Viele Investoren glauben, dass die Fed wegen das kräftigen Anstiegs der Inflation eine leichte Verschärfung der Geldpolitik angedeutet hat. Ich bin hingegen völlig anderer Meinung, umso interessanter sind daher die jüngsten Aussagen einiger Fed-Mitglieder.

Nach dem Kurseinbruch in Folge der Fed-Sitzung vom 16. Juni hat sich der Goldpreis zuletzt bei rund 1.780 US-Dollar je Unze stabilisiert. Zwar sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen am vergangenen Freitag, 25. Juni etwas gestiegen, nachdem Verbraucher in einer Umfrage Sorge vor anhaltend hoher Inflation geäußert hatten. Allerdings ist der US-Dollar in den vergangenen Tagen weitgehend seitwärts tendiert, womit der Goldpreis von dieser Seite keinen Gegenwind mehr hatte.

Ich hatte zuletzt wiederholt geschrieben, was meiner Meinung nach ein wichtiger Grund war für die Ankündigung von Fed-Chef Jay Powell, dass die Fed ausgerechnet jetzt – nach einer Serie schwacher Konjunkturdaten – mit der Diskussion über eine mögliche Drosselung der QE-Anleihekäufe von netto 120 Mrd. US-Dollar pro Monat begonnen hat: die Stützung des US-Dollars und nicht etwa die zuletzt auf 5,0 % gestiegene Inflation. Denn die Fed will doch die Inflation möglichst stark anheizen, um so den gigantischen Schuldenberg tragbar zu halten.

Der US-Dollar Index war wenige Tage vor der Fed-Sitzung in die Nähe des niedrigsten Niveaus seit Dezember 2014 gesunken. Sollte der Greenback nach unten ausbrechen, würde das Zweifel am angeblichen Konjunkturboom in den USA schüren, allerdings muss die Fed unter allen Umständen das Vertrauen der Investoren in den US-Dollar aufrechterhalten.

Größte Blasen aller Zeiten bei Aktien, Anleihen und Immobilien

Umso mehr lassen die Aussagen einiger Fed-Mitglieder in den vergangenen Tagen und Wochen aufhorchen, in denen die Notenbanker versuchen, die Gründe für eine mögliche leichte Verschärfung der Geldpolitik zu erklären: die mit weitem Abstand gigantischsten Blasen aller Zeiten bei Vermögenswerten, also bei Aktien, Anleihen und Immobilien. Das sagen die Mitglieder natürlich nicht offen, weil ansonsten Investoren beispielsweise aus dem Aktienmarkt flüchten würden, woraufhin ein Crash drohen würde.

Durch die Nullzinspolitik haben Investoren auf der verzweifelten Suche nach Rendite bei Aktien zugegriffen und sie in die Stratosphäre getrieben. Die Folge: Der Börsenwert des S&P500 steigt von einem Rekordhoch zum nächsten und hat zuletzt horrende 35,6 Billionen US-Dollar erreicht. Das entspricht dem 3,1-fachen der Umsätze der Unternehmen aus dem S&P500. Von Anfang bis Mitte der 1990er-Jahre, also ehe der damalige Fed-Chef Alan Greenspan die Zinsen viel zu stark gesenkt hatte, lag der Wert allerdings bei lediglich 0,9.

Anders ausgedrückt: Heutzutage sind die Aktien aus dem S&P500 rund drei Mal so hoch bewertet wie in normalen Zeiten.

Zudem gibt es die mit weitem Abstand größte Blase aller Zeiten am US-Immobilienmarkt. Zwar sind die Zinsen für 30-jährige Hypothekenkredite seit dem Rekordtief von Anfang Januar 2021 von 2,65 % auf zuletzt 3,0 % gestiegen. Dennoch sind die Zinsen nur halb so hoch wie in den Jahren 2006 und 2007, die Experten häufig als die größte Blase am US-Häusermarkt bezeichnet haben.

Mit nur halb so hohen Zinsen wie damals ist die Lage derzeit zwangsläufig viel schlimmer als je zuvor. So sind die durchschnittlichen Preise bestehender Häuser seit Mai 2020 um horrende 66.800 US-Dollar auf den Rekord von 350.300 US-Dollar nach oben geschossen. Mit jedem Monat, in dem die Fed für netto 40 Mrd. US-Dollar Hypothekenanleihen kauft und damit die Zinsen in der Nähe des Rekordtiefs hält, bläst die Fed die Blase am Häusermarkt immer weiter auf.

Fed will Blasen unter Kontrolle halten

Inzwischen dämmert selbst vielen Fed-Mitgliedern, dass das Gelddrucken in der Größenordnung nicht unendlich weitergehen kann, weil ansonsten die Blasen noch viel größer würden als ohnehin schon, woraufhin deren Platzen eines Tages verheerende Folgen für die US-Wirtschaft hätte. Das verdeutlichen die Aussagen des Chefs der Fed von Boston, Eric Rosengren.

„Es gibt Sorgen über Blasen in den Märkten, Sorgen, dass Investoren annehmen könnten, dass es die sehr lockere Geldpolitik praktisch dauerhaft geben wird“, sagte Rosengren zuletzt. Wer hat Investoren denn auf diese Idee gebracht, möchte man da glatt dem Notenbanker entgegenschleudern. „Ich bin nicht überrascht über die hohe Bewertung von Vermögenswerten, das hängt an der lockeren Geldpolitik der Fed“, so Rosengren. „Die Zeit ist gekommen darüber nachzudenken, wie schnell man die Unterstützung beenden kann.“

In das gleiche Horn wie Rosengren stieß wenige Tage zuvor auch sein Kollege Jim Bullard, der Chef der Notenbank von St. Louis. „Ich mache mir ein bisschen Sorgen über die Blase am Häusermarkt. Vor dem Hintergrund des Booms am Immobilienmarkt und der Gefahr einer Blase müsse die Fed eventuell nicht weiter Hypothekenanleihen kaufen. Bullard erinnerte an die Folge des Platzens der Blase im Jahr 2008.

Gespanntes Warten auf US-Arbeitsmarktbericht

Allerdings steckt die Fed in der Klemme. Wenn die Fed tatsächlich die Anleihekäufe reduzieren sollte, würde die Notenbank weniger Liquidität in den Finanzmarkt und damit teilweise in die Realwirtschaft pumpen, woraufhin sich die Perspektiven für die Konjunktur eintrüben würden. In dem Umfeld würden die Zinsen nicht etwa steigen, sondern sinken. Damit würde die Blase bei Aktien und Immobilien noch weiter aufgepumpt werden. Wie die Fed aus diesem Schlamassel jemals aussteigen will, ist mir völlig unerklärlich. Ich bin sicher genau das fragen sich auch viele von Ihnen.

Allerdings sollten schon bald sinkende Zinsen für zehnjährige US-Anleihen den US-Dollar mit nach unten ziehen, woraufhin der Goldpreis von zwei Seiten Rückenwind bekäme.

Umso gespannter warten Investoren auf den US-Arbeitsmarktbericht am kommenden Freitag. Anleger sollten aber nicht nur auf die Zahlen, sondern vor allem auf die darauffolgende Reaktion des Anleihen- und Währungsmarktes achten. Sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen trotz eines möglicherweise guten US-Arbeitsmarktberichts sinken und damit signalisieren, dass die Konjunktursorgen der Investoren zunehmen, sollte der Goldpreis Auftrieb bekommen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.