Nach etlichen Aktienmärkten hat zuletzt auch der Goldpreis ein neues Spitzenhoch markiert. Umso entspannter warten Investoren auf die EZB-Sitzung am Donnerstag.

Die Party an den Aktienmärkten in den USA und Europa läuft auf vollen Touren und beim Kursanstieg scheint das Motto zu gelten „Only the sky is the limit“ (Nur der Himmel ist die Grenze). Während etliche Analysten betonen, dass die Blase beim S&P 500 nicht so schlimm sei wie 1999, haben einige seriöse Finanzprofis, gerade der US-Hedgefondsmanager John P. Hussman aufgezeigt, dass die Lage nicht nur viel schlimmer sei als 1999, sondern ähnlich dramatisch wie im Jahr 1929, also praktisch der größten Blase aller Zeiten. Ich bin völlig Hussmans Meinung.

Zuletzt hatten auch Gold-Fans wie Sie und ich Grund zur Freude, nachdem die Notierung des Edelmetalls auf Rekordhochs nach oben geschossen ist. Dafür gibt es meiner Meinung nach zwei Gründe: einerseits schwächer als erwartete US-Daten, die für einen Kursrutsch bei den US-Zinsen gesorgt haben, und andererseits die Aussage eines Fed-Mitglieds, die den Kursrutsch bei den Zinsen beschleunigt und damit wiederum den Anstieg des Goldpreises beschleunigt hat.
So war am vergangenen Freitag, 1. März der vom Institute for Supply Management (ISM) veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie von Januar auf Februar von 49,1 Punkte überraschend auf 47,8 Punkte gesunken, wohingegen Volkswirte einen leichten Anstieg auf 49,5 Punkte vorhergesagt hatten. Nach der Bekanntgabe des Index waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen deutlich gesunken, woraufhin im Gegenzug der Goldpreis zugelegt hat.
Werte unterhalb der 50er-Marke signalisieren ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung der Industrie, wobei das Barometer im Februar den 16. Monat in Folge unter dieser wichtigen Marke lag.

Fed-Mitglied treibt Goldpreis nach oben

Kurz nach der Veröffentlichung des Index hat Fed-Mitglied Christopher Waller Investoren aufhorchen lassen. Waller hatte gesagt, dass er sich wünsche, dass der Bestand an Staatsanleihen aus den massiven Kaufprogrammen der vergangenen Jahre zulasten langlaufender Anleihen mehr in Richtung kurzlaufender umgeschichtet werde, weil man dadurch die Geldpolitik besser steuern könne.

Im Klartext: die Fed solle langlaufende Anleihen verkaufen, womit deren Kurse sinken und damit die Zinsen steigen würden. Mit dem Geld würden kurzlaufende gekauft, womit deren Kurse steigen und damit die Zinsen sinken würden.

Auf Wallers Aussagen hin waren allerdings nicht nur die Zinsen für kurz-, sondern auch für 10-jährige US-Anleihen eingebrochen, was für kräftigen Aufwind beim Goldpreis gesorgt hat.

Zuletzt hat der Abwärtsdruck auf die US-Zinsen noch zugenommen, nachdem der am Dienstag, 5. März veröffentlichte Einkaufsmanagerindex von ISM für den US-Dienstleistungssektor von Januar auf Februar von 53,4 auf 52,6 Punkte gesunken ist und damit leicht unter den Erwartungen von 53,0 Punkte lag.
Dabei war die Preiskomponente des Barometers von 64,0 auf 58,6 Punkte eingebrochen und signalisiert damit, dass der Preisdruck gegenüber dem Vormonat deutlich nachgelassen hat. Und Bingo sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen erneut eingebrochen, woraufhin der Goldpreis mit Kursen von rund 2.135 Dollar je Unze neue Rekordhochs markiert hat.

Umso spannender wird die Anhörung von Fed-Chef Jay Powell am Mittwoch, 6. März, sowie Donnerstag, 7. März vor dem Kongress. Sollte Powell irgendwas Überraschendes sagen, woraufhin die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen noch mehr sinken würden, würde das den Goldpreis noch mehr beflügeln.

Warten auf EZB-Sitzung

Ebenfalls am Donnerstag findet die EZB-Sitzung statt. Nachdem viele Mitglieder der EZB zuletzt wiederholt betont haben, dass sie die Zinsen kurzfristig nicht senken möchten, gehen Investoren davon aus, dass die Zinsen diesmal stabil bleiben werden, also der Leitzins bei 4,5 Prozent und der Einlagenzins bei 4,0 Prozent.

Zwar war die Inflationsrate in der Eurozone im Februar auf 2,6 Prozent zurückgegangen, damit lag sie allerdings leicht über den Schätzungen der Volkswirte von 2,5 Prozent.

Zudem dürfte die EZB nach der Sitzung einmal mehr betonen, dass sie bei möglichen Zinssenkungen datenabhängig sei, mögliche Zinssenkungen ab Sommer also von einem weiteren Rückgang der Inflationsraten abhängig seien.

Spannend wird sein zu sehen, ob EZB-Chefin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz nach der Sitzung am Donnerstag signalisieren wird, dass die Mitglieder bereits bei der darauffolgenden Sitzung am 11. April über mögliche Zinssenkungen diskutieren könnten. Das dürften viele Investoren als Signal verstehen, dass die EZB bei der darauffolgenden Sitzung am 6. Juni erstmals die Zinsen senken dürfte.

Sollte die EZB dieses Signal diesmal tatsächlich senden, dürften die Zinsen für 10-jährige Bundesanleihen deutlich sinken und damit auch jene für 10-jährige US-Anleihen mit nach unten ziehen. Das sollte dem Goldpreis Rückenwind geben.

Ich werde dann zudem schauen, wie sich die Währungsseite, sprich Euro-Dollar entwickelt. Davon hängt es ab, ob es von dieser Seite Gegen- oder Rückenwind für den Goldpreis gibt.

Mit dem Sprung auf neue Rekordhochs haben sich die kurzfristigen Aussichten für Gold verbessert, dürfte doch der Höhenflug erst einmal weitergehen. Umso mehr Sinn macht es, die aktuellen Preise zu nutzen, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.