Nach dem deutlichen Kursrutsch beim DAX beobachten viele Anleger, ob er sich oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 12.000 Punkten halten kann. Für Verkaufsdruck beim Index und beim S&P 500 haben zuletzt vor allem die alltäglich neuen Rekordwerte von Infizierten-Zahlen in den USA gesorgt, womit die Angst vor einer zweiten Corona-Welle rapide zunimmt. Mancher Experte behauptet allerdings zurecht, dass das immer noch die erste Welle sei, weil sie noch gar nicht richtig abgeebbt war, ehe es anschließend kräftig nach oben gegangen ist.

In diesem Umfeld schmelzen die Hoffnungen auf eine V-förmige Konjunkturerholung in den USA damit ebenso schnell dahin wie Eis im Sommer. Es dürfte keinen erneuten Lockdown in den USA geben, sondern höchstens sehr stark regional begrenzte Beschränkungen. So zum Beispiel hat der Gouverneur von Texas zuletzt die Schließung von Bars und Restaurants angeordnet. Wenn sich die Verbraucher trotz vieler offener Geschäfte aber dennoch beim Konsum zurückhalten, wird das die Konjunkturerholung dennoch empfindlich dämpfen.

Daher sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zuletzt auf 0,65 % gesunken und nähern sich damit dem Rekordtief vom 8. März von 0,5 % auf Schlusskursbasis. Damit schätzt der Anleihenmarkt die langfristigen Perspektiven der hochverschuldeten US-Wirtschaft völlig zurecht als so schlecht ein, wie selten zuvor. Der Kursrutsch am US-Aktienmarkt – der S&P 500 ist in die Nähe des Ein-Monatstiefs gefallen – und die sinkenden US-Zinsen beflügeln den Goldpreis. Mit rund 1.770 US-Dollar je Unze notiert er in der Nähe des Acht-Jahreshochs.

US-Geldmenge explodiert stärker als je zuvor

Dabei tut die Fed alles in ihrer Machtstehende, um den Aktienmarkt oben zu halten und damit die größte Blase aller Zeiten noch weiter aufzupumpen und verabschiedet dazu immer neue Maßnahmen, wie den Kauf von Unternehmensanleihen. Damit werden die Zinsen stark gesenkt, womit die Schuldensause der Firmen weitergehen kann, was die Konjunktur stützt.

Gleichzeitig treibt die gewaltigste Geldschwemme aller Zeiten den Goldpreis nach oben, wodurch die Fiat-Währung Dollar viel schneller entwertet wird als je zuvor. So ist die Geldmenge M1 (Bargeldumlauf bei Nichtbanken plus Sichteinlagen) zuletzt um 36,4 % gegenüber dem Vorjahr explodiert – Rekord!

Kurseinbruch der US-Bankaktien ist starkes Warnsignal für Gesamtmarkt

Allerdings hat die Fed in ihrem Bankenstresstest zuletzt gewarnt, dass eine längere Wirtschaftskrise bei den Instituten faule Kredite von bis zu 700 Mrd. Dollar verursachen könne. Daher müssen die Banken im dritten Quartal ihre Aktienrückkäufe aussetzen, während die Dividenden auf das Niveau des Vorquartals begrenzt werden.

Auf die Ankündigung hin ist der KBW Nasdaq Bank Index, der die Kursentwicklung der US-Bankaktien widerspiegelt, eingebrochen und nähert sich zügig dem Mehr-Jahrestief. Das sollte allen Investoren am Aktienmarkt die Sorgenfalten ins Gesicht treiben, war der Branchenindex doch bereits vor den Börsen-Crashs in den Jahren 2000 bis 2003 sowie 2007 bis 2009 ein hervorragender Frühindikator.

Zuerst ist der Bankenindex nach unten gerauscht, anschließend sprang ihm der Gesamtmarkt mit einer zeitlichen Verzögerung von wenigen Monaten hinterher. Denn wenn sich die Institute bei der Kreditvergabe zurückhalten, kollabiert die US-Wirtschaft. Sollte sich diesmal der Einbruch beim Bankenindex deutlich ausweiten, dürfte das den S&P 500 deutlich nach unten drücken, woraufhin Gold als sicherer Hafen zusehends gefragt sein sollte.

Geldmenge in der Eurozone schießt nach oben

Ähnliche „Lösungen“ wie die Fed für die Bekämpfung der schwersten Rezession seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahre hat auch die EZB: Möglichst viel Geld drucken und die Zinsen sogar in den Strafzinsbereich drücken, damit die Schuldensause gerade auf staatlicher Seite weitergehen kann.

Die Folge dieser Politik: Die Geldmenge M1 ist in der Eurozone zuletzt um 12,5 % nach oben geschossen, was der höchste Wert seit November 2015 (13,5 %) ist. Dabei prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF), dass die Wirtschaftsleistung der Eurozone im laufenden Jahr um 10,2 % einbrechen werde. So geht die Schere zwischen Geld- und Gütermenge immer weiter auseinander, womit der Euro immer schneller entwertet wird. Umso wichtiger ist es, sich mit physischem Gold dagegen zu schützen.

Haupttreiber für die massive Zunahme der Geldmenge ist die kräftig steigende Staatsverschuldung, während gleichzeitig viele Unternehmen kräftig Schulden machen, um den von der Pandemie ausgelösten Umsatzeinbruch abzufedern. Dass sich das Wachstum der Geldmenge in den nächsten Monaten weiter beschleunigen dürfte, sollte niemanden überraschen.

Deutschland macht deutlich mehr Schulden

So hat die Bundesregierung die Emissionsplanung für das dritte Quartal wegen der beschlossenen Corona-Hilfsmaßnahmen kräftig aufgestockt. Demnach sollen Papiere im Volumen von rund 220 Mrd. Euro ausgegeben werden, wobei ursprünglich lediglich 97,5 Mrd. geplant waren. Zudem wird der Kapitalbedarf vieler anderer Euro-Länder erheblich zulegen.

Wegen der zweiten Corona-Welle dürfte es keine V-förmige Konjunkturerholung in den USA geben. Vielmehr wächst die Gefahr, dass sich die Börsenturbulenzen verstärken, woraufhin die Fed mit noch viel aggressiverem Gelddrucken reagieren dürfte. Gleichzeitig beschleunigt sich das Wachstum der Geldmenge in der Eurozone rapide. Um so wichtiger ist es, die eigenen Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.