Der Niedergang des Dollar ist zwar schon oft vorhergesagt worden, allerdings ist das bislang nicht eingetreten, zumindest nicht gegenüber anderen Fiat-Währungen, wie dem Euro. Jedoch könnte sich das bald ändern, woraufhin der Goldpreis auf neue Rekordhochs ausbrechen sollte.

Trotz des Höhenflugs an den Aktienmärkten ist plötzlich ein anderes Thema ganz oben auf den Radarschirm vieler Investoren gerückt: die Rally des Goldpreises in Richtung des Rekordhochs. Nach dem jüngsten Kurssprung auf 1.875 Dollar je Unze liegt der Preis um nur noch 2,4 Prozent unter dem Spitzenwert vom August 2011. Damit dürfte es nur noch eine Frage von wenigen Tagen oder höchstens Wochen sein, bis die Notierung des Edelmetalls auf neue Rekordhochs ausbricht. Das spiegelt nichts anderes als den rapiden Vertrauensverlust der Investoren in die führende Weltreservewährung Dollar wider.

Neben den sehr niedrigen US-Zinsen hat zuletzt vor allem der Rückgang des Dollar gegenüber anderen Fiat-Währungen den Goldpreis deutlich beflügelt. So hat der Dollar Index gegenüber dem Mehr-Jahreshoch vom März um 8 Prozent nachgegeben – das ist eine enorme Bewegung. Der Index spiegelt die Kursentwicklung des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen, vor allem dem Euro, wider. Damit liegt der Dollar Index auf dem niedrigsten Niveau seit September 2018, während das Risiko deutlich zunimmt, dass es zu einem noch deutlich kräftigeren Einbruch des Greenback kommt.

Belastet wurde der Dollar zuletzt davon, dass sich die EