Da die bisherigen Programme von US-Präsident Trump nur ein Strohfeuer ausgelöst haben, muss er noch einmal kräftig nachlegen. Allerdings explodieren die Schulden nicht nur in den USA, sondern auch im Rest der Welt, gerade in der Euro-Zone.

Beim Blick auf die Zinsentwicklung in den USA dürfte mancher Anleger ziemlich überrascht sein: So hat die Fed in den vergangenen Monaten Billionen von US-Dollar gedruckt, um die Konjunktur anzukurbeln, während viele der US-Konjunkturdaten in den vergangenen Wochen viel besser waren als erwartet – und dennoch sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen in den vergangenen Wochen nicht etwa gestiegen, sondern zuletzt auf rund 0,6 % gesunken.

Damit liegen sie nur noch knapp über dem Rekordtief vom 8. März von 0,5 % auf Schlusskursbasis. Damit schätzt der Anleihenmarkt die langfristigen Perspektiven der hochverschuldeten US-Wirtschaft als so schlecht ein wie selten zuvor – völlig zurecht, wie ich wiederholt geschrieben habe.

So waren im Juni die US-Einzelhandelsumsätze um 7,5 % gegenüber dem Vormonat nach oben geschossen und lagen damit auf dem Niveau des Vorkrisenmonats Februar – in dem Bereich hat es also im Gegensatz zu vielen anderen Daten, wie beispielsweise der Industrieproduktion, eine V-förmige Erholung gegeben. Und dennoch gibt es kräftigen Abwärtsdruck auf die US-Zinsen, weshalb im Gegenzug der Goldpreis mit rund 1.810 US-Dollar je Unze in der Nähe des Neun-Jahreshochs notiert.

Viele Investoren wissen, dass sich durch die alltäglich neue Rekordzahl an Corona-Infizierten in den USA, wodurch einige US-Bundesstaaten etliche Lockerungen des Lockdowns zurückgedreht haben, sowie durch die deutlich zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China, die kurzfristigen Aussichten für die US-Wirtschaft merklich eintrüben. Umso mehr wächst der Druck auf US-Präsident Donald Trump, ein neues Billionen Dollar schweres Konjunkturprogramm zu verabschieden, haben doch die bisherigen von insgesamt rund 3 Billionen Dollar nur ein Strohfeuer ausgelöst. In dem Umfeld sollten die Notenpressen der Fed weiter auf Hochtouren laufen, was den Goldpreis weiter in Richtung des Rekordhochs vom August 2011 bei knapp über 1.900 US-Dollar je Unze treiben sollte.

Ausgaben für Arbeitslosenunterstützung explodieren auf Rekordhoch

Wieso ist ein neues Konjunkturprogramm geradezu unvermeidlich? Vor allem weil die Trump-Regierung im März zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie eine Aufstockung der Arbeitslosenunterstützung um 600 US-Dollar pro Woche beschlossen hatte, die Aufstockung läuft allerdings Ende Juli aus.

Durch sie hat sich die Arbeitslosenunterstützung für viele Amerikaner fast verdreifacht, liegt doch die übliche Auszahlung, die je nach Bundesstaat unterschiedlich hoch ist, bei durchschnittlich nur 333 US-Dollar pro Woche. Damit hatten viele Arbeitslose plötzlich mehr Geld als zuvor in schlechtbezahlten Jobs und konnten kräftig Shoppen gehen – das erklärt nicht nur den starken Anstieg der Einzelhandelsumsätze.

Die Folge dieser massiven Aufstockung: Die Ausgaben für Arbeitslosenunterstützung sind in den vergangenen Monaten geradezu explodiert und haben im Juni den Rekord von 115,7 Mrd. US-Dollar erreicht. Diese offiziellen Zahlen finden Sie allerdings kaum in den Massenmedien, würde das doch die Mär von der „kräftigen Belebung des Arbeitsmarktes“ ad absurdum führen. Zum Vergleich: In den Vorkrisenmonaten Januar und Februar lagen die Ausgaben bei jeweils nur 3,0 Mrd. US-Dollar. Sie lesen richtig: nicht 30,0 Mrd., sondern nur 3,0 Mrd. US-Dollar!

Tatsächliche Arbeitslosigkeit ist viel höher als die offizielle

Bei diesen Zahlen schlägt auch durch, dass die Zahl der Bezieher von Arbeitslosenunterstützung zuletzt auf 32,0 Mio. nur minimal gesunken ist, was nur knapp unter dem Rekord der Vorwoche von 32,5 Mio. lag. Damit liegt die tatsächliche Arbeitslosenquote meiner Meinung nach eher bei knapp 20 %, als bei den offiziellen 11,1 % (17,75 Mio. Arbeitslose). Das können Sie in dem Beitrag „„Starker“ US-Arbeitsmarktbericht ist ein Lügenmärchen“ nachlesen.

