Terminmarkt: CoT-Report vom 30.09.2022

Der CoT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die CoT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhielten noch vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die CoT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

Das Sentiment für Platin ist immer noch extrem bärisch. Charttechnische Kaufsignale nach Rücksetzern sind damit Kaufchancen, wobei man bei diesen keine Sorge mehr vor großen Verlusten haben muss. Der neueste Report zeigte jedoch überraschend deutliche Schwäche zur Vorwoche. Der Preis fiel um 76$ und die Spekulanten gingen gerade einmal mit 2 Tsd. Kontrakte short. Wäre der Goldpreis nicht losgesprintet, dann hätte sich Platin auf dem aktuellen Preisniveau eingependelt und wäre vermutlich noch eine Stufe tiefer gefallen. Da die COT-Daten immer noch stark überverkauft sind, wird Platin mit einem weiteren Anstieg des Goldpreises ansteigen können et vice versa fallen, wenn der Goldpreis wieder korrigiert.

Aufgrund der deutlichen Schwäche im letzten Report sollte man sehr vorsichtig sein bei Platin, wenn der Goldpreis weiter fällt. Stopps sind unser bester Freund im Trading!

Platin

Der zyklische COT-Index ist noch immer im Kaufbereich – Angst vor einem schnellen Long-Drop muss man nicht haben

 

Aufgrund der bevorstehenden stärksten Rezession seit Jahrzehnten, hat es der Preis für das Industriemetall Platin offensichtlich schwer anzusteigen. Mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion wird in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen zulegen und Leasing- sowie Finanzierungsgeschäftsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Ein starker Rückgang der Neuwagenverkäufe mit entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller sind zu erwarten. Dennoch wird aus der Platinindustrie für 2022 ein Defizit von 627 Millionen Unzen erwartet, wobei hier die Rezession noch nicht berücksichtigt sein dürfte.

Kurzfristig zeigt sich, dass sich Platin nicht selbständig machen und ohne Gold und Silber ansteigen kann. Zuletzt gab es bei Platin zwei gute kurzfristige Kaufsignal im Juli und September, nachdem der Goldpreis jedes Mal ansteigen konnte. Zuletzt hatte sich Platin jedoch stärker gezeigt und war nicht mit dem Goldpreis gefallen, was auf ein zyklisches Tief hindeutet.

Aktuell erwarte ich, dass die Korrelation zwischen dem Gold- und dem Platinpreis sehr hoch bleiben wird, sprich beide werden gleichlaufen und tendenziell gleichzeitig Kauf- und Verkaufssignale erzeugen. Zeigt Platin bei Preisrückgängen des Goldpreises relative Stärke, so wäre das ein Indiz für gute sichere Gewinne mit Platin, sobald der Goldpreis ein Kaufsignal erzeugt.

Die guten CoT-Daten zeigen, dass es keine Gefahr von schnellen starken Preisrückgängen gibt, weshalb man gut mit Stopps arbeiten kann. Mittelfristig dürfte es Platin schwer haben, doch langfristig sehe ich sehr gute Chancen für Platin, da ein Drittel der Jahresweltproduktion in anderen Industrien Verwendung findet.

Käufer mit langfristigem Horizont finden bei einem Preis um die 800 US-Dollar je Feinunze eine gute Investmentchance auf Sicht der nächsten fünf Jahre. Mittelfristig bis Ende des Jahres dürften nur Trader Freude an diesem hochvolatilen Markt haben, was jedoch aufgrund der hohen positiven Korrelation zum Goldpreis gut zu handhaben ist. Bricht der kurzfristige Abwärtstrend, dürfte Platin wieder steigen, sofern auch der Goldpreis wieder ansteigen und sich oberhalb von 1.680 US-Dollar halten kann. Auf Sicht der nächsten Monate ist mit einer volatilen Seitwärtsbewegung zu rechnen. Rücksetzer bis in den Bereich bei 800 US-Dollar dürfte immer wieder eine gute Kaufchance bieten.

Platin handelt mit dem Goldpreis volatil trendlos und kann bisher kein Eigenleben entwickeln

Langfristige Analyse

Ende 2020 hatten wir mit einem Preisanstieg über den Widerstand bei 1.000 US-Dollar ein Kaufsignal bis 1.350 US-Dollar gegeben und gingen von einer anschließenden Korrektur auf 1.000 US-Dollar aus. Das war nur ein grobes Szenario, das wir aus der fundamentalen Schwäche am Platinmarkt abgeleitet hatten, doch exakt so eintraf. Zuletzt hatten wir weitere Verkaufssignale bis 830 US-Dollar, die auch eintrafen.

Langfristig dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass Platin und Palladium während Rezessionen kurzzeitig auch stark einbrechen können, weshalb eine Stopp-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist.

XPT/USD PLATIN

Langfristig zeigt der Chart eine Trendumkehr und ein Ende der langfristigen Abwärtstrends

Das Platin-Palladium-Ratio zeigt, dass Platin in den vergangenen 50 Jahren immer teurer war als Palladium, mit Ausnahme der Jahrtausendwende und aktuell seit 2017.

Wir sehen in den letzten Jahren in der Industrie eine fortschreitende Substituierung von Palladium durch das günstigere Platin. Solange Palladium teurer ist, sollte auch die Substitution weiter voranschreiten und letztlich auch zu steigenden Platinpreisen führen. Diese Transformation ist ein langsamer Prozess und man schätzt, dass jährlich etwa 1,5 Millionen Unzen Palladium in der Industrie durch Platin ersetzt werden.

Langfristig ist es konsequent logisch und wahrscheinlich, dass die Substitution in der Zukunft zu einem Überangebot bei Palladium und einem Defizit bei Platin führen wird. Das Ratio würde dann wieder ansteigen, wobei Platin das Palladium massiv outperformen dürfte. Würde das Ratio nur zu seinem Durchschnitt der letzten 50 Jahre bei 3 zurückkehren, entspräche dies einer sechsmal besseren Performance von Platin zu Palladium in der Zukunft.

Will man ein langfristig ausgerichtetes Edelmetalldepot auf Sicht von mindestens einer Dekade aufpeppen, so wäre Platin eine Spekulation wert, da es nicht nur in Katalysatoren Anwendung findet, sondern in vielen weiteren Industrien und insbesondere in erneuerbaren Energien, wogegen Palladium nur in Katalysatoren für Benzinmotoren genutzt wird. Da Platin auch zu Gold und Silber historisch günstig ist, wäre es denkbar, dass Platin sogar die monetären Edelmetalle in den kommenden zehn Jahren outperformen könnte. Kurzfristig hat Platin noch mit einem Überangebot zu kämpfen, doch auf Sicht einer Dekade scheint das Risiko begrenzt und die Gewinnchance sehr hoch zu sein, weshalb wir Rücksetzer weiterhin zum Aufbau einer neuen langfristigen Position nutzen werden.

Platin-Palladium-Ratio

Platin ist aktuell so günstig zu Palladium wie noch nie zuvor

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.