US-Indizes jeweils in die Nähe der Acht-Monats-Hochs geklettert waren. Was war dann am Dienstag passiert?

Einerseits hat sich die US-Bankenkrise weiter verschärft, andererseits gab es ein paar schwache US-Konjunkturdaten, die Investoren verunsichert hatten. Zwar war die insolvente Regionalbank First Republic auf Druck der Einlagensicherung FDIC an JPMorgan verkauft worden. Damit war die Bankenkrise aber keineswegs gelöst, vielmehr haben Investoren gleich begonnen zu spekulieren, welches kleine oder mittlere Institut als nächstes das Schicksal der First Republic erleiden könnte, woraufhin die Papiere von PacWest., Western Alliance und Zions eingebrochen waren.

In dem Umfeld sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen. Im Gegenzug war Gold als sicherer Hafen plötzlich gefragt, woraufhin der Preis auf mehr als 2.000 Dollar je Unze nach oben geschossen ist. Meiner Meinung nach sollte es nicht mehr lange dauern, bis die Notierung des Edelmetalls einen Angriff auf das Rekordhoch vom August 2020 bei rund 2.075 Dollar startet.

Ich habe in den vergangenen Wochen und Monaten wiederholt gewarnt, dass weiterhin keine Lösung der US-Bankenkrise in Sicht ist und sie sich vielmehr weiter verschärfen dürfte, weil die Einlagen der Institute weiterhin dahinschmelzen wie das Eis in der Sonne, während es gleichzeitig eine Menge fauler Kredite bei Gewerbeimmobilien gibt. Um das Problem zu lösen, müsste das Finanzministerium sämtliche Einlagen bei allen Banken, also gerade auch bei den kleinen und mittleren, garantieren.

Allerdings sieht es derzeit nicht danach aus, dass sich die Demokraten von US-Präsident Joe Biden mit den oppositionellen Republikanern darauf einigen könnten. Und wie das im Zweifelsfall finanziert werden könnte, ist auch völlig unklar. Die einzige Möglichkeit ist, dass die Fed im Notfall einmal mehr Billionen von Dollar druckt. Zudem müsste die Fed massiv Anleihen aus dem Bereich Gewerbeimmobilien kaufen, um so die Kurse künstlich stark nach oben zu manipulieren, und die Sache unter Kontrolle zu bringen. Und schon wären alle Probleme „gelöst.“ Toll!

Daten vom US-Arbeitsmarkt senden Schwächesignale

Der zweite Belastungsfaktor für die Märkte waren – wie oben geschrieben – ein paar schwache US-Konjunkturdaten. So war die Zahl der offenen Stellen im März um 384.000 gegenüber dem Vormonat auf 9,59 Mio. eingebrochen. Das lag zwar im Rahmen der Erwartungen, allerdings war das das niedrigste Niveau seit April 2021.

Damit rückt das Rekordhoch vom März 2022 von 12,0 Mio. zügig in weite Ferne. Ich habe in den vergangenen Monaten wiederholt prognostiziert, dass es zügig in Richtung 9 Mio. gehen dürfte und anschließend in Richtung 8 Mio.. Das würde zeigen, dass sich der US-Arbeitsmarkt immer schneller abkühlt.

Wenig erfreut waren Investoren zudem von den Daten zu den US-Industrieaufträgen. Sie waren im März um lediglich 0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, das lag unter den Schätzungen der Volkswirte, die ein Plus von 1,3 Prozent vorhergesagt hatten. Dass der Rückgang von 0,7 Prozent für Februar auf minus 1,1 Prozent nach unten korrigiert worden ist, sollte auch niemanden überraschen. Damit lagen die Industrieaufträge im März um nur noch 1,4 Prozent über dem Vorjahresniveau, das war das geringste Wachstum seit Februar 2021. Wenn man dann noch die hohe Inflation berücksichtigt dann ist schnell klar, dass die realen Orders deutlich schrumpfen.

Zudem gibt es einen weiteren Risikofaktor für die US-Wirtschaft und damit den Aktienmarkt: dass bislang keine Einigung der Politiker auf eine Erhöhung der Schuldenobergrenze in Sicht ist. Je länger sich eine Einigung allerdings hinauszögert, umso größer wird aber die Unsicherheit, was die Märkte eigentlich belasten müsste.

