Der Gold- und der Silberpreis wurden in der vergangenen Handelswoche nach unten getrieben, nachdem sich zum Ende der Vorwoche bereits eine relative Schwäche zeigte und erste Aufwärtstrends gebrochen wurden. Die Analyse der Terminmarktdaten ergab, dass der Preisrutsch nicht aufgrund von Gewinnmitnahmen von Spekulanten am Terminmarkt erzeugt wurde, sondern von einem plötzlichen Überangebot am physischen Markt. Von seinem Allzeithoch bei 2.075 US-Dollar brach der Goldpreis am Dienstag im Tief auf 1.862 US-Dollar ein. Binnen 24 Stunden fiel der Goldpreis um 180 US-Dollar (- 8,9 %) bis Mittwochmorgen.
Da es in den Vorwochen ein anhaltendes Defizit am physischen Goldmarkt gab, welches der Haupttreiber der Rallye war, stellt sich die Frage: Woher kam das plötzliche Angebot am physischen Markt, das den Preis so extrem nach unten drücken konnte? Gute Wirtschaftsdaten und der russische Impfstoff wurden dafür verantwortlich gemacht, doch das scheint zu kurz gegriffen zu sein. Ein Eingreifen der Notenbanken und des Plunge Protection Team (offiziell: „President’s Working Group on Financial Markets“) ist angesichts der Umstände des Einbruchs wohl eher wahrscheinlich. Wäre dies ein natürlicher Long Drop spekulativer Positionen am Terminmarkt aufgrund guter Daten gewesen, hätte der neueste Commitments of Traders Report der US-Terminmarktaufsicht von Freitag eine entsprechende Bereinigung gezeigt, die es jedoch nicht gab. Außerdem zeigte sich das Überangebot und die Schwäche bereits zwei Tage zuvor.
Es war zu vermuten, dass die Notenbanken der Rallye am Gold- und Silbermarkt nicht ewig tatenlos zusehen werden, sondern früher oder später ihr Geldmonopol verteidigen und den Preisanstieg der monetären Edelmetalle etwas ausbremsen werden. Nachdem die psychologische Stimmungslage auf dem Siedepunkt angelangt und selbst Silber eines der am stärksten gehandelten Positionen bei dem von US-Kleinanlegern beliebten Broker Robin Hood war, wurde das bullische Sentiment der Spekulanten mit einem heftigen Schlag binnen eines Tages zerstört. Der Silberpreis wurde binnen 24 Stunden sogar von 29,20 US-Dollar auf 23,45 US-Dollar (- 20 %) nach unten gedrückt. Trendfolgend agierende Dip-Käufer mit wenig Erfahrung und einem schlechten oder keinem Money-Riskmanagement, dürfte dieser Einbruch zum Verhängnis geworden sein. Auch wenn kein großer Long-Drop bei den Spekulanten am US-Terminmarkt auf Wochensicht zu sehen war, dürfte dieser Schlag genug gewesen sein, um das bullische Sentiment zu zerstören und der Rallye zumindest vorübergehend ein Ende zu setzen und damit den Beginn einer Korrektur des starken Anstiegs einzuläuten.
Noch in der Woche vor dem Einbruch zeigte sich ein deutliches Defizit am Markt und es gab es kaum Indizien, die für einen derart drastischen Einbruch kurzfristig gesprochen hätten. Nur erfahrene Goldhändler, die mit einer Intervention bereits gerechnet hatten, konnten die Signale wahrnehmen, Gewinne mitnehmen und den Einbruch auf der Shortseite nutzen. Wir hatten Glück und nahmen die Veränderung in der Nachfrage bzw. dem Angebot wahr und konnten noch vor dem Einbruch ein Take Profit und ein Verkaufssignal geben bei Gold unter 1.980 US-Dollar und Silber unter 28 US-Dollar.
Die Spekulanten wissen nun, dass die Notenbank erst einmal vorübergehend die Hand auf den Gold- und Silberpreis legt, weshalb diese jetzt im Trading auch Short-Chancen nutzen werden, womit sie zur eigenen kurzfristigen Gewinnmaximierung der Fed in die Hände spielen. Wir sind bei der aktuell extrem hohen Volatilität sehr kurzfristig am Markt aktiv und entgegen der letzten Jahre mit regelmäßigen mehrmonatigen Zyklen, müssen wir aktuell deutlich flexibler sein und erheblich kurzfristiger agieren. Dennoch glauben wir, dass vorübergehend weitere Anstiege ausgebremst werden könnten und eine teilweise Bereinigung des Terminmarktes von kurzweiliger Spekulation den Preis für Gold und Silber noch einmal etwas tiefer führen dürfte.
Ein potenzieller zweiter Shutdown wird aktuell in den Medien stark diskutiert und bereits an die Wand gemalt. Nachdem die Nasdaq bereits ein Jahresplus von 28 % vorweisen kann, ist auch der breite amerikanische Aktienindex „S&P 500“ kurz davor ein neues Allzeithoch zu erreichen. Ein erneuter Shutdown würde die Aktienmärkte wieder unter Druck bringen, doch könnte der Goldpreis diesmal davon profitieren, da Investoren wissen, dass die Fed mit Liquidität eingreifen und so der sichere Hafen der Edelmetalle gesucht wird. Der russische Impfstoff, besser als erwartete Wirtschaftsdaten und Aktienmärkte auf ihren Allzeithochs könnte den Kaufdruck am Goldmarkt kurzfristig hingegen etwas mindern. In den USA scheint ein zweiter Shutdown unwahrscheinlich zu sein und selbst in Deutschland dürfte das kaum mehr zu vermitteln sein. Aufgrund der aktuellen Geld- und Fiskalpolitik, die noch lange unverändert bleiben dürfte, erwarten wir weiter stark steigende Edelmetallpreise in den kommenden Jahren, weshalb man einen weiteren kurzweiligen Rücksetzer für Käufe nutzen sollte.
Gold und Silber korrigierten in der letzten Woche einen kleinen Teil ihrer Rallye