Einer Achterbahnfahrt gleich stiegen die Edelmetallpreise in der ersten Handelswoche des neuen Jahres erst an, um später crashartig einzubrechen. Zu Wochenbeginn ging es mit einem Anstieg des Goldpreises um 60 US-Dollar auf 1.960 US-Dollar steil nach oben in der Spitze. Am Mittwoch wendete sich das Blatt und bis zum Wochenschluss fiel der Goldpreis wieder um 130 US-Dollar auf 1.830 US-Dollar im Tief. Auf Eurobasis testete der Goldpreis wieder die wichtige Kreuzunterstützung bei 1.500 Euro je Feinunze. Der Silberpreis handelte im Hoch bei 28 US-Dollar und am Freitag im Tief bei 24,50 US-Dollar (-12,5 %). Es sind verschiedene kurzfristige Faktoren, die allesamt gleichzeitig für diesen Rücksetzer gesorgt haben. Das fundamentale Umfeld für einen starken Anstieg des Goldpreises in diesem Jahr hat sich hingegen verbessert, da sich zum Jahresbeginn die politische und ökonomische Lage weltweit deutlich verschlechtert hat.

Am Mittwoch hatten die Demokraten in den USA bei der Wahl in Georgia beide Sitze im Senat gewonnen Beide Parteien halten nun 50 % der Sitze im Senat., Es wird massive Steueranhebungen geben, der Green New Deal wird umgesetzt werden, sowie die Sozial- und Staatsausgaben explodieren. Biden kündigte bereits an, den Mindestlohn auf 15 US-Dollar anheben zu wollen, was die Arbeitslosigkeit besonders bei Niedrigqualifizierten erhöhen wird. All dies wird schlecht für die Wirtschaft, das Wachstum und den Wohlstand in den USA sein, wobei der US-Dollar seine Talfahrt mit erhöhter Geschwindigkeit fortsetzen wird. Der Goldpreis muss und wird folglich auch im neuen Jahr weiter ansteigen, weshalb dieser kurze Rücksetzer eine Kaufmöglichkeit darstellt. Der Wahlausgang ist sehr bullisch für Gold, weshalb sich viele die Frage stellen, warum der Goldpreis in der zweiten Wochenhälfte so massiv eingebrochen ist.

Kurzfristiger Preiseinbruch und die Ursachen

Es gibt viele Faktoren, die kurzfristig diesen Preiseinbruch verursacht haben. Der wichtigste Punkt ist die extreme Spekulation am Terminmarkt, die sich in den letzten vier Monaten der Korrektur nicht abgebaut hat. Nach dem starken Anstieg des Goldpreises um über 700 US-Dollar binnen der letzten anderthalb Jahre, der viele Spekulanten in den Goldmarkt gezogen hat, weigerten sich Spekulanten bisher, aufgrund des unvermindert bullischen Umfelds, Gewinne mitzunehmen. Wenn alle Spekulanten bereits gekauft haben, fehlen in der Regel neue Käufer am Terminmarkt, die den Preis kurzfristig weiter nach oben treiben könnten. Gleichzeitig gibt es ein erhöhtes Risiko für einen Preiseinbruch bei einer Reduzierung dieser spekulativen Position, wenn kurzzeitig die Investmentnachfrage nach ETF-Produkten sowie Münzen und Barren abflaut.

Wäre der Terminmarkt bereits von bullischer Spekulation bereinigt gewesen, so wäre ein gleichartiger Preiseinbruch sehr unwahrscheinlich gewesen. Aufgrund dieser unvermindert hohen spekulativen Beteiligung hatte ich vor einem nochmaligen kurzfristigen Rücksetzer gewarnt. Sollte sich die Spekulation nicht über die Amplitude bereinigen, so ist es gut möglich, dass sich die Konsolidierung auf hohem Niveau noch einige Wochen oder Monate fortsetzten wird, bis es letztlich zu einem Ausbruch kommt und sich die Goldhausse fortsetzten wird.

Gold Commitments of Traders 11.01.2021

Die Spekulation ist immer noch extrem hoch am Goldmarkt und eine kurzweilige Bereinigung fehlt noch

Die physische Nachfrage ist aktuell unvermindert schwach. Nachdem die ETF-Produkte im letzten Jahr rekordhohe Zuflüsse von über eintausend Tonnen binnen eines Jahres verzeichneten, verwundern Abflüsse aufgrund von Gewinnmitnahmen und der Suche nach mehr Rendite nicht. Im November sanken die ETF-Bestände um 107 Tonnen und bis zum 18. Dezember gab es weitere Abflüsse.

