Das wichtigste Thema an den Märkten ist die Sorge vieler Investoren vor einer Reaktion Israels auf den Angriff des Iran. Selbst die stark steigenden US-Zinsen können den Höhenflug des Goldpreises nicht bremsen.

In den vergangenen Tagen ist es zu einem deutlichen Kursrutsch nach unten an vielen Aktienmärkten gekommen. Der größte Belastungsfaktor sind die zunehmenden Spannungen zwischen Israel und dem Iran, nachdem Israel mit einer harten Reaktion auf den Angriff des Iran gedroht hatte. In dem Umfeld haben viele Investoren Aktien verkauft.

Hingegen ist die Rekordfahrt des Goldpreises weitergegangen, weil das Edelmetall einmal mehr als sicherer Hafen in Krisenzeiten gefragt ist. Dabei trotzt die Notierung des Edelmetalls sowohl den kräftig steigenden US-Zinsen als auch dem deutlich steigenden Dollar. Das ist mehr als bemerkenswert.
Zuletzt waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen auf knapp 4,7 Prozent geklettert, das ist das höchste Niveau seit Anfang November 2023. Seit Ende März, also in gerade mal etwas mehr als 2 Wochen, sind die Zinsen damit um rund 50 Basispunkte nach oben geschossen (0,5 Prozentpunkte). Das sind hochgerechnet fast 100 Basispunkte pro Monat – das ist eine enorme Bewegung!

Das wiederum treibt den Dollar nach oben. Zuletzt ist der Dollar Index in die Nähe des Fünf-Monats-Hochs gestiegen. Der Index bildet die Entwicklung des Greenback gegenüber 6 wichtigen Währungen, vor allem dem Euro, ab.

US-Zinsen sind kräftig auf dem Weg nach oben

Für Aufwärtsdruck bei den US-Zinsen sorgt vor allem, dass die Inflationsraten seit ein paar Monaten nicht weiter sinken, sondern vielmehr steigen. So ist die US-Inflationsrate im März auf 3,5 Prozent geklettert, das war das höchste Niveau seit September 2023 (3,7 Prozent). Volkswirte waren hingegen für März von einem Anstieg auf „nur“ 3,4 Prozent ausgegangen, nach 3,2 Prozent für Februar.

Nachdem Fed-Chef Jay Powell, vieler seiner Kollegen und andere „Experten“ in den vergangenen Monaten regelmäßig die Dis-Inflation, also die zurückgehenden Inflationsraten, gefeiert und damit bei Investoren Hoffnungen auf mögliche baldige Zinssenkungen geschürt hatten, dreht sich nun die Spirale aber in die andere Richtung. Das sorgt – neben dem Konflikt zwischen Israel und dem Iran – für zusätzlichen Gegenwind an den Aktienmärkten.
Die US-Zinsen werden zudem durch das herbe US-Haushaltsdefizit nach oben getrieben. Im März beendeten ersten Halbjahr des Fiskaljahres 2023/24 lag das  Defizit bei knapp 1,1 Billionen Dollar.

Damit rückt eines von rund 2 Billionen Dollar für das Gesamtjahr immer schneller näher. Und diese riesige Haushaltslücke entsteht nicht etwa in Rezessionszeiten, sondern in einer Zeit, in der die US-Wirtschaft floriert.

Die Einzelhandelsumsätze sind im März um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Das lag deutlich über den Schätzungen der Volkswirte von 0,4 Prozent.

US-Anleihen bislang nicht als sicherer Hafen gefragt

Das Bemerkenswerte ist, dass der Zinsanstieg bei 10-jährigen US-Anleihen trotz der zunehmenden Spannungen zwischen Iran und Israel weitergeht und Investoren nicht etwa in US-Staatsanleihen flüchten, was die Kurse nach oben und im Gegenzug die Zinsen nach unten treiben würde.
Und selbst wenn es zwischendurch mal schwache US-Konjunkturdaten gibt, geht der US-Zinsanstieg immer weiter. Im März waren die Neubaubeginne eingebrochen, dabei lagen die Zahlen meilenweit unter den Erwartungen.

Das Risiko nimmt zu, dass die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen zügig die Marke von 4,75 Prozent und anschließend jene von 5,0 Prozent ins Visier nehmen könnten und schlussendlich nach oben ausbrechen könnten. Das würde neuen Gegenwind für die Aktienmärkte bedeuten.

EZB verunsichert Investoren

Die kräftig steigenden US-Zinsen treiben auch die Zinsen für Bundesanleihen nach oben, daher sind die Zinsen für 10-jährige Bundesanleihen zuletzt auf knapp 2,5 Prozent geklettert. Dabei hat die EZB nach der Sitzung vom 11. April klar signalisiert, dass bei der nächsten Sitzung am 6. Juni die Zinsen zum ersten Mal in diesen Zyklus gesenkt werden sollen.

Dennoch hat EZB-Chefin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz für Verunsicherung bei Investoren gesorgt. „Die EZB verpflichtet sich nicht zu einem bestimmten Zins-Pfad“, hatte Lagarde gesagt und damit Hoffnungen, dass bei der darauffolgenden Sitzung am 18. Juli die Zinsen erneut gesenkt werden könnten, gedämpft.

Dabei merkt doch jeder, wie viele EZB-Mitglieder verzweifelt nach irgendwelchen Gründen suchen, um die Zinsen schnellstmöglich zu senken, schließlich ist die Wirtschaft der Euro-Zone seit etlichen Quartalen in einer Stagnation und braucht eigentlich jede Stütze, die sie kriegen kann.
Durch die Aussicht auf eine baldige Zinssenkung in der Euro-Zone, wohingegen die Fed den Leitzins erst einmal stabil halten will, ist allerdings der Euro auf Talfahrt gegenüber dem Dollar, was zwangsläufig die Inflation anheizt.

Das ist Lagarde und vielen ihrer Kollegen aber völlig egal, vielmehr haben sie im Großteil der Zeit in den vergangenen 10 bis 15 Jahren alles in ihrer Macht stehende getan, um die Inflation möglichst stark anzuheizen und so den Schuldenberg vieler hochverschuldete Südländer zu entwerten.
Wie ich in den vergangenen Monaten und Jahren zahllose Male geschrieben habe, sind die mittel- und langfristigen Aussicht für Gold hervorragend. Das Edelmetall erhält Ihre und meine Kaufkraft in einer Zeit, in der die US-Regierung mit einem riesigen Haushaltsdefizit und damit einer Dollar-Schwemme den Greenback rapide entwertet und damit für eine Rekordfahrt beim Goldpreis sorgt.

Da gleichzeitig der Euro gegenüber der Weichwährung Dollar auf Talfahrt ist, macht es umso mehr Sinn sich gegen die Abwertung des Euro schützen – und damit den Bestand an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.