Der Kollaps der schlecht gemanagten und einseitig auf den Tech-Sektor ausgerichteten Silicon Valley Bank infolge eines Bank Runs, hatte die Finanzmärkte in Aufruhr versetzt. Unbegrenzte Garantien für alle Kundeneinlagen, sowie die Möglichkeit Anleihen bei der Fed gegen frische Liquidität zu parken, sicherten die Finanzmarktstabilität und glätteten am Dienstag kurzzeitig die Wogen. Nach den USA zählten Spekulanten jedoch ab Mittwoch die Europäische Banken an, allen voran die Schweizer Großbank „Credit Suisse“, sodass die Angst vor einer systemischen Bankenkrise wie in 2008 erneut aufflammte. Gold wurde als sicherer Hafen gesucht und stieg infolgedessen auf 2.000US-dollar an, da die Märkte bereits mit einer Rettung durch Regierungen und Notenbanken rechneten.
50 Milliarden Franken an Krediten der Schweizer Nationalbank (SNB) für die taumelnde Credit Suisse reichten am Freitag nicht aus, um die Panik in den Griff zu bekommen. Nach weiteren massiven Kapitalabflüssen entging die durch Missmanagement an den Rand des Bankrotts gebrachte Großbank einer Verstaatlichung nur knapp, nachdem am Sonntag die UBS eine Übernahme für drei Milliarden Franken angekündigt hatte. Für die „Übernahme“ unkalkulierbarer Risiken in den Büchern der Credit Suisse erhält die UBS von der SNB zusätzliche Liquiditätshilfen bis zu 200 Milliarden Franken. Zudem leistet der Bund eine Garantie von neun Milliarden Franken für potenzielle Verluste größer als 5 Milliarden Franken der UBS, die durch die Übernahme entstehen, wofür der Steuerzahler letztlich aufkommen muss.
„Die Behörden mussten Maßnahmen ergreifen, um schwere Schaden für den Schweizer und internationalen Finanzmarkt abzuwenden“, so die eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma)
Ähnlich äußerte sich EZB-Chefin Christine Lagarde: „Die Maßnahmen sind entscheidend für die Wiederherstellung geordneter Marktbedingungen und die Gewährleistung der Finanzmarktstabilität.“ Unterdessen haben die Notenbanken der EU, Japans, Großbritanniens und Kanadas eigene Maßnahmen zur Stabilisierung des Finanzsystems angekündigt. Zudem wollen die Notenbanken den Zugang zu US-Dollar weltweit erleichtern, da es aktuell einen erhöhten Liquiditätsbedarf gibt. Vergangene Woche hatten US-Banken eine Rekordsumme in Form von kurzfristigen Krediten bei der Fed geliehen, die den Rekordwert aus der Bankenkrise von 2008 noch übertraf.
Die Notenbanken reagierten diesmal viel schneller als in der Bankenkrise von 2008 und noch schneller als nach dem Einbruch der Märkte durch die staatlich angeordneten Lockdowns in 2020. Binnen einer Woche hat man jedes Feuer im Bankensystem ausgetreten und die Märkte vorsorglich mit Garantien und Liquidität geflutet. Die Maßnahmen sollten ausreichen, um einen weiteren Sturm auf die Banken, sowie Gefahren für die Finanzmarktstabilität zu verhindern, sodass sich die Finanzmärkte in dieser Woche beruhigen dürften.
Moralisches Risiko
Der seit 2008 bei den Notenbanken und Regierungen Stück um Stück eingezogene Automatismus planwirtschaftlicher Staatseingriffe in den Markt und der scheinbar immer bedenkenlosere Umgang mit dem Geld der Steuerzahler, stimmt jedoch bedenklich. Was vor zwanzig Jahren noch als sozialistischer Eingriff in den Markt verpönt und undenkbar war, ist mittlerweile gängige Praxis und gesellschaftlich akzeptiert. Garantien des Bundes für die Übernahme durch die UBS scheinen auf den ersten Blick eine bessere Lösung zu sein als eine Verstaatlichung. Auf den zweiten Blick erscheint jedoch ein neues Problem, da durch die Übernahme einer Zombie-Bank nun ein Banken-Monster entsteht, das „too big to fail“ ist, um von einer anderen Bank gerettet werden zu können, womit letztlich der Staat und somit der Schweizer Steuerzahler bei einem Bankrott einspringen müsste.
Ein Teil der unwiederbringlichen Verluste der SVB und der Credit Suisse die auf die Garantien des Staates entfallen, werden nun entweder über direkte Steuern oder die indirekte Inflationssteuer auf die breiten Schultern der Steuerzahler gelegt. Da selbst kleine Regionalbanken, wie die SVB, nicht mehr in vollen Umfang das Risiko ihrer unternehmerischen Entscheidungen tragen müssen, da letztlich der Staat, bzw. der Steuerzahler dafür eintreten, sendet dies ein falsches Signal an die Bankenwelt. Dies führt dazu, dass künftig noch größere Risiken eingegangen werden, was langfristig die Stabilität von Wirtschaft und Finanzsystem noch stärker gefährdet.
