Liebe Leserinnen und Leser,

die Sorge der Investoren, dass die Corona-Pandemie zügig eine weltweite Rezession auslösen dürfte, nimmt rapide zu. Daher sind der US- und der weltweite Aktienmarkt noch schneller eingebrochen als nach der Lehman-Pleite im Jahr 2008. Mit umso gigantischeren Maßnahmen reagieren deshalb Fed und EZB. Daher sollte der jüngste Rückgang des Goldpreises nur von sehr kurzer Dauer sein.

Mit Panikverkäufen beim DAX und am weltweiten Aktienmarkt reagieren Investoren auf die jüngsten Maßnahmen der Fed. Sie konnte nicht bis zur ursprünglich geplanten Sitzung am kommenden Mittwoch, den 18. März 2020 warten, sondern hat sie auf gestern Abend, den 15. März vorgezogen und dabei eine Zinssenkung um horrende 100 Basispunkte (1,0 Prozentpunkte) auf 0 bis 0,25 Prozent angekündigt. Das ist die größte Reduktion seit Dezember 2008, als die Fed die Zinsen ebenfalls auf null gesenkt hatte.

Zudem hat die Fed nun ein neues QE-Gelddruckprogramm angekündigt und wird innerhalb der nächsten Monate für „mindestens“ 500 Mrd. Dollar Staatsanleihen, sowie für „mindestens“ 200 Mrd. Dollar Anleihen der staatlichen Hypothekenfinanzierer kaufen. Zudem stellt die Fed sechs anderen Notenbanken, darunter der EZB, günstigere Dollar-Kredite zur Verfügung.

Die massiven Maßnahmen der Fed schüren allerdings bei Investoren die Sorge, dass die Corona-Pandemie die US-Wirtschaft schneller und in eine schwere Rezession drücken werde als bislang erwartet, woraufhin plötzlich die Zinsen für einige US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von wenigen Wochen  unter die Nulllinie eingebrochen sind, es also plötzlich Strafzinsen gibt.

Goldpreis gibt leicht nach

Das sendet ein verheerendes Signal an die Investoren, gerade die Besitzer von US-Bankaktien, wissen die Anleger doch welch verheerende Folgen die Strafzinsen für die Banken der Eurozone haben. Auf einem schwachen und anfälligen Bankensystem kann man aber keine solide Wirtschaft aufbauen, weshalb die Panikverkäufe der Investoren am weltweiten Aktienmarkt sehr verständlich sind.

Trotz des Crashs am Aktienmarkt gibt der Goldpreis etwas nach auf rund 1.530 Dollar je Unze. Die Gründe will ich gleich aufzeigen und erklären, wieso der Kursrückgang nur von sehr kurzer Dauer sein sollte. Erst einmal ein paar Sätze zum Kurseinbruch am US-Aktienmarkt.

Schnellster Aktieneinbruch aller Zeiten

Nachdem US-Präsident Donald Trump am Mittwochabend überraschend ein Einreiseverbot für Europäer angekündigt hatte, wodurch sich die Sorge der Investoren vor einer weltweiten Rezession rapide verstärkt hatten und der EZB-Sitzung am Donnerstag, den 12. März 2020, auf die die Märkte mit Panikverkäufen bei Aktien und bei italienischen Staatsanleihen reagiert haben, ist der Dow Jones in der vergangenen Woche um herbe 10,6 Prozent eingebrochen – das war der größte Kursrutsch seit Oktober 2008.

Beim S&P 500 stand in der vergangenen Woche ein Einbruch um 8,6 Prozent zu Buche. Damit ist der Index innerhalb von lediglich 16 Tagen von seinem Rekordhoch in einen Bärenmarkt abgerutscht – das ist der schnellste Einbruch in einen Bärenmarkt aller Zeiten. Er liegt bei einem Kursrückgang um mindestens 20 Prozent gegenüber dem vorherigen Hoch vor.

Der DAX mit seinen zahlreichen Zyklikern, also stark konjunkturabhängigen Unternehmen, ist in der vergangenen Woche sogar um 20 Prozent kollabiert – Wahnsinn! Damit ist in den vergangenen drei Wochen an den weltweiten Aktienmärkten ein Börsenwert von umgerechnet 16 Billionen Dollar vernichtet worden – eine schier unglaubliche Summe!

Trotz des Aktien-Crashs ist der Goldpreis in der vergangenen Woche deutlich gesunken. Einerseits lag das an sogenannten Margin Calls – das will ich gleich ausführlich erläutern. Andererseits sind Investoren wegen der Krise in den Dollar geflüchtet, weshalb er gegenüber Yen und Euro nach oben geschossen ist, was den Goldpreis kräftig belastet hat.