Sollte die Aufstockung der Arbeitslosenunterstützung tatsächlich Ende Juli auslaufen, würde der Konsum einbrechen, was die US-Wirtschaft schwer belasten würde. Daher gaben sich die oppositionellen Demokraten zuletzt zuversichtlich, dass das neue Konjunkturprogramm, welches unter anderem die Verlängerung der Aufstockung der Arbeitslosenunterstützung bis Jahresende sowie zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur vorsieht, näher an dem von den Demokraten vorgeschlagenen Niveau von 3,5 Billionen US-Dollar liegen könnte.

Trump dürfte zwar versuchen, ein deutlich kleines Programm zu verabschieden, würde doch ein derart großes Programm das tatsächliche Ausmaß der Krise offen zeigen. Allerdings strebt Trump eine Senkung der Sozialversicherungsabgaben an, was den Unternehmen zugutekäme und schnell ein paar hundert Milliarden kosten dürfte. Wie groß das Programm auch immer sein mag, das die Abgeordneten Ende Juli oder Anfang August beschließen sollten, es wird dafür sorgen, dass die Geldpressen der Fed weiter glühen werden, was wiederum den Goldpreis beflügelt.

Zur Erinnerung: die US-Geldmenge wächst aktuell um knapp 40 % gegenüber dem Vorjahr – ein Rekord. Damit wird der US-Dollar noch viel schneller entwertet als jemals zuvor.

Weltweit explodieren die Schulden

Zusätzlichen Rückenwind bekommt der Goldpreis dadurch, dass es nicht nur in den USA, sondern weltweit einen deutlichen Schuldenanstieg und damit eine Entwertung sämtlicher Fiat-Währungen gibt. Laut dem Institute of International Finance (IIF) sind die weltweiten Schulden im ersten Quartal, also noch ehe das Corona-Virus die Wirtschaft außerhalb Chinas hat einbrechen lassen, um umgerechnet 11,5 Billionen US-Dollar auf den Rekord von 258 Billionen US-Dollar gestiegen – das sind horrende 331 % der jährlichen Wirtschaftsleistung, verglichen mit den 320 % im Vorjahreszeitraum.

Diese Schulden, die in Folge der Pandemie noch viel schneller steigen als vorher, sind nur dann tragbar, wenn die Zinsen immer weiter sinken. Das sorgt zwangsläufig für immer mehr Aufwärtsdruck bei Gold. Zuletzt ist das Volumen weltweiter Anleihen mit Strafzinsen auf umgerechnet 14,3 Billionen US-Dollar gestiegen. Damit nähert es sich allmählich dem Rekord von 17 Billionen US-Dollar vom August 2019.

Ebenso wie die Trump-Regierung arbeitet auch die EU an einem Konjunkturprogramm: dem geplanten Wiederaufbaufonds, der laut Gerüchten von 750 auf 650 Mrd. Euro gekürzt werden könnte. Wie immer dessen Details auch aussehen mögen, werden dadurch die Schulden der EU, und gerade in der Euro-Zone, rapide steigen.

Laut den Schätzungen der EU-Kommission sollen die Schulden der Euro-Zone im laufenden Jahr auf horrende 102,7 % der jährlichen Wirtschaftsleistung nach oben schießen, gegenüber 86 % aus Ende 2019. Da die EU-Kommission allerdings üblicherweise deutlich zu optimistisch ist, dürfte ein noch stärkerer Schuldenanstieg bevorstehen als prognostiziert.

Wie „praktisch“ ist es da doch, dass die EZB ihr Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) zum Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen im Juni um herbe 600 Mrd. auf 1,35 Billionen Euro aufgestockt hat, woraufhin die Zinsen für die hochverschuldeten Staaten, wie Italien oder Spanien, aktuell auf dem gleich mickrigen Niveau liegen, wie vor der Pandemie – Wahnsinn! Offenbar kann aber nur so eine erneute Staatsschuldenkrise in der Euro-Zone verhindert werden.

Investoren schauen, wie schnell die Trump-Regierung ein neues Konjunkturprogramm verabschieden wird und wie groß es ausfällt. In dem Umfeld sollten die US-Zinsen und der Dollar im Rückwärtsgang bleiben, was dem Goldpreis von zwei Seiten aus deutlichen Rückenwind geben sollte. Umso wichtiger ist es, Ihre Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken, zumal nach dem jüngsten Anstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar Gold auf Euro-Basis etwas günstiger ist als zuvor.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.