Zuletzt haben nicht nur die Aktienmärkte, sondern auch der Goldpreis deutlich nachgegeben. Umso gespannter warten Investoren auf das Notenbankertreffen in der kommenden Woche.

Der DAX ist deutlich im Rückwärtsgang und nimmt zusehends die Vier-Monats-Tiefs ins Visier, gleichzeitig notiert der S&P 500 in der Nähe des Ein-Monats-Tiefs. Für die Kursverluste an den Aktienmärkten diesseits und jenseits des Atlantiks gibt es mehrere Gründe, die auch für Verkaufsdruck auf den Goldpreis sorgen.

Die größten Belastungsfaktoren für die Aktienmärkte und die Notierung des Edelmetalls sind die kräftig steigenden US-Zinsen und der steigende Dollar. Woran liegt das?

Weil Investoren Sorge hatten, dass Saudi-Arabien die Ölförderung weiter drosseln könnte, war der Preis für den Rohstoff zwischenzeitlich auf Neun-Monats-Hochs geklettert, ehe die Notierung etwas nachgegeben hat. Das Problem dabei: der steigende Ölpreis heizt die Inflation und die Inflationserwartungen an, weshalb Investoren befürchten, dass die Fed den Leitzins länger als bislang erwartet auf dem erhöhten Niveau belassen könnte.

Das sorgt für Aufwärtsdruck bei den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen. Dabei sind sie ohnehin schon kräftig auf dem Weg nach oben, weil das US-Finanzministerium kräftig Schulden macht – sprich Anleihen ausgibt -, um den Kassenbestand deutlich aufzustocken. Damit Investoren die Papiere im Volumen von hunderten von Mrd. Dollar pro Monat kaufen, muss das Ministerium den Investoren immer höhere Zinsen bezahlen.

Die kräftig steigenden Zinsen bedeuten zunehmenden Gegenwind für den S&P 500 und gerade die hochbewerteten Tech-Aktien. Denn bei steigenden Zinsen werden die künftigen Gewinne umso stärker abdiskontiert. Und wenn dann gleichzeitig auch noch ein paar Zweifel am KI-Hype aufkommen, dann ist der Abwärtsdruck auf die Märkte umso größer. Gleichzeitig wird Gold bei höheren Zinsen weniger attraktiv.

Steigender Dollar belastet Goldpreis

Zudem ziehen die steigenden US-Zinsen den Dollar mit nach oben. Damit bekommen die Aktienmärkte und der Goldpreis von einer zweiten Seite Gegenwind. Denn bei einem steigenden Dollar werden US-Produkte im Ausland teurer, was das Exportgeschäft der US-Unternehmen dämpft und damit den dortigen Aktienmarkt unter Druck bringt.

Und andererseits bedeutet ein steigender Dollar eine zunehmende Belastung für viele ausländische Unternehmen, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten kräftig Dollar-Schulden angehäuft haben. Nun müssen die Firmen mehr Geld in heimischer Währung aufwänden, um ihre Dollar-Kredite zu bedienen, weshalb die Unternehmen weniger Geld haben, beispielsweise für höhere Löhne, oder Investitionen. Das wiederum schwächt die dortigen Volkswirtschaften, was wiederum schlechte Nachrichten sind für den DAX mit seinen zahlreichen exportabhängigen Unternehmen, wie Mercedes-Benz, BMW, oder Siemens.

Die steigenden US-Zinsen und der steigende Dollar haben den Goldpreis zuletzt mit Kursen von um die 1.900 Dollar je Unze in die Nähe des Fünf-Monats-Tiefs gedrückt. Umso mehr kommt es darauf an, ob der Aufwärtstrend bei US-Zinsen und dem Greenback weitergeht.

In dem Zusammenhang möchte ich nur kurz die sich verschärfende Immobilienkrise in China und die anhaltend schwachen Konjunkturdaten aus dem Land, wie die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion, erwähnen. Beide Faktoren belasten den Renminbi und treiben im Gegenzug den Dollar nach oben, was – wie schon oben geschrieben – Aktienmärkte und Goldpreis belastet.

Weitere Faktoren treiben Dollar nach oben

Ein weiterer Faktor war die politische Unsicherheit in Argentinien, nachdem der Wirtschaftsexperte und Außenseiter Javier Milei überraschend die Vorwahl zur Präsidentschaftswahl gewonnen hat. Daraufhin hat die Notenbank den Leitzinsen von ohnehin horrenden 97 Prozent auf 118 Prozent angehoben und gleichzeitig den Peso um 18 Prozent auf 350 Peso je Dollar abgewertet.

Auch das hat wiederum für Aufwärtsdruck beim Dollar gesorgt und…

Und wenn das nicht schon genug wäre, hat zuletzt die US-Ratingagentur Fitch angekündigt, das Rating für den US-Bankensektor auf eine Abstufung um eine Stufe von AA- auf A+ zu überprüfen. Das Problem bei der Sache: da laut Fitch kein Institut eine höhere Bewertung als der Sektor insgesamt haben darf, werden die Ratings von mehr als 70 Geldhäausern auf eine Abstufung überprüft, womit auch JPMorgan und der Bank of America eine Abstufung droht.

