Terminmarkt: Wieder relative Stärke zur Vorwoche
Nach einer Woche mit leichter Schwäche ist die Stärke der Vorwochen wieder zurückgekehrt. Der Preis stieg um 118 $ zur Vorwoche und die Spekulanten trugen kaum zu diesem Anstieg bei. Es ist immer noch ein physisches Defizit am Markt aufgrund der Minenschließungen in Südafrika hierfür verantwortlich. Der Terminmarkt ist völlig bereinigt und selbst bei Schwäche hätten Spekulanten die Feuerkraft den Preis noch nach oben zu treiben. Unter normalen Umständen wäre dieses Setup perfekt für Käufe. Wir sind davon überzeugt, dass die relative Schwäche in diesem Markt in dieser Rezession zurückkommen wird, sobald die südafrikanischen Minen wieder voll operieren und die Lieferketten wiederhergestellt sind. Kurzfristig agierende Trader könnten die kurzfristige Stärke noch nutzen, um bullische Ausbrüche aus Chartmustern zu kaufen, doch der mittelfristige Investor sollte sehr vorsichtig sein, denn Platin und Palladium fielen in Rezessionen immer aufgrund der wegbrechenden Industrienachfrage.
Der Terminmarkt für Platin zeigt sich noch stark im Kaufbereich.
Der Platinpreis stieg vom Tief bei 560 $ Mitte März auf 940 $ im Hoch Mitte Mai wieder an. Wir hatten eine kurzfristige Preiserholung unter relativer Schwäche bis 780 $ erwartet, doch diese starke Preiserholung unter relativer Stärke hat uns überrascht. Wir hatten die staatlich erzwungene Einstellung der Minenproduktion in Südafrika aufgrund der Corona-Shutdowns in Südafrika nicht auf dem Radar.
Das vorübergehende Defizit am physischen Markt trieb den Preis auf Niveaus, die wir so schnell nicht mehr erwartet hätten. Die Preisentwicklung ist jetzt davon abhängig, wie schnell die Politik in Südafrika den dortigen Minen wieder den vollen Betrieb erlaubt und wie schnell diese die Produktion wieder anwerfen können. Womöglich dauert dies noch einige wenige Wochen, in denen sich weiterhin relative Stärke zeigen könnte.
Kurzfristig agierende Trader können diese vorübergehende relative Stärke aufgrund des Defizits am Markt weiterhin nutzen, um Ausbrüche aus charttechnischen Mustern zu kaufen. Interessant erscheint uns hingegen ein mittelfristiger Short-Trade, wenn die Minen ihre Produktion wieder hochgefahren haben. Sobald sich dann relative Schwäche in den Daten zeigt, gäbe dies das ideale Setup, um an einem signifikanten Widerstand antizyklisch zu verkaufen oder aber mit einem prozyklischen charttechnischen Verkaufssignal auf einen fallenden Preis zu setzen.
Der Platinpreis konnte von 560 $ im Tief auf wieder 940 $ im Hoch ansteigen binnen zwei Monaten.
Der folgende kurzfristige Chart zeigt noch einmal, wie einfach und schön Spekulanten die charttechnischen Ausbrüche aus den jeweiligen Abwärtstrends nutzen konnten, um von steigenden Preisen zu profitieren.
Die Bullen konnten von einem kurzfristig starken Platinpreis profitieren.
Der dritte langfristige Chart zeigt den Platinpreis seit 2004. Vergleicht man den aktuellen Preiseinbruch mit dem Einbruch in der Rezession von 2008, dann ist der Platinpreis bis dato sehr glimpflich davongekommen, was jenen, die den Exit verpasst haben, eine zweite Chance gibt. Die Nachfrage in der Automobilindustrie wird sich nicht so schnell wieder erholen, während die Minen ihre Produktion relativ schnell wieder voll hochfahren dürften. Steigt die Investmentnachfrage nicht im gleichen Maße an, wie die industrielle Nachfrage abnimmt, dann droht der Platinpreis noch einmal auf 600 $ oder darunter in den kommenden Wochen zu fallen.
Vergleichen wir den Einbruch mit der Rezession von 2008, so zeigt sich, wie groß die Gefahr eines weiteren Preiseinbruchs ist. Der Platinpreis konnte nur von dem Shutdown der Minen wegen Corona profitieren, sonst wäre dieser womöglich noch deutlich tiefer gefallen. Aufgrund der shutdownbedingten Schwankungen von Angebot und Nachfrage ist die kurzfristige Preisprognose sehr schwer geworden, da diese von kurzfristigen politischen Entscheidungen abhängt. Dennoch dürfte sich für mittelfristig agierende Investoren aktuell noch kein gutes Setup für Käufe bieten. Nach einem erneuten Rücksetzer gibt es womöglich deutlich günstigere Kaufmöglichkeiten in den kommenden drei bis sechs Monaten. Danach finden auch mittelfristig agierende Investoren sehr gute Kaufchancen. Den Bereich um die 500 $ bis 600 $ sehen wir aktuell als interessantes antizyklisches Kaufniveau auf langfristige Sicht.
Im Vergleich mit der Rezession von 2008 ist der Platinpreis bis dato sehr glimpflich davongekommen.