Gold-ETF 11.01.2021

Auch im Dezember gab es weitere Abflüsse aus den Gold-ETF-Produkten | Quelle: World Gold Council

Nebst der relativ geringen Schmucknachfrage im Umfeld der Wirtschaftskrise ist also die Investmentnachfrage kurzfristig rückläufig und zusätzlich fehlen weiterhin die sonst stabilen Nettokäufe der Zentralbanken. Diese hatten im November ihre Bestände wieder um netto 6,5 Tonnen abgebaut, nachdem sie erstmals seit zehn Jahren im August und September wieder als Nettoverkäufer am Markt aufgetreten waren. In den Jahren davor hatten die Zentralbanken durchschnittlich 40 Tonnen Gold pro Monat akkumuliert.

Zentralbanken sind Nettoverkäufer von Gold 11.01.2021

Die Zentralbanken waren im November wieder Nettoverkäufer von Gold

Ein Anstieg der Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen von 0,9 % auf 1,11 % in der letzten Woche ist ein weiterer Grund, warum der Goldpreis unter Druck kam. Solange die Konsumentenpreise noch nicht stark steigen, könnten einige Investoren Staatsanleihen als sicheren Hafen und Alternative zu Gold betrachten. Doch diese alte Korrelation wird sich bald schon auflösen und der Goldpreis mit steigenden Zinsen ansteigen.

Die Fed kann ihren Leitzins nicht anheben, doch werden die Marktzinsen aufgrund der Inflation der Geldmenge ansteigen. Die Notenbanken können darauf nur mit dem weiteren Drucken von Geld reagieren, um einen Anstieg der Zinsen zu verlangsamen. Dies ist jedoch ein Teufelskreis, in dem alle Notenbanken weltweit gefangen sind, der in weiter steigenden Zinsen und einer massiven Abwertung der staatlichen Fiat-Währungen enden wird. Die US-Wirtschaft wird darunter massiv leiden, da sich Fehlallokationen bereinigen und auch sonst gesunde Unternehmen mitgerissen und bankrottgehen werden. Die steigenden Zinsen werden diesmal jedoch primär inflationsinduziert sein, weshalb der Leitzins real negativ sein wird. Diese bevorstehende Stagflation ist das am meisten bullische Umfeld für den Goldpreis, dass man sich vorstellen kann. Diesen logischen Ablauf der Ereignisse hatte ich bereits in den letzten drei Jahren unermüdlich prognostiziert. In einem ähnlich stagflationären Umfeld der siebziger Jahre stieg der Goldpreis um mehr als das Zwanzigfache an.

Dashboards 11.01.2021

Der steigende Bitcoin und die steigenden Zinsen sind kurzfristig ein weiterer Belastungsfaktor für Gold

Blasen ziehen Geld an und stehen kurzfristig in Konkurrenz zum Gold. Dank der Liquidität, die über die Märkte schwappt und Impfstoffe, die auf den Markt kommen, erwarten viele Fondsmanager eine zunehmende Erholung der Wirtschaft und der Risikoappetit der Investoren steigt. Tesla explodierte seit dem Crash im März um 900 % und ist höher bewertet als alle anderen Automobilkonzerne zusammengenommen. Dazu kommt, dass viele Investoren glauben, Kryptowährungen könnten ebenfalls einen sicheren Hafen bieten, so wie Gold, bei jedoch höherer Rendite. In den letzten drei Monaten wurden hunderte Milliarden Euro seitens institutioneller Investoren primär in Bitcoin investiert, weshalb dieser um über 300 % auf über 40.000 US-Dollar anstieg. Die gesamte Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen erreichte erstmals eine Billionen US-Dollar. Auch dies lenkt Investoren, die sonst womöglich in Gold und Goldminen investiert hätten, in andere Märkte ab.

Dies wird sich jedoch ändern, denn die Illusion am Aktienmarkt wird sich mit steigenden Zinsen in Luft auflösen, die Blasen platzen und die Aktienmärkte werden real fallen, während der Goldmarkt und die Minenaktien wieder attraktiv werden und zunehmend von Investoren nachgefragt werden. Die Goldhausse steht erst an ihrem Anfang und wir sehen angesichts der katastrophalen Lockdown-Politik, der explodierenden Staatsausgaben und ausufernden Stimulus-Programme den Goldpreis schon in diesem Jahr Richtung 2.400 US-Dollar marschieren, wobei die Minenaktien mit einem überproportionalen Anstieg darauf reagieren werden.

Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.