Daraufhin sind die Aktien vieler Institute eingebrochen, seien sie groß, mittel, oder klein, was wiederum den Aktienmarkt insgesamt belastet hat. Daraufhin haben Investoren – wie üblich – beim sicheren Hafen Dollar zugegriffen, woraufhin er gestiegen ist.

Warten auf Fed-Protokoll und Walmart

Umso gespannter warten Investoren auf die Veröffentlichung des Fed-Protokolls am Mittwochabend, 16. August. Sollte darin geschrieben stehen, dass die Fed den Leitzins bis zum Jahresende um weitere 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf dann 5,5 bis 5,75 Prozent anheben und für einen längeren Zeitraum auf diesen Niveau belassen möchte, wovon ich ausgehe, sollte der Anstieg bei den Zinsen für zehnjährige US-Zinsen und beim Dollar weitergehen. Das wären leider keine guten Nachrichten für die Besitzer von Aktien und Gold.

Tags darauf, am Donnerstag, 17. August präsentiert dann Walmart die Quartalszahlen. Viele Investoren hoffen, dass die Zahlen gut ausfallen und der größte US-Einzelhändler einen guten Ausblick abgibt.

Schließlich hatte das Unternehmen zuletzt wiederholt gezeigt, dass das Geschäft auch in konjunkturell schwierigen Zeiten gut läuft, weil selbst Amerikaner mit mittlerem und hohem Einkommen verstärkt bei Walmart einkaufen, um von den niedrigen Preisen zu profitieren und so den erheblichen Belastungen durch die hohe Inflation und den stark gestiegenen Zinsen zu trotzen.

Sollten hingegen die Zahlen, oder gerade der Ausblick von Walmart schwach ausfallen, dürften die Sorgen um die US-Konjunktur zunehmen, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zumindest kurzfristig nachgeben sollten. Das dürfte wiederum den Dollar etwas mit nach unten ziehen.

Damit hätten die Aktienmärkte und der Goldpreis zumindest kurzfristig von zwei Seiten Rückenwind. Umso genauer werde ich mir die Ergebnisse des Einzelhandelsriesen anschauen.

Warten auf Nvidia-Zahlen und Notenbankertreffen

In der kommenden Woche stehen dann am Mittwochabend, 23. August die Quartalszahlen von Nvidia ganz oben auf der Agenda der Investoren, schließlich hatte der Hersteller von Grafikkarten in den vergangenen Monaten den KI-Hype enorm angeheizt. Von den Zahlen und gerade der Prognose von Nvidia wird es abhängen, wie es bei US-Zinsen und Dollar und somit bei S&P 500, DAX und Gold weitergeht.

Einen Tag später, am Donnerstag, 24. August beginnt das Notenbankertreffen in Jackson Hole, Wyoming, das bis Samstag, 26. August geht. Aktuell kann ich mir nicht vorstellen, dass Fed-Chef Jay Powell dort etwas Überraschendes sagen sollte. Vielmehr sollte Powell einmal mehr gebetsmühlenartig sagen, dass die Inflation zu hoch sei und die Fed deshalb den Leitzins für einen längerem Zeitraum auf dem erhöhten Niveau belassen müsse, um die Inflation weiter zu bekämpfen. Also die alte Leier.

Allerdings kann ich nicht ausschließen, dass der Chef der Fed doch etwas Überraschendes sagen könnte, worauf wiederum US-Zinsen, Dollar, Aktienmärkte und Gold kräftig reagieren würden.

Bis dahin ist es allerdings noch eine Weile hin. Umso gespannter werde ich US-Zinsen und Dollar weiter beobachten. Dabei schlagen zwei Herzen in meiner Brust.

Auf der einen Seite wünsche ich mir als Sparer, dass die US-Zinsen weiter steigen und damit jene mickrigen Zinsen in Deutschland mit nach oben ziehen. Zur Erinnerung: die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen liegen trotz einer Inflationsrate von zuletzt 6,2 Prozent bei lächerlichen 2,65 Prozent.

Auf der anderen Seite hoffe ich als Gold-Fan, dass die Zeit steigender US-Zinsen baldmöglichst ausläuft, und sie wieder deutlich nach unten drehen. Zumal ich weiter davon ausgehe, dass die US-Wirtschaft aufgrund des starken Gegenwinds durch die aktuell hohen Zinsen auf eine Rezession zusteuert.

In dem Umfeld müssten die Zinsen nach unten rauschen, was den Goldpreis beflügeln sollte. Zumal, wenn die steigenden US-Zinsen den Dollar mit nach unten ziehen sollten.

Zudem hoffe ich, dass die Talfahrt beim Goldpreis schnellstmöglich endet und das Edelmetall wieder nach oben dreht. Denn an den auf lange Sicht prächtigen Aussichten für Gold hat sich meiner Meinung nach in den vergangenen Monaten absolut nichts geändert. Wenn sich die Lage beim Goldpreis beruhigt, sollte es sich lohnen, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.