In der letzten Handelswoche gab es keine positiven Impulse für den Goldmarkt, nachdem in der Vorwoche der überraschend starke US-Arbeitsmarktbericht die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen zunichtemachte. Bereits zu Wochenbeginn schlug US-Notenbankchef Jerome Powell beim „Economic Club of Washington“ am Montag einen hawkisheren Ton an als noch bei der Pressekonferenz in der Vorwoche, vor dem Arbeitsmarktbericht. Er betonte, dass noch ein weiter Weg vor den politischen Entscheidungsträgern liegen würde, bevor man sich mit einer Rückkehr der Inflation auf das 2 %-Ziel zufriedengeben könne. In diesem Umfeld konnte der Goldpreis keinen Boden gutmachen und ging unverändert zur Vorwoche ins Wochenende.
Die Märkte überdenken nun ihre bisherigen Einschätzungen und beginnen für längere Zeit höhere Zinsen einzupreisen, sowie einen wieder stärkeren US-Dollar, einen schwächeren Immobilienmarkt und eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Rezession. Am Dienstag werden die neuesten US-Inflationszahlen veröffentlicht, was zu starken Bewegungen am Gold- und Silbermarkt führen könnte. Aktuell erwartet der Markt eine weiterhin rückläufige US-Inflationsrate mit nur noch 6,2 % im Januar, während es im Vormonat noch 6,5 % waren. Sollten diese Daten jedoch heißer ausfallen, so würde dies in den Augen des Marktes den starken Arbeitsmarkt bestätigen, worauf der US-Dollar wieder an Stärke gewinnen und deshalb der Gold- und Silberpreis kurzfristig darunter leiden und weiter korrigieren sollte. Überraschend niedrige Inflationszahlen würden den Goldpreis hingegen stützen.
Der Silberpreis zeigte sich in der letzten Handelswoche schwächer als der Goldmarkt und verbuchte ein Minus von -1,7 %, wobei die Goldminenaktien stärker um 3,4 % korrigierten. Bis sich die unvermeidliche Rezession in einer stark steigenden Arbeitslosigkeit zeigt, worauf das smarte Geld frühzeitig neuerliche QE-Programme antizipieren wird, könnten es Gold und Silber kurzfristig schwer haben, auf neue Höhen anzusteigen.
Der Gold- und Silbermarkt korrigierten in der letzten Woche weiter
Inflation in Deutschland steigt auf 8,7 %
Erstmals in der Geschichte hatte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden Ende Januar keine aktuellen Inflationszahlen für Deutschland veröffentlichen können und diese stattdessen mit einer Verspätung von neun Tagen am Donnerstag gemeldet. Grund dafür sollen Softwareprobleme gewesen sein. Die Teuerung im Januar stieg mit 8,7 % stärker an als noch im Dezember, wo es nur 8,6 % waren. Dies bestätigte die Befürchtung des Marktes, wonach die Inflation für längere Zeit hoch bleiben könnte, womit Zinssenkungen und eine neue Hausse am Aktienmarkt selbst für Optimisten unrealistisch werden.
Die Inflation in Deutschland stieg im Januar wieder leicht an auf 8,7 %
Staatliche Eingriffe hatten die Rate im Dezember in Deutschland künstlich gedrückt, da der Staat den Dezemberabschlag auf die Gasrechnung für die Haushalte übernommen hatte. Die Statistiker hatten sich dafür entschieden, diesen Effekt weitgehend in die Inflationsrechnung mit einzubeziehen, was an sich völliger Unsinn ist.
Im Januar fiel dies wieder aus der Berechnung heraus, was die Statistik wieder anhob. Rückläufige Energiepreise dämpften die statistische Teuerung, wogegen die Preise für viele Nahrungsmittel weiter zulegten. Der Verbraucherpreisindex wurde zudem turnusgemäß „rebasiert“, das heißt auf ein neues Basisjahr umgestellt.
Die Inflationszahlen in Deutschland und der EU werden als harmonisierter Verbraucherpreisindex berechnet, welche die wahre Teuerung niedriger ausweisen. In den USA erfolgte die Umstellung auf ein solchen Verfahren sukzessive seit den 1980 Jahren. Ein Vergleich mit der alten Berechnungsmethode zeigt, wie deutlich die Unterschiede dieser beiden Methoden sind. Nach der offiziellen Statistik stiegen die Preise in den USA im Dezember mit nur noch 6,5 %, während die Inflation nach der alten Berechnungsmethode, die man bis 1980 genutzt hatte, mit 14,5 % mehr als doppelt so hoch ist.
