Trotz der hohen Inflation hat die Fed bislang massiv Geld gedruckt und damit die größte Blase aller Zeiten am US-Aktienmarkt aufgeblasen. Nun will die Notenbank allerdings nicht nur bald mit der Drosselung der Anleihenkäufe beginnen, sondern sogar noch einen Schritt weitergehen.
Die Zeit des massiven Gelddruckens in den USA scheint bald zu Ende zu gehen. Auf der Fed-Sitzung am Mittwoch, 22. September hat die Fed signalisiert, dass falls sich die Wirtschaft in den Bereichen Inflation und Beschäftigung so entwickle wie erwartet, die Notenbank bei der nächsten Sitzung am 3. November eine Ankündigung zur Drosselung der Anleihenkäufe („Tapering“) machen wird. „Wenn die Fortschritte im Großen und Ganzen wie erwartet anhalten, ist der Ausschuss der Ansicht, dass eine Verringerung der Ankäufe bald gerechtfertigt sein könnte”, schrieb die Fed in ihrer Pressemeldung. Derzeit kauft die Fed für netto insgesamt 120 Mrd. US-Dollar pro Monat Staats- und Hypothekenanleihen.
Dabei wollen die Fed-Mitglieder offenbar darüber hinwegsehen, dass sich das Wirtschaftswachstum zuletzt deutlich stärker abgekühlt hat als erwartet. So haben sie die Prognose für das Wachstum im vierten Quartal 2021 auf 5,9 % gegenüber dem Vorjahr gesenkt, nach zuvor 7,0 %. Gleichzeitig hat die Notenbank die Schätzung für die Kernrate der PCE-Inflation, dem bevorzugten Inflationsindikator der Fed, für den gleichen Zeitraum von 3,0 % auf 3,7 % angehoben. Warum die Fed die Prognose für das Wirtschaftswachstum im 4. Quartal 2022 deutlich nach oben geschraubt hat, bleibt das Geheimnis der Fed-Mitglieder. Kein Mensch weiß, wie die hochverschuldete US-Wirtschaft in mehr als einem Jahr laufen wird. Am allerwenigsten wissen das die Fed-Mitglieder, wie ihre Prognosen der vergangenen Jahre klar gezeigt haben, die immer meilenweit danebenlagen.
„Die Zeit zur Reduzierung der Käufe“ sei gekommen, sagte Powell auf der Pressekonferenz. Es bedürfe keines „superstarken“ Arbeitsmarktberichts für September, damit die Fed bei der nächsten Sitzung zur Tat schreite. Der Bericht wird am 8. Oktober vorgelegt. Ich bin weiterhin der Überzeugung, dass die Fed nicht etwa wegen der hohen Inflation die Käufe drosseln will, schließlich heizt doch die Fed die Inflation absichtlich kräftig an, um den gigantischen Schuldenberg der USA tragbar zu halten. Meiner Meinung nach will die Fed nur deswegen tapern, um zu verhindern, dass die mit weitem Abstand größte Blase aller Zeiten am US-Aktienmarkt noch viel größer wird.
Erste Zinserhöhung bereits 2022?
Powell hat zudem gesagt, dass die Käufe „Mitte 2022“ enden sollen. Etliche Experten gehen daher davon aus, dass die Fed im November ankündigen wird, dass sie die Käufe ab Dezember um jeweils 15 Mrd. US-Dollar pro Monat (10 Mrd. US-Dollar Staats- und 5 Mrd. US-Dollar Hypothekenanleihen) drosseln wird.
Allerdings wollen die 18 Fed-Mitglieder offenbar noch einen Schritt weitergehen. Laut den Unterlagen der Fed ist die Zahl der Mitglieder, die die Zinsen im kommenden Jahr erhöhen möchten, von 7 auf 9 gestiegen. Damit gehen nurmehr 9 Mitglieder davon aus, dass der Leitzins auch 2022 auf dem aktuellen Niveau von 0 bis 0,25 % bleiben wird. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass es 2022 zu einer ersten Zinserhöhung kommt auf 50 % gestiegen. Die Folge: Die durchschnittliche Zinsprognose der Mitglieder ist für 2022 von 0,1 auf 0,3 % geklettert, jene für 2023 sogar von 0,6 % auf 1,0 %.
Steigender US-Dollar belastet den Goldpreis
Gerade die Aussicht, dass die erste Zinserhöhung schon 2022 und damit früher als bislang angekündigt kommen könnte, hat für kleine Turbulenzen am Anleihen- und Währungsmarkt gesorgt und damit auch den Goldpreis belastet. So waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zuerst eingebrochen, dann nach oben geschossen und schließlich wieder nach unten gedreht. Gleichzeitig ist der US-Dollar deutlich gestiegen, so ist der Euro auf unter 1,17 US-Dollar je Euro eingeknickt und nähert sich damit zusehends dem 52-Wochen-Tief von 1,1630 US-Dollar je Euro. Der steigende US-Dollar hat den Goldpreis belastet, er ist bis auf knapp über 1.760 US-Dollar je Unze gesunken.
