Der Goldpreis durchbrach in der letzten Handelswoche die wichtige Unterstützung bei 1.900 US-Dollar, worauf die Bullen ihre Long-Positionen am Terminmarkt fallen ließen wie heiße Kartoffeln. Dieser Einbruch war bereits sehr wahrscheinlich, nachdem der Zinsentscheid der US-Notenbank (Fed) eine Woche davor sehr hawkish ausgefallen war. Über Monate hinweg hofften die Märkte, die Fed würde Zinssenkungen signalisieren, welche in dem hohen Goldpreis bereits eskomptiert waren. Diese Hoffnungen wurden jedoch zerschlagen und stattdessen signalisierte der Offenmarktausschuss der Fed, dass die Zinsen viel länger auf diesem hohen Niveau verbleiben werden.

Nachdem sich der Goldpreis zwischen dieser Unterstützung bei 1.900 US-Dollar und einem Abwärtstrend zunehmend eingekeilt hatte, sorgte die schwerwiegende Enttäuschung letztlich für einen richtungsweisenden Ausbruch nach unten. Mittlerweile crashte der Goldpreis förmlich auf 1.815 US-Dollar und nähert sich schnell der nächsten entscheidenden Unterstützung bei 1.800 US-Dollar, wo der Abverkauf spätestens sein vorläufiges Ende finden dürfe.

Nachdem am Goldmarkt alle Dämme brachen, wurden auch die Bullen am Silbermarkt in die Flucht geschlagen. Silber durchbrach seinen einjährigen Aufwärtstrend bei 23,30 US-Dollar, der in den letzten Monaten immer wieder durch den Aufbau neuer Long-Positionen am Terminmarkt verteidigt werden musste. Dies offenbarte bereits eine Schwäche am Silbermarkt, sodass auch hier die Bullen letztlich kapitulierten und ihre Long-Positionen fallen ließen. Dies führte zu einem schnellen Abverkauf auf 20,70 US-Dollar, wobei die nächste Unterstützung bei 20 US-Dollar bereits sehr nahe ist. Von hier aus dürfte es zumindest eine technische Gegenbewegung geben. Ob das bereits das Tief dann war, oder ob auch noch die nächste Unterstützung bei 18 US-Dollar angelaufen wird, wird uns vermutlich der neueste CoT-Report am Freitag verraten.

Der HUI-Goldminenindex, der zuvor schon stark gefallen war, fiel allein in der letzten Woche noch einmal um 7,3 % und erreichte mit 198 Punkten mittlerweile das Korrekturziel. Im Mai hatten wir die Minenaktien zum Hoch verkauft und auf einen Rücksetzer bis 200 Punkte gehofft. Einige Minenaktien fielen sogar um 50 %, wodurch wir nun die doppelte Menge an Aktien zurückkaufen können.

Gold, Silber und die Minenaktien brachen stark ein

Gold, Silber und die Minenaktien brachen stark ein

Die Letzten beißen die Hunde

Die Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen stiegen mittlerweile auf 4,7 % an, dem höchsten Stand seit Oktober 2007. Der US-Dollar setzte seine Rallye der letzten Wochen fort, wobei der USD-Index mittlerweile bei 106,9 Punkten handelt. Gleichzeitig schrumpft die US-Geldmenge weiter durch das QT-Programm der Fed, während die Kreditvergabe der US-Banken erstmals schrumpft. Dies ist alles bärisch für den Aktienmarkt sowie die Edelmetallpreise. Die Bullen am Aktienmarkt, sowie am Goldmarkt haben diese Entwicklung in ihrer Euphorie jedoch sehr lange völlig ignoriert.

Als ich vor einigen Monaten ein Kaufsignal für den US-Dollar bei 99,6 Punkten und ein Verkaufssignal für Gold bei 2.005 US-Dollar gab, war das Sentiment einseitig bärisch für den US-Dollar und einseitig bullisch für Gold. Jedermann glaubte, Gold würde das neue Allzeithoch schnell hinter sich lassen und weiter ansteigen, obwohl weder das Sentiment noch das Umfeld der Zinsen, der Geldmenge und der Dollar- und Wirtschaftsentwicklung dafür sprachen.

Immer dann, wenn der Letzte Bulle aufgrund gestiegener Preise in den Markt gesogen wurde, gibt es keine neuen Käufer mehr, die den Preis weiter nach oben treiben könnten. Dann beginnt der Markt zu kippen, wobei die Trader und Investoren sukzessive abspringen, je tiefer der Preis fällt, bis der Preiseinbruch in einer Verkaufspanik endet. Diese Verkaufspanik bildet dann den Boden einer neuerlichen Hausse.