Dabei sind die ursächlichen Probleme leicht zu identifizieren. Jede Rezession, die immer mit einer Kontraktion der Geldmenge durch Kreditausfälle am Ende eines Konjunkturaufschwungs einhergeht, führt zu Bankenpleiten. Früher waren diese Bankrotte jedoch keine Gefahr für das Geldsystem, da es auf Gold basierte und der Ausweitung des Zirkulationskredits im Bankensystem so eine natürliche Grenze gesetzt wurde. Sicherlich gab es auch damals Dominoeffekte unter jenen Banken, die ihr Eigenkapital zu stark hebelten, doch das Wissen um die möglichen Risiken bis hin zum Bankrott, zwang die Banken ihre Risiken zu managen.
Erst nachdem die USA die Golddeckung des US-Dollars im Jahr 1971 auflösten und von nun an die Kreditgeldmenge grenzenlos ausgeweitet werden konnte, destabilisierte sich das Finanzsystem zunehmend mit destruktiven Folgen für die Wirtschaft und den Wohlstand weltweit. Ohne den zyklischen Aufbau immer größerer Fehlallokationen, die immer stärkere Krisen und so immer größere Nettowohlfahrtsverluste erzeugten, wäre die Welt heute viel wohlhabender und technologisch fortgeschrittener als sie es heute ist.
Es zeigt sich bisher keine Trendwende in der Schuldenpolitik der westlichen Regierungen, sowie dem Trend die selbst erzeugten Probleme durch das Drucken von Geld aus dem Nichts lösen zu wollen. Diese utopischen Ideen stoßen zunehmend an ihre Grenzen und werden von der Realität eingeholt, während Wirtschaft und Finanzsystem immer instabiler werden. Wenn das entschiedene Vorgehen der Notenbanken und Regierungen im Fall der Credit Suisse und der Silicon Valley Bank eines zeigt, dann dass die Regierungen in den letzten 15 Jahren seit der Pleite von Lehman Brothers und der großen Finanz- und Bankenkrise nichts hinzugelernt haben und nicht willens sind schmerzhafte, aber richtige Entscheidungen zu treffen.
Stattdessen tritt man die Dose weiter die Straßen hinunter, indem man Geld aus dem Nichts erzeugt. Nach den neuen Eingriffen ist eines jedoch offensichtlich. Die Staaten und deren Notenbanken werden auf die unmittelbar bevorstehende weltweite Rezession wieder mit dem Drucken von Geld aus dem Nichts reagieren, so wie sie es seit 2008 praktizieren. Nach einer Verzehnfachung der Kreditkosten durch den inflationsinduziert starken Anstieg der Zinsen, sind neue QE-Programme am fernen Horizont bereits sichtbar. Daher sollte man weiter in Gold investieren und einen nun möglichen Rücksetzer in den nächsten Wochen für neuerliche Käufe nutzen, denn mit weiteren QE-Programmen wird der Goldpreis in der bevorstehenden Stagflation sicher neu Höhen erklimmen, während die Kaufkraft der Fiat-Währungen weiter schwindet.
Kurzfristiger Ausblick
Nachdem die Notenbanken die Feuer im Bankensystem mit viel Geld ausgetreten haben, dürfte sich die Lage an den Finanzmärkten kurzfristig auf Sicht der nächsten Wochen und Monate beruhigen. Die EZB hatte vergangenen Donnerstag, unbeeindruckt von der Aufregung um eine vermeintliche Bankenkrise, ihren Leitzins um weitere 0,5 % auf 3,5 % aufgehoben, wovon der Euro jedoch nicht profitieren konnte.
Es ist nun gut möglich, dass auch die US-Notenbank am Mittwochabend ihren Leitzins um 25 Basispunkte anheben wird, wofür die Märkte aktuell anhand der Fed Funds Futures eine Wahrscheinlichkeit von 65 % einpreisen. In diesem Fall dürften einige Investoren, die aufgrund der Panik in der letzten Woche mit keinen weiteren Maßnahmen rechnen, auf den falschen Fuß erwischt werden. Gibt es eine Zinsanhebung, so dürfte der US-Dollar wieder zulegen und viele falsche Annahmen neu eingepreist werden – ebenso wie das Ausbleiben einer neuen Bankenkrise.
Der Goldpreis könnte daraufhin in den nächsten Wochen und Monaten den starken Anstieg um 200US-dollar in den letzten 7 Handelstagen erst einmal korrigieren und ihm der Silberpreis folgen, worauf man sich jetzt gefasst machen sollte. Insgesamt stieg der Goldpreis seit Ende Oktober um 400US-dollar bzw. 25 % an, was sehr viel ist und nach einer solchen Rallye Rücksetzer jetzt wieder natürlich und durchaus wahrscheinlich sind, sofern keine neuen exogenen Faktoren aus dem Nichts erscheinen.