Die US-Notenbank (Fed) verkündete vergangenen Mittwoch, dass ihre Geldpolitik auch im neuen Jahr restriktiv bleiben wird und eine weitere Zinsanhebung in diesem Jahr möglich sei. Dies enttäuschte die Märkte, welche die Aussagen der Fed über weite Teile dieses Zinsanhebungszyklus hinweg ignoriert hatten. Es herrschte die Überzeugung, die Notenbanker würden auf eine Rezession hin einknicken und die Geldpolitik wieder lockern. Auch viele Goldanleger begründeten mit dieser Erwartung eine vermeintlich bevorstehende Rallye des Goldpreises, weshalb viele Goldbugs zu Höchstpreisen kauften.

Noch vor wenigen Monaten wurde gehofft, die Fed würde bereits Ende 2023 mit Zinssenkungen beginnen, doch mittlerweile erwartet der Markt erst Ende 2024 eine erste Senkung. Der Tenor des Zinsentscheids und der anschließenden Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell war hawkish und zeigte, die Fed wird die Geldpolitik weiterhin restriktiv und die Zinsen länger auf dem aktuell hohen Niveau belassen.

Trotz der hawkishen Fed und obwohl der US-Dollar wieder an Stärke gewann, hielt sich der Goldpreis vergangene Handelswoche stark und ging mit 1.925 US-Dollar unverändert ins Wochenende. Der Silberpreis konnte sogar um 2,2 % auf 23,82 US-Dollar zulegen, während der breite US-Aktienmarkt rund 3 % einbüßte.

Den Leitzins wurde unverändert in der Spanne von 5,25 % bis 5,50 % belassen. Der sogenannte Dot-Plot, der die Einschätzungen der FOMC-Mitglieder visualisiert, zeigt nun eine Zinserwartung von durchschnittlich 5,1 % im nächsten Jahr, während es bis dahin nur 4,6 % waren. Die langfristigen Zinsen stiegen daraufhin weiter bis auf 4,5 % an, dem höchsten Stand seit 16 Jahren!

Die langfristigen Zinsen stiegen zuletzt stärker als die kurzfristigen, was an dem Anstieg des Spreads der Zinsen für 10- zu 2-jährigen Staatsanleihen  zu sehen ist, der nur noch -0,65 % beträgt. Der Markt erwartet nun im September 2024 die erste von zwei Zinssenkungen. Gleichzeitig  wurdendie Erwartung für das US-Bruttoinlandsprodukt auf 2,1 % angehoben, während keine nennenswerten Abkühlung am Arbeitsmarkt zu sehen sind, wobei die Inflationserwartung für das kommende Jahr unverändert ist.

Die langfristigen Zinsen steigen weiter an, doch noch ist die Zinsstrukturkurve invertiert

Die langfristigen Zinsen steigen weiter an, doch noch ist die Zinsstrukturkurve invertiert

Die Erfolgsbilanz der Fed bei der Vorhersage der Zinsentwicklung war in der Vergangenheit miserabel. Der Offenmarktausschuss ging im März 2021 noch davon aus, dass der Zinssatz in 2022 bei null Prozent liegen würde, während dieser jedoch durchschnittlich 1,75 % betrug. Selbst für das Jahr 2023 erwartete die große Mehrheit der FOMC-Mitglieder Nullzinsen, während sie nun bei über 5 % liegen. Die Zentralbanker würden wahrscheinlich genauere Prognosen abgeben, wenn sie nur mit Darts auf eine Scheibe werfen würden. Nur weil sie im nächsten Jahr eine Zinspause erwarten, bedeutet das nicht, dass die Zinsen im nächsten Jahr nicht weiter ansteigen oder kurzfristig wieder sinken könnten.

Ich habe stets der  Hoffnung des Marktsauf wieder sinkende Zinsen widersprochen, da die Fortsetzung des Musters der letzten vier Jahrzehnte nach einem Jahrzehnt mit Null- und Negativzinsen nicht mehr möglich ist. Mittlerweile müssen die Volkswirtschaften das Drucken von Geld aus dem Nichts mit Inflation und steigenden Zinsen bezahlen.

Es gibt mehrere Gründe, für die aktuell weiter steigenden Marktzinsen. Nebst der hohen Inflation verkauft die US-Notenbank im Rahmen ihres QT-Programms weiter Staatsanleihen, was deren Angebot erhöht. Gleichzeitig verschuldet sich die US-Regierung über die Ausgabe neuer Staatsanleihen ständig weiter, während andere Regierungen ebenfalls ihre Bestände an US-Staatsanleihen reduzieren. Das Angebot wächst, während die Nachfrage abnimmt, wodurch die Anleihenkurse sinken und die Zinsen diametral gegensätzlich ansteigen.

Wollte die US-Notenbank diesen Trend ausbremsen, müsste sie vermehrt Staatsanleihen aufkaufen, was jedoch neue Inflation erzeugen würde und folgend auch die Zinsen noch stärker ansteigen müssten. Die US-Notenbank steht mit dem Rücken an der Wand und sie hat keine Kaninchen mehr, die sie aus dem Hut zaubern könnte. Wer keinen günstigen Immobilienkredit mehr bekam, darf sich keine falschen Hoffnungen machen, denn die Bauzinsen werden in den nächsten Jahren nicht mehr sinken.