Warten auf Fed-Sitzung

Umso gespannter warten Investoren auf die Fed-Sitzung am Mittwochabend, 3. Mai. Viele Investoren gehen davon aus, dass die Fed den Leitzins um 25 Basispunkte auf 5,0 bis 5,25 Prozent anheben dürfte. Viele Anleger erwarten zudem, dass das die letzte Erhöhung in diesem Zyklus ist. Umso überraschter wären Investoren, wenn die Fed möglicherweise eine weitere Erhöhung für die nächste Sitzung am 14. Juni signalisieren würde.

Die allererste Frage auf der Pressekonferenz mit Fed-Chef Jay Powell müsste sein, wie er die Bankenkrise einschätzt. Es würde mich nicht überraschen, wenn Powell behaupten würde, dass in der Branche alles in Ordnung sei  und das Finanzministerium, die FDIC und die Fed alles unter Kontrolle hätten – damit würde der Fed-Chef allerdings einmal mehr fantasieren. Derartige Aussagen dürften bei Investoren nicht gerade gut ankommen, sie dürften dann umso stärker die Aktien von Regionalbanken verkaufen, woraufhin die Papiere umso mehr abstürzen würden, woraufhin die Krise schnell weiter eskalieren würde.

Zudem dürfte Powell gefragt werden, ob die Fed den Leitzins tatsächlich bis zum Jahresende auf dem erhöhtem Niveau belassen möchte. Ich fürchte Powell wird einmal mehr sagen, dass die Fed genau das vorhat. In dem Fall dürften allerdings die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen einbrechen, weil Investoren befürchten, dass die Fed durch die hohen Leitzinsen die Wirtschaft in eine Rezession treiben dürfte. Bei einem Einbruch der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen sollte im Gegenzug der Goldpreis nach oben springen.

Nach Fed- ist vor EZB-Sitzung

Tags darauf am Donnerstag, 4. Mai rückt dann die EZB-Sitzung stark in den Fokus. Die EZB ist in den vergangenen Monaten der Fed hinterhergehechelt, nachdem die EZB anfangs noch viel zögerlicher auf die herben Inflationsraten reagiert hatte als die Fed. Im April ist die Rate in der Eurozone leicht gestiegen auf 7,0 Prozent nach 6,9 Prozent für März. Hingegen ist die Kernrate, also bereinigt um Nahrungsmittel und Energie, im April leicht gesunken auf 5,6 Prozent gegenüber dem Rekordhoch von 5,7 Prozent für März. Das zeigt, dass es weiterhin einen enormen Inflationsdruck gibt.

Investoren gehen davon aus, dass die EZB den Leitzins nun um 25 Basispunkte auf 3,75 Prozent anheben wird, der Einlagenzins soll ebenfalls um 25 Basispunkte auf 3,25 Prozent angehoben werden. Zudem erwarten viele Anleger, dass die EZB anschließend bis zum Sommer die Zinsen um weitere 50 Basispunkte anheben dürfte. Ich bin gespannt, was die EZB für die darauffolgende Sitzung am 15. Juni ankündigen wird.

Wird die Notenbank eine weitere Anhebung signalisieren? Das dürfte nicht zuletzt davon abhängen, ob die Bankenkrise aus den USA nach Europa überschwappt. Falls es dazu kommen sollte, dürfte das Thema weiterer Zinserhöhungen der EZB schneller vom Tisch sein, als ich bis drei zählen kann.

Ich warte ganz entspannt auf die Fed- und die EZB-Sitzung, tags darauf folgt am Freitag der wichtige US-Arbeitsmarktbericht. In dem Umfeld werde ich ganz genau beobachten, wie es mit den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen und dem Dollar weitergeht. Sollte gerade Powell einmal mehr völlig wirr daherreden, dürften die US-Zinsen einbrechen und damit den Dollar mit nach unten reißen. Umso stärker sollte der Goldpreis dann nach oben schießen.

Wie auch immer die Sitzungen der führenden Notenbanken in dieser Woche ausgehen werden, in einer hochverschuldeten Welt bleiben die mittel- und langfristigen Aussichten für Gold hervorragend. Denn umso niedriger müssen die Zinsen langfristig sein, um zu verhindern, dass das riesige Schuldenhaus zusammenbricht. Und umso mehr wird dadurch die Inflation angeheizt, wodurch die Schulden entwertet werden. Daher ist jeder Tag genau der richtige, um die Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.