Während der US-Aktienmarkt weiter auf Rekordfahrt ist, hat der Goldpreis zuletzt deutlich nachgegeben. Letzteres dürfte allerdings nicht lange anhalten.

Scheinbar kann nichts den Höhenflug an den US-Aktienmärkten aufhalten, dabei klettern S&P 500 und Dow Jones von einem Rekordhoch zum nächsten. Grund ist die Euphorie um den designierten Präsidenten Donald Trump. Trump hat zuletzt Strafzölle von jeweils 25 Prozent auf Produkte aus Kanada und Mexiko angekündigt, zudem kommen Strafzölle von zusätzlich 10 Prozentpunkten auf die bisherigen Strafzölle auf chinesische Güter obendrauf.

Die hierfür notwendigen Erlasse will Trump bereits am Tag seines Amtsantritts am 20. Januar 2025 unterzeichnen. Investoren setzen darauf, dass Trump mit seiner Politik die US-Wirtschaft ankurbelt und gleichzeitig die Inflation anheizt, womit sich die Aussichten für die US-Unternehmen aufhellen, weil sie leichter Preiserhöhungen durchsetzen können.

Im Gegensatz zum US-Aktienmarkt ist der Goldpreis am Montag, 25. November eingebrochen, dafür gibt es zwei Gründe: Einerseits hatte Trump am vergangenen Freitagabend Scott Bessent als Finanzminister nominiert. Bessent ist Hedgefondsmanager und damit ein Experte für die Finanzmärkte. Laut der Einschätzung von Experten könnte er Trumps geplante massive Steuersenkungen voranbringen, dabei die Strafzölle allerdings nur stufenweise einführen.

Als Reaktion auf Bessents Nominierung waren daher die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen eingebrochen, weil in dem Szenario die Inflation nicht so stark angeheizt werden würde wie befürchtet. Damit war Gold plötzlich nicht mehr so sehr als Inflationsschutz gefragt, woraufhin der Preis nach unten gedreht ist.

Andererseits wurde die Notierung des Edelmetalls am Montagnachmittag von der Meldung belastet, demnach Israel einer Waffenruhe mit der Hisbollah zugestimmt habe. Auf die Nachricht hin ist der Goldpreis weiter deutlich abgerutscht, weil das Edelmetall plötzlich nicht mehr als sicherer Hafen gefragt war.

Insgesamt ist der Preis damit am Montag um rund 100 Dollar bis auf 2.625 Dollar je Unze eingeknickt und ist tags drauf am Dienstag unter kleinen Schwankungen seitwärts tendiert. Inzwischen hat sich der Preis bis auf rund 2.650 Dollar erholt. Gegenüber Jahresanfang steht damit ein Anstieg um stattliche 28 Prozent zu Buche. Ich denke, das kann sich mehr als sehen lassen.

Selbstverständlich kann ich nicht ausschließen, dass es kurzfristig noch etwas abwärts gehen könnte bei der Notierung des Edelmetalls. Allerdings ändert das nichts an der Aussicht, dass Trump gleich am Tag seines Amtsantritts mit den Strafzöllen starten und die Inflation in den nächsten Jahren genau so stark anheizen dürfte, wie es viele Investoren derzeit erwarten. Daher bleiben meiner Meinung nach die Aussichten für Gold hervorragend, einfach hervorragend!

Konjunkturdaten aus Deutschland und Eurozone schüren Sorgen

Während sich durch Trumps Wahlsieg die Perspektiven für die US-Wirtschaft deutlich aufgehellt haben, haben sich jene für Deutschland und die Eurozone deutlich eingetrübt, dürfte Trump doch bald auch auf europäische Produkte Strafzölle einführen.

Das dürfte der Grund gewesen sein, weshalb zuletzt die Einkaufsmanagerindizes von S&P Global für Deutschland, Frankreich und die Eurozone eingebrochen sind. So ist der Index für die deutsche Wirtschaft, also Industrie plus Dienstleistungen, im November von 48,6 auf 47,3 Punkte gesunken und hat damit ein Neun-Monats-Tief erreicht. Derartige Zahlen schüren Rezessionssorgen, deuten doch üblicherweise Werte unterhalb der 50er-Marke auf ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung hin. Zudem ist das Barometer für die Eurozone von 50,0 auf 48,1 Punkte eingeknickt, das ist ein Zehn-Monats-Tiefs.

Warten auf Inflationsdaten aus der Eurozone

Umso mehr haben Investoren darauf gewettet, dass die EZB in den nächsten Monaten die Zinsen umso aggressiver senken könnte – also deutlich stärker als die Fed -, um die Wirtschaft anzukurbeln, was allerdings für weiteren Abwärtsdruck auf den Euro gesorgt hat. Das heizt wiederum die Inflation in der Eurozone an. Dieses zunehmende Risiko dürfte die EZB allerdings ignorieren, wenn sie bei der nächsten Sitzung am 12. Dezember erneut die Zinsen senken dürfte.

Umso gespannter warten Investoren auf die Inflationsdaten für Deutschland, die am Donnerstag, 28. November um 14 Uhr veröffentlicht werden. Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die Inflationsrate im November deutlich steigen auf 2,3 Prozent, nach 2,0 Prozent für Oktober. Die Volkswirte machen dafür Sondereffekte verantwortlich.

Tags drauf am Freitag folgen um 11 Uhr die Daten für die Eurozone. Dabei soll die Inflationsrate von Oktober auf November ebenfalls von 2,0 auf 2,3 Prozent zulegen, was ebenfalls auf Sondereffekte zurückzuführen sei.

Lassen Sie sich bitte durch den jüngsten Kursrutsch beim Goldpreis nicht verunsichern. Das ändert an den mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall absolut nichts, sie bleiben glänzend. Daher dürfte der jüngste Kursrückgang einmal mehr eine hervorragende Gelegenheit bieten, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.