Zukunft des Goldpreises von der Geldpolitik abhängig

Auch wenn die  Fed erstmals keine Rezession sieht, bedeutet dies angesichts ihrer schlechten Prognosen gar nichts. Auch in 2006 bestanden die Notenbanker darauf, dass es keine Immobilienblase gäbe und ein Jahr später brachen die Immobilienmärkte historisch stark ein. Als die Subprime-Krise begann, versicherten sie, dass sich diese auf Subprime-Kredite beschränken würde, während in Wahrheit das Kartenhaus des Kreditgeldsystems ins Wanken geriet und eine weltweite Kredit- und Währungskrise nach sich zog.

Die Zinssätze sind aktuell höher als im Juni 2006, dem Höhepunkt des Zinserhöhungszyklus, der die Immobilienblase zum Platzen brachte. Die Fed hielt sie auf diesem Niveau, bis Bernanke die Zinsen im September 2007 senkte, als die Immobilienverkäufe einbrachen. Die Zinsen befinden sich aktuell auf dem gleichen Niveau, das die Finanzkrise von 2008 und die Große Rezession auslöste.

Nach dem stärksten Zinsanhebungszyklus seit den siebziger Jahren ist eine Rezession sicher, auch wenn  konstatiert werden muss, dass die Gefahr für das Bankensystem nach den vielen QE-Programmen heute deutlich geringer ist als in 2006. Die Frage, die sich die guten Trader und Investoren am Goldmarkt aktuell stellen, ist wie sich die Fed in dieser aufziehenden Rezession verhalten wird. Wird sie sofort mit dem Drucken von Geld reagieren oder kann es sich die US-Notenbank nach den letzten QE-Programmen von 2020 nun leisten, die Märkte in einem deflationären Crash absaufen zu lassen, um erst spät mit dem erneuten Drucken von Geld zu intervenieren.

Letzteres würde den Goldpreis erst belasten, bevor dieser dann im Rahmen neuer QE-Programme durch die Decke gehen würde. Auch die Aktienmärkte würden erst drastisch einbrechen und so in einer Verkaufspanik die Liquidität für Käufe des Smart Moneys bereitstellen. Es gibt viele Gründe, warum dies in meinen Augen das wahrscheinlichste Szenario zu sein scheint. Entsprechend vorsichtig müssen Investoren kurzfristig am Goldmarkt bleiben.

Die Bilanz der US-Notenbank schrumpfte im letzten Monat um fast 75 Mrd. US-Dollar, was der stärkste monatliche Rückgang seit Juli 2020 war. Im Rahmen des QT-Programms verkaufte die Fed in der letzten Woche Wertpapiere im Wert von 26 Mrd. US-Dollar. Die Banken beanspruchen im Rahmen des BTFP-Programms, das die Fed im Frühjahr für in Not geratene Banken aufgelegt hatte und das auf ein Jahr begrenzt ist, immer noch 108 Mrd. US-Dollar. Dieses Geld müssen die Regionalbanken in den nächsten sechs Monaten auftreiben und es bleibt abzuwarten, ob deren Bilanzen angesichts des weiteren Zinsanstiegs bis dahin stabil sind.

Die Bilanz der US-Notenbank schrumpfte seit Anfang 2022 um rund eine Billionen US-Dollar. Allein in der letzten Woche wurde dem System Liquidität in Höhe von fast 75 Mrd. US-Dollar entzogen

Die Bilanz der US-Notenbank schrumpfte seit Anfang 2022 um rund eine Billionen US-Dollar. Allein in der letzten Woche wurde dem System Liquidität in Höhe von fast 75 Mrd. US-Dollar entzogen

Kurzfristige Entwicklung am Goldmarkt

Der Goldpreis hielt sich in den letzten Handelswochen noch relativ stark, trotz des hawkishen Zinsentscheids der US-Notenbank und der heißer ausgefallenen US-Inflationszahlen. Dennoch läuft dieser aktuell zum dritten Mal die Unterstützung bei 1.900 US-Dollar an. Bricht diese, so wäre eine Fortsetzung des Preisrückgangs auf 1.800 US-Dollar wahrscheinlich. Der Silberpreis würde in diesem Fall wahrscheinlich  bis auf 20 US-Dollar nach unten gezogen werden. Ob das dort dann bereits die große Kaufchance ist, müssen wir dann neu bewerten. Selbst der Platinpreis kann noch einmal  bis auf 800 US-Dollar in die Tiefe gerissen werden, wenn der Goldpreis  gegen 1.800 US-Dollar läuft.

Der US-Dollar-Index  handelt mittlerweile bei fast 106 Punkten. Ich hatte diese Rallye vorhergesagt und mit meinen Premium-Abonnenten exakt zum Tief bei 99,6 Punkten den Dollar gekauft, als Jedermann diesen verkauft hatte. Fällt der Goldpreis weiter, dann dürfte auch der HUI-Goldminenindex weiter fallen bis in den Bereich zwischen 180 und 200 Punkten, wo sich in einem Abverkauf womöglich eine große Kaufchance für Minenaktien ergeben dürfte.

Der Goldpreis hielt sich angesichts der steigenden Zinsen und dem Anstieg des US-Dollar in den letzten Monaten sehr stark

Der Goldpreis hielt sich angesichts der steigenden Zinsen und dem Anstieg des US-Dollar in den letzten Monaten sehr stark

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.