Die Teuerung in den USA ist nach der alten Berechnungsmethode doppelt so hoch
Dies verwundert nicht, denn Regierungen haben ein natürliches Interesse, die Teuerung möglichst niedrig auszuweisen. Einerseits können die Folgen der Schuldenaufnahme und der Monetarisierung dieser durch die Notenbanken kaschiert werden. Andererseits ist eine Kontrolle der Zinsmärkte möglich, wodurch viel höhere Schuldenniveaus der Staaten erst möglich werden. Darüber hinaus sorgt die zu niedrig ausgewiesene Inflationsrate, dass der Markt, der diesen Zahlen Glauben schenkt, auch niedrigere Zinsen fordert. Dadurch kommt es zu einer schleichenden Enteignung von Vermögen über die Inflationssteuer sowie eine Entwertung von Schulden, wenn die Zinsen für Sparguthaben niedriger sind als die Inflationsrate. Dies hilft den Staaten wieder die Schulden zum Bruttoinlandsprodukt auf Kosten der Sparer abzubauen. Die negativen Folgen dieser Tricksereien sind Fehlallokationen in der Volkswirtschaft, die zu Nettowohlfahrtsverlusten führen, sowie eine sukzessive Verarmung der Gesellschaft, da die Bildung von Kapital erschwert wird und somit auch Investitionen und Innovationen niedriger ausfallen.
Der US-Notenbanker Neel Kashkari von der Fed von Minneapolis hatte vergangene Woche seinen persönlichen Maßstab für die Höhe Inflation der Öffentlichkeit offenbart. So soll der Preis für die gefrorene Lasagne, die er regelmäßig seit Jahren kaufe, von 16 US-Dollar auf 21 US-Dollar angestiegen sein, was ihm zeige, dass die Inflation noch immer hoch sei. So sagte er: “Das ist mein eigener kleiner Maßstab dafür, wie sich die Inflation entwickelt. Ich achte auf die Lebensmittelpreise.” Der Preisanstieg der Lasagne entspräche einem Preisanstieg von 31 %, was der alten Berechnungsmethode des Verbraucherpreisindexes viel näherkommt.
CoT-Report der US-Terminmarktaufsicht nach Hackerangriff lahmgelegt
Der CoT-Report der US-Terminmarktaufsicht fiel erstmals in der Geschichte aus, nachdem ein Hackerangriff die Datenerhebung unmöglich machte. Bereits die zweite Woche in Folge wurde kein neuer Terminmarktreport veröffentlicht, der für viele Investoren am Rohstoffmarkt sehr wichtig ist, um die mittelfristige Situation einschätzen zu können.
Die CFTC hatte eine Erklärung veröffentlicht, um die Öffentlichkeit über die Verzögerungen bei der Berichterstattung aufgrund des Cybervorfalls bei ION Cleared Derivatives (einer Tochtergesellschaft von ION Markets), einem Drittanbieter von Auftragsmanagement, Auftragsausführung, Handel und Handelsabwicklung für geclearte Derivate, zu informieren:
“Obwohl die Auswirkungen des Cybervorfalls bei ION gemildert wurden, haben Firmen, die für die Berichterstattung verantwortlich sind, weiterhin Probleme mit der rechtzeitigen und genauen Übermittlung von Daten an die CFTC. Infolgedessen wird sich der wöchentliche Commitments of Traders-Bericht, der von CFTC-Mitarbeitern erstellt wird, weiterhin verzögern, bis alle Geschäfte gemeldet werden können. Ein Bericht wird nach Erhalt und Validierung der Daten dieser Firmen veröffentlicht.“
Eine Ransomware-Attacke soll vermeidlich das System von ION in Geiselhaft genommen haben und obwohl man das Erpressungsgeld gezahlt habe, sei das System nicht wieder entschlüsselt worden. Die CFTC versucht die Daten nun händisch zu verarbeiten, bis ION wieder die Daten liefern kann.
Für Trader wie mich sind die Daten der CFTC zum Terminmarkt kurz- und mittelfristig äußerst wichtig. Ein Ausfall von 2-3 Wochen ist noch zu verkraften, da sich die Daten nicht so schnell drastisch verändern, doch darüber hinaus steht man im Nebel.
Beispielsweise zeigen die Daten für den Euro ein extrem bullisches Sentiment und einen extrem überkauften Terminmarkt. Dies deutete frühzeitig auf eine starke Korrektur beim Euro und wieder einen stärkeren US-Dollar hin, womit auch eine Korrektur am Gold- und Silbermarkt sehr wahrscheinlich wurde, die nun läuft. Wir hoffen, die CFTC kann bald wieder aktuelle und vor allem akkurate Daten liefern, da diese ein wichtiger Teil unseres Research sind.
Was kann da schon schiefgehen bei solch einem bullischen Sentiment?