Der Goldpreis fiel am Freitag stark bis ins Tief auf 1.973 US-Dollar und verbuchte damit seine schlechteste Handelswoche seit Februar, nachdem sich ein weiteres Mitglied der US-Notenbank hawkish geäußert hatte und folgend die Wahrscheinlichkeit für mindestens eine weitere Zinserhöhung anstieg. Nach den Fed Funds Futures liegt die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Zinsschritts um 25 Basispunkte am 3. Mai nun bei 89 %. Die Präsidentin der US-Notenbank von Cleveland, Loretta Mester, war die letzte der Fed-Chefs, die sich für eine weitere Zinserhöhung aussprach und nun forderte, dass die Politik mit einem Leitzins von über 5 % etwas weiter in den Bereich der Straffung gehen müsse. In der Vorwoche hatten erst Fed-Vertreter wie Christopher Waller und John Williams eine weitere Anhebung des US-Leitzinses gefordert.
Nun stellt sich der Markt die Frage, ob der Goldpreis seine Rallye des letzten halben Jahres fortsetzen kann, nachdem diese im letzten Monat bereits an Fahrt verloren hat, da die Zweifel an einer Zinspause und insbesondere einer Zinssenkung der US-Notenbank in diesem Jahr wachsen.
Primär waren es die Schwäche des US-Dollars und die Hoffnung, dass der Hochpunkt der Inflation es der US-Notenbank erlauben würde, von weiteren Zinserhöhungen Abstand zu nehmen oder diese gar wieder zu senken, die die Rallye am Goldmarkt getrieben hatten. Gegensätzlich waren es die aggressive Rhetoriken der Fed und der EZB, sowie auf Anzeichen für eine anhaltend hohe Inflation im Vereinigten Königreich und in der Eurozone, die eine Fortsetzung der Rallye bisher verhinderten. Zudem setzten Gewinnmitnahmen ein, nachdem der Goldpreis im letzten halben Jahr in der Spitze um 440 US-Dollar angestiegen war, was einem Plus von 26 % entsprach.
Dass der starke Anstieg der Erzeugerpreise in Deutschland mit in der Spitze 46 % zum Vorjahr nicht ewig weitergehen und wieder genauso schnell zurückkommen dürfte, war zu erwarten. Die letzte Woche veröffentlichten Produzentenpreise für Deutschland stiegen im März nur noch um 7,5 % zum Vorjahr an, während es im Vormonat noch 15,8 % waren. Insgesamt fielen die Erzeugerpreise zum Vormonat um 2,6 %, während diese im Vormonat noch ein Minus von 0,3% verzeichneten.
Der Preissteigerungsdruck auf die Produzentenpreise nimmt ab
Auch die finalen Verbraucherpreise für die Eurozone im März fielen in der letzten Woche auf 6,9 %, entsprechend der Markterwartung von 6,9 %. Im Vormonat stiegen die Preise noch um 8,5 % zum Vorjahr an. Dies entspricht einem Preisanstieg von 0,9 % zum Vormonat, wobei die Preise im März noch mit 0,8 % anstiegen. Angesichts der noch immer hohen Inflation im Euroraum sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einer aggressiven Rede am Donnerstag: „Wir müssen alles tun, um die Inflation wieder auf das 2 %-Ziel zu bringen.“ Dies verhinderte, dass der Euro einen mittelfristigen Aufwärtstrend in der letzten Wochen nach unten durchbrach.
Die Inflationsrate der Eurozone sank im März auf 6,9 %, während der Leitzins der EZB bei 3,5 % lag
Obwohl die neuesten Verbraucherpreise in der letzten Woche eine weitere Abkühlung der Inflationsrate zeigen, konnte der Goldpreis nicht mehr davon profitieren, was eine gewisse Erschöpfung am Goldmarkt zeigt. Dies verwundert nicht, nachdem der Goldpreis in der Spitze um über 440 US-Dollar (+26 %) binnen eines halben Jahres angestiegen war und nun die bereits eingepreisten Hoffnungen des Marktes auf Zinssenkungen schwinden.
Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA wurden am Donnerstag veröffentlicht und lagen mit 245 Tsd. im Rahmen der erwarteten 240 Tsd., wobei es auch im Vormonat 240 Tsd. neue Jobsuchende gab. Auch hier gab es in der letzten Woche keine neuen Impulse für den Goldpreis.
Die großen Gewinner der letzten Handelswoche waren hingegen der Platinpreis mit einem Plus von 7,8 % und Palladium, das um 6,5 % nach dem Bruch eines halbjährigen Abwärtstrends in einem kleinen Short-Squeeze nach oben schnellte.
Die weitere mittelfristige Entwicklung am Edelmetallmarkt dürfte von der Entwicklung des US-Dollars abhängen. Sollte diesem der Sprung über den letzte Woche erneut getesteten Abwärtstrend gelingen, was womöglich eine Dollarstärke den Sommer über nach sich ziehen würde, so wäre eine weitere Korrektur am Edelmetallmarkt wahrscheinlich. Fällt der US-Dollar hingegen weiter, so dürften die Edelmetalle ihre aktuellen Preisniveaus in den nächsten Wochen und Monaten verteidigen können.
Der Goldpreis in US-Dollar handelt aufgrund des schwachen US-Dollars noch immer nahe seinem Allzeithoch
Dass sich viele Zentralbanken der Schwellenländer vom US-Dollar und von anderen Fiat-Währungen abwenden, zeigt einen übergeordneten Trend der den US-Dollar langfristig schwächen wird, worauf der Goldpreis diametral gegensätzlich profitieren dürfte. Gold ist ein sicherer Hafen, dessen Performance besser war als die des S&P 500 in den letzten 22 Jahren. Jedes Depot sollte daher eine Allokation in Gold haben. Gute Spekulanten sollten zudem immer nach Rücksetzern am Goldmarkt ihr gesamtes Portfolio gegen eine Währungsabwertung zu Gold hedgen, was der einfachste Weg ist, um Vermögen vor der Inflation zu schützen und zusätzlich eine Outperformance zu erzielen.