US-Zinsen steigen trotz US-Aktien-Crashs

Viele Investoren fragen sich, wieso trotz des Aktien-Crashs die US-Zinsen in den vergangenen paar Tagen nach oben geschossen waren – das war das Top-Thema an den Börsen. Jene für zehnjährige US-Anleihen sind vom Rekordtief von 0,31 Prozent vom vergangenen Montag, 9. März, sind bis Freitagabend auf 0,98 Prozent explodiert – also eine Verdreifachung innerhalb weniger Tage. Üblicherweise würden Investoren bei einem Einbruch am Aktienmarkt allerdings in US-Anleihen flüchten, woraufhin die Zinsen abstürzen.

Diesen derzeit absolut überraschenden Zinsanstieg führen Experten vor allem auf sogenannte Risk Parity-Fonds zurück. Risk Parity-Fonds sind eine Art Mischfonds. Wegen der lange Zeit sehr niedrigen Volatilität beim S&P 500 hatten sie in den vergangenen Jahren den Aktienanteil zulasten des Anleihenanteils kräftig aufgestockt.

Weil während des Kurseinbruchs des S&P 500 in den vergangenen Tagen der VIX, der die Volatilität des Index misst, auf das höchste Niveau seit Oktober 2008 – also wenige Wochen nach der Lehman-Pleite – nach oben geschossen ist, ist dieser Schuss kräftig nach hinten losgegangen und Investoren mussten Aktien verkaufen.

Gleichzeitig ist durch den vorherigen Einbruch der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf Rekordtiefs die Volatilität am Anleihenmarkt stark gestiegen, weshalb Investoren nun auch Anleihen verkaufen mussten, wodurch die Kurse gesunken sind. Daher sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen trotz des Crashs am Aktienmarkt in den vergangenen Tagen nach oben geschossen.

Diese kräftigen Kursverluste bei Aktien und Anleihen hat zu sogenannten Margin Calls geführt. Bei Margin Calls müssen Investoren, die etwa am Aktienmarkt auf Kredit spekuliert hatten, wegen stark gestiegener Verluste plötzlich Geld nachschießen. Das beschaffen sie sich, indem sie beispielsweise einen Teil ihrer Aktien-, Anleihen- oder Goldbestände liquidieren. Ein weiterer US-Zinsanstieg könnte daher den Goldpreis kurzfristig noch etwas belasten.

Fed lässt Geldpressen auf Hochtouren laufen

Umso energischer stemmt sich die Fed gegen den Einbruch am Aktienmarkt und die kräftig steigenden US-Zinsen und versucht den Durst der Banken nach Dollar zu stillen. Denn eine US-Rezession würde bedeuten, dass die Gefahr von Kreditausfällen bei Banken rapide steigt. Daher saugen sie sich so schnell wie möglich mit möglichst viel Liquidität – sprich Dollar – voll, weshalb er steigt, was wiederum den Goldpreis belastet hat.

Mit der gigantischen Dollar-Schwemme durch das nun massiv aufgestockte QE-Gelddrucken – bislang kauft die Fed für 60 Mrd. Dollar pro Monat Staatsanleihen – entwertet die Fed den Greenback aber noch schneller als ohnehin schon, was in den nächsten Monaten für kräftigen Auftrieb beim Goldpreis sorgen sollte.

Bundesregierung will mit „unbegrenzten“ Krediten die Wirtschaft stützen

Das Problem ist, dass die Pandemie nicht nur in den USA, sondern auch in der Eurozone, gerade in einer stark exportabhängigen Volkswirtschaft wie Deutschland, rapide eine Rezession auslösen dürfte. Daher reagiert die Bundesregierung mit umso drastischeren Maßnahmen. Die Regierung hat „unbegrenzte“ Kredithilfen für Unternehmen zugesagt. Rund eine halbe Billion Euro stünden bereits jetzt zur Verfügung, so Wirtschaftsminister Peter Altmaier.

Hochverschuldete Länder, gerade Italien, brauchen ebenfalls eine Menge Geld, um ihre schwer angeschlagene Wirtschaft zu stützen. Wie soll das alles finanziert werden, ohne dass es zu einem deutlichen Zinsanstieg kommt? Über die Notenpressen der EZB, weshalb sie zuletzt ihr Anleihenkaufprogramm bis zum Jahresende um 120 Mrd. Euro aufgestockt hat. Das dürfte längst nicht die letzte Anhebung sein. Damit entwertet die EZB allerdings den Euro immer mehr, weshalb der Besitz von physischem Gold umso wichtiger ist.

Niemand kann sagen, wann der Ausverkauf an den Börsen und damit die Margin Calls auslaufen sollten, weshalb der Goldpreis kurzfristig noch etwas unter Druck bleiben könnte. Allerdings führt das zunehmend gigantischere QE-Gelddrucken der Fed und der EZB dazu, dass die Fiat-Währungen Dollar und Euro immer schneller entwertet werden. Das sollte dem Goldpreis in den nächsten Monaten kräftigen Aufwind geben. Umso sinnvoller ist es, den jüngsten Kursrückgang zum Aufstocken Ihrer Goldbestände zu nutzen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.