Diese irrationalen Überschwänge sind an Rohstoffmärkten eher kurzlebig, während sie am Aktienmarkt mehrere Jahre andauern können. Sie sind jedoch gut zu identifizieren und im Swing-Trading gut zu handeln, wie ich die letzten zehn Jahre unter Beweis stellen konnte. Wann immer die Edelmetallpreise stark gestiegen sind und die Investoren fast schon aggressiv bullisch sind, sollte man sich dieser irrationalen Stimmung bewusst werden. Dann sollte man solange die Party noch läuft den Aufzug verlassen, bevor er durch die hohe Last an Positionen der Goldbullen in die Tiefe rauscht.

Wenn alle bereits in Euphorie gekauft haben, gibt es keine neuen Käufer mehr und der Preis fällt

Wenn alle bereits in Euphorie gekauft haben, gibt es keine neuen Käufer mehr und der Preis fällt

Kurzfristig mehr Licht als Schatten

Die gute Nachricht ist, dass der Goldpreis bei 1.800 US-Dollar eine Unterstützung und unser ursprüngliches Korrekturziel hat, weshalb es nach dem schnellen und starken Abverkauf dort mindestens eine Stabilisierung des Preises oder eine technische Gegenbewegung geben sollte. Wir nehmen hier die Gewinne aus unsrem Short-Trade erst einmal mit. Ob das schon das Tief auf Sicht der nächsten Monate war oder ob es zuvor noch eine Etage tiefer gehen wird, wird die Entwicklung am Terminmarkt in den nächsten Wochen zeigen. Kurzfristig agierende Trader decken ihre Shortpositionen an dieser Unterstützung kurzfristig ein und spekulieren auf eine Gegenbewegung. Im folgenden Chart sind meine Kauf- und Verkaufssignale der letzten beiden Jahre deutlich zu sehen.

Bei 1.800 US-Dollar gibt es eine gute Unterstützung am Goldmarkt

Bei 1.800 US-Dollar gibt es eine gute Unterstützung am Goldmarkt

Auch der Goldpreis in Euro hat, wie wir erwartet hatten, noch einmal die Unterstützung bei 1.740 Euro je Feinunze angelaufen. Dies entspricht dem Preishoch des Jahres 2020, was an sich ein gutes Kaufniveau ist, insbesondere da ich in den nächsten 6-12 Monaten von einer weiteren Abwertung des Euro und diametral gegensätzlich von einer Stärke des US-Dollar ausgehe. Gerade der Euroraum ist aufgrund hausgemachter Probleme sehr schwach und es dürfte nur eine Frage weniger Monate sein, bis der Goldpreis in Euro wieder über dem Goldpreis in US-Dollar handeln wird. Gerade Investoren im Euroraum bleibt keine Wahl, außer auf Gold zu setzen, bevor der Euro seine Talfahrt in den nächsten Wochen und Monaten fortsetzen wird.

Gold in Euro ist wieder auf 1.740 Euro je Feinunze gefallen

Gold in Euro ist wieder auf 1.740 Euro je Feinunze gefallen

Mittelfristig fehlt bisher das Umfeld für eine neue Rallye

Womöglich bereinigt sich der Terminmarkt in den nächsten Tagen oder Wochen völlig, womit das Setup für einen neuen Preisanstieg vorhanden wäre. Das werden wir erst in den kommenden Daten sehen.

Gegen eine sofortige neue Rallye des Goldpreises und eher für eine Seitwärtsphase spricht das noch immer unveränderte Marktumfeld. Die Zinsen bleiben hoch, die Geld- und Kreditmenge schrumpft, die Wirtschaft rutscht in die Rezession ab und der US-Dollar dürfte in den kommenden Monaten weiter an Stärke gewinnen. Wir sahen in der Vergangenheit oftmals Bodenbildungsphasen am Goldmarkt, die mehrere Monate andauerten, bevor neue Katalysatoren eine neue Rallye auslösten.

Ein Katalysator für eine neue Rallye wäre eine erneute Ausweitung der Geldmenge seitens der Notenbanken als Reaktion auf eine schwere Rezession oder einen neuen „Schwarzen Schwan“, der aus dem „Nichts“ auf die Märkte trifft. Dies würde den Notenbanken eine neue Lizenz zum Gelddrucken geben.

Sollte die US-Notenbank jedoch diesmal die Füße stillhalten und die Aktienmärkte in einer Rezession crashen oder in eine mittelfristige Baisse übergehen lassen, dann wäre es möglich, dass der Goldpreis nach einer Stabilisierung mit einem fallenden Aktienmarkt noch weiter mit nach unten gerissen wird. Erst dann, wenn die Notenbanken ein Eingreifen signalisieren, ist das Startsignal für eine neue Rallye des Goldpreises mit Sicherheit da. Bis dahin sollte man vorsichtig sein, nicht zu früh zu stark auf die Käuferseite zu wechseln. Viele Goldbullen hatten in den letzten sechs Monaten bereits auf Zinssenkungen gewettet und Gold nahe seinem Allzeithoch gekauft, wobei sie ihren Erwartungsfehler nun nach dem Goldpreiseinbruch teuer bezahlen mussten.

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.