Trotz einer Serie guter US-Konjunkturdaten hat Fed-Chef Jay Powell nach der jüngsten Fed-Sitzung vom möglichen Drosseln der QE-Anleihekäufe einmal mehr nichts wissen wollen. Dennoch fantasieren etliche Experten, dass die Fed im Sommer umschwenken könnte. Das würde allerdings der gigantischsten Blase aller Zeiten um US-Aktienmarkt und damit auch dem DAX nicht gut bekommen.

Die US-Wirtschaft brummt, während jene der Eurozone erneut in eine Rezession abgerutscht ist – dieses Bild zeichnen die Massenmedien und feiern damit die „erfolgreiche“ US-Wirtschaftspolitik, während die Eurozone tief im Schlamassel stecke. Laut den Daten des US-Wirtschaftsministeriums war die Wirtschaft im ersten Quartal real, also nach Abzug der Inflation, um annualisiert 6,4 % gewachsen. Der annualisierte Wert wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit der Zahl vier multipliziert.

Inzwischen schreiben selbst etliche Analysten, dass eine Annualisierung dieser Daten gar keinen Sinn ergäbe – aber sie suggeriert ein viel stärkeres Wachstum, als wenn kommuniziert werden würde, dass die US-Wirtschaft um 1,6 % gegenüber dem Vorquartal gewachsen sei. Das ist genau das gleiche, wie der annualisiert Wachstum von 6,4 %.

Hingegen war die Wirtschaftsleistung der Eurozone im ersten Quartal um 0,6 % gegenüber dem Vorquartal geschrumpft, nach einem Minus von 0,7 % für das vierte Quartal 2020. Das war der zweite Rückgang in Folge, womit die Wirtschaft nach einem einzigen Quartal mit Wachstum, dem dritten Quartal 2020, erneut in eine Rezession abgerutscht ist.

In dem Umfeld hat der Goldpreis in der vergangenen Handelswoche etwas nachgegeben, nachdem die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen ein wenig gestiegen sind. Damit hatte die Notierung des Edelmetalls etwas Gegenwind. Er sollte allerdings nur von sehr kurzer Dauer sein und der Goldpreis anschließend deutlich nach oben drehen.

Powell will von Drosselung des Gelddruckens nichts wissen

Damit haben sich die Daten zum US-Wirtschaftswachstum an eine Serie starker US-Daten angeschlossen. So waren die Einzelhandelsumsätze im März um 9,8 % gegenüber dem Vormonat nach oben geschossen. Offenbar haben viele Amerikaner die Stimulus-Schecks von 1.400 US-Dollar je Erwachsenen und Kind oder das Geld aus der Verdoppelung des Arbeitslosengeldes, aus dem 1,9 Billionen US-Dollar schweren Konjunkturprogramm von US-Präsident Joe Biden, mit vollen Händen ausgegeben. Zudem sind die Verkäufe neuer Häuser im März auf eine Jahresrate von 1,02 Mio. Einheiten explodiert, gegenüber 716.000 im Februar 2020, dem letzten Vorkrisenmonat.

Trotz all dieser „tollen“ Daten hat Fed-Chef Jay Powell auf der Pressekonferenz, nach der Sitzung vom 28. April, von einer möglichen Drosselung der QE-Anleihekäufe („Tapering“) von aktuell netto 120 Mrd. US-Dollar pro Monat nichts wissen wollen, obwohl die Inflationsraten kräftig steigen und in den nächsten Monaten auf 4 % und darüber hinaus klettern dürften. „Es ist noch nicht an der Zeit, über Tapering nachzudenken“, sagte Powell.

Der Inflationsanstieg werde „vorübergehend“ sein. Die Fed wolle weiterhin „substantielle Fortschritte“ in Richtung der Erreichung ihrer zwei Ziele – höchstmögliche Beschäftigung und stabile Preise – sehen. Bis dahin sei allerdings noch ein weiter Weg.

Dabei wissen Powell und seine Kollegen genau, dass sie, je länger sie mit ihrer derzeitigen Politik weitermachen, die größte Blase aller Zeiten am Aktien- und Immobilienmarkt noch weiter aufpumpen. „Einige der Preise für Vermögenswerte sind hoch“, sagte Powell nach der Fed-Sitzung. „Man sieht einige Dinge an den Kapitalmärkten, die ein bisschen blasenartig sind. Das ist eine Tatsache“, so der Fed-Chef.

Powell und seine Kollegen treffen sich acht Mal im Jahr, aber sie beschließen keinerlei Änderung ihrer Geldpolitik, sondern lassen alles so weiterlaufen. Die Sitzungen sind jedes Mal eine reine Farce. Sie sollen das Vertrauen in den US-Dollar aufrechthalten, weshalb die Fed suggeriert, dass sie bei einem nachhaltig kräftigen Inflationsanstieg die Anleihenkäufe drosseln und später sogar die Zinsen anheben könne. Allerdings wird die Fed noch auf Jahre hinaus weder das eine noch das andere tun.

US-Wirtschaft ist nur auf den ersten Blick gewachsen

Ich bin weiterhin der Meinung, dass die Fed noch sehr lange nicht zur Tat schreiten wird. Warum? Werfen Sie doch bitte einen Blick auf die Zahlen zum Wirtschaftswachstum für das erste Quartal. Wie oben geschrieben ist die Wirtschaft real um annualisiert 6,4 % gewachsen.

Das waren allerdings die saisonal bereinigten Zahlen. Und wie sahen die unbereinigten tatsächlichen Zahlen aus? Auf dieser Basis ist die Wirtschaftsleistung um annualisiert 14,2 % geschrumpft. Sie lesen richtig: um annualisiert 14,2 % geschrumpft – und das trotz der massiven Unterstützung durch billionenschwere Konjunkturprogramme und des massiven Gelddruckens der Fed.

Drosselung der Anleihekäufe ist nicht möglich

Dennoch spekulieren viele Investoren und andere Experten, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am 16. Juni oder spätestens beim Notenbanker, Ende August in Jackson Hole, eine Drosselung der Anleihekäufe ankündigen könnte und dann gegen Jahresende 2021 oder Anfang 2022 tatsächlich zur Tat schreiten könnte.

Zur Erinnerung: Sollte Biden sein geplantes Infrastrukturprogramm von 2,25 Billionen US-Dollar im Kongress durchsetzen, würden durchschnittlich „nur“ rund 280 Mrd. US-Dollar pro Jahr in die Wirtschaft gepumpt werden. Hinzu kämen jährlich rund 180 Mrd. US-Dollar aus dem geplanten Programm zur Unterstützung von Familien von 1,8 Billionen US-Dollar.

Damit wäre der fiskalische Stimulus im kommenden Jahr mit insgesamt rund 460 Mrd. US-Dollar um 2,3 Billionen US-Dollar geringer als der Stimulus in diesem Jahr (insgesamt 2,8 Billionen). Ist es wirklich eine gute Idee, wenn im nächsten Jahr neben dem Stimulus der Regierung auch die Anleihekäufe der Fed gedrosselt würden, womit die Liquiditätszufuhr zusätzlich gedrosselt würde?

In dem Umfeld würde die US-Wirtschaft so sicher wie das Amen in der Kirche in eine Rezession abrutschen. Das kann Powell nicht zulassen, deswegen wird er sich in den nächsten Monaten und Jahren noch eine Menge Ausreden einfallen lassen, um zu begründen, warum die Fed trotz einer angeblich boomenden Wirtschaft weiter Vollgas geben muss.

Zinsen für zehnjährige US-Anleihen im Auge behalten

Dass die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen seit Ende März, als Biden die Details seines Infrastrukturprogramms vorgestellt hatte, unter Druck sind, spricht Bände. Weil Investoren Sorge haben, dass die Wirtschaft wegen des viel kleineren Stimulus im kommenden Jahr von der Klippe herunterfallen könnte. Das stützt allerdings den Goldpreis. Und dass die Zinsen trotz der angeblich guten Daten zum US-Wirtschaftswachstum schwächeln, spricht ebenso Bände.

Lassen Sie sich bitte von den angeblich „tollen“ US-Wirtschaftsdaten nicht verunsichern. Sie basieren einzig allein auf einer gewaltigen Schuldenexplosion von Staat, privaten Haushalten und Unternehmen. Und vor diesem Hintergrund sind die US-Daten umso bescheidener. Ich bin weiterhin der Überzeugung, dass die Amerikaner aus dem gigantischen Schuldenmachen und damit dem massiven Gelddrucken nicht aussteigen können, weil ansonsten die Blase am Aktienmarkt platzt und die Wirtschaft schnell in eine Rezession abrutschen würde.

Je länger US-Regierung und Fed mit ihrer Politik weitermachen, umso schlechter werden die Aussichten für die Fiat-Währung US-Dollar, weil er durch die Dollar-Schwemme immer schneller entwertet wird – und umso besser werden die Aussichten für Gold. Jetzt ist die Zeit, um Ihre physischen Bestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.