Ob es allerdings so kommen wird, wie die Fed nun signalisiert hat, bleibt fraglich. Einerseits hat Powell behauptet, dass die Krise des von der Pleite bedrohten chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande nicht auf die USA überschwappen werde. Eine derartige Aussage ist völliger Blödsinn, schließlich weiß niemand, wie die chinesische Regierung und die Notenbank das Problem „lösen“ werden und ob es nicht doch zu einer Infektion des Anleihenmarktes im Ausland, gerade bei High Yield-Anleihen (Ramschanleihen) und damit der gesamten Wirtschaft kommen wird.
Andererseits dürfte sich die US-Wirtschaft im nächsten Jahr viel stärker abkühlen als die Fed derzeit vorhersagt, schließlich soll die Wirtschaft 2022 nur minimal durch das geplante Infrastrukturprogramm und die anderen Programme, wie zur Unterstützung der Familien und des Gesundheitssystems, angekurbelt werden. Hingegen ist die Wirtschaft in diesem Jahr durch Konjunkturprogramme im Volumen von insgesamt 2,8 Billionen US-Dollar angekurbelt worden – die mit weitem Abstand größte Ankurbelung aller Zeiten, weshalb die Wirtschaft nach dem Ende der Ankurbelung quasi zwangsläufig von der Klippe herunterfallen wird.
US-Zinsen im Auge behalten
Wenn gleichzeitig die Fed ihre Anleihenkäufe nach und nach drosseln sollte und sie Mitte 2022 tatsächlich enden sollten – und damit zusehends weniger Liquidität in das Finanzsystem und damit teilweise in die Realwirtschaft gepumpt würde -, bekäme die Wirtschaft und damit der Aktienmarkt von einer zweiten Seite Gegenwind. Schließlich bedeutet eine Drosselung der Käufe nichts anderes als eine Verschärfung der Geldpolitik, auch wenn Powell und seine Kollegen Investoren ständig weißmachen wollen, dass das nicht der Fall sei. Dass vor diesem Hintergrund die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen in den nächsten Monaten auf Talfahrt sein sollten, und damit eine Eintrübung der Perspektiven für die Wirtschaft signalisieren würden, sollte niemanden überraschen.
Ich bleibe weiterhin der Überzeugung, dass die Fed einen nachhaltigen Kursrückgang um 10 % oder mehr am US-Aktienmarkt nicht zulassen kann. Zur Erinnerung: Die Amerikaner besitzen Aktien, inklusive in Form von Fonds und ETFs, im Volumen von rund 45 Billionen US-Dollar. Ein Rückgang um lediglich 10 % würde also Vermögensverluste von 4,5 Billionen US-Dollar bedeuten. Das ist fast soviel, wie die Regierung seit Frühjahr 2020 über 3 Konjunkturprogramme in die Wirtschaft gepumpt hat (5 Billionen US-Dollar). Sollte es im Umfeld des Taperings schnell und zu kräftigen Kursverlusten kommen, dürfte die Fed meiner Meinung nach schnell umschwenken und es auf Eis legen – genau so wie es im vierten Quartal 2018 war, als die Fed durch den Abbau der Bilanzsumme, also durch Anleihenverkäufe, für einen Einbruch am Aktienmarkt gesorgt hatte und Powell schon am 4. Januar 2019 ein Ende der Verkäufe signalisiert hatte.
Von umso größerer Bedeutung ist, ob in den nächsten Wochen und Monaten sinkende US-Zinsen den US-Dollar mit nach unten ziehen könnten, oder ob Investoren in einem zunehmend unsicheren Konjunktur- und Börsenumfeld in den sicheren Hafen US-Dollar flüchten könnten. Sollte der US-Dollar nach der Erholung der vergangenen Monate nach unten drehen, bekäme der Goldpreis neben den sinkenden US-Zinsen von einer zweiten Seite her Rückenwind, womit die Notierung des Edelmetalls deutlich nach oben drehen sollte.
Anleger sollten sich von dem jüngsten Kursrückgang bei Gold nicht verunsichern lassen. Ray Dalio, der Chef des weltgrößten Hedgefonds Bridgewater, hat vor wenigen Tagen gesagt, dass es „nach dem Tapering eine neue Runde QE(-Gelddruckens)“ geben werde. Das ist auch meine feste Überzeugung, denn das anhaltende Schuldenmachen der US-Regierung muss auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit der Notenpresse der Fed finanziert werden, womit allerdings die Fiat-Währung US-Dollar immer stärker entwertet wird. Damit sind die mittel- und langfristigen Aussichten für Gold hervorragend, zumal die Lage in der Euro-Zone mit dem Schuldenmachen und Gelddrucken genau so schlecht aussieht. Umso wichtiger ist es, die eigenen Bestände an physischem Gold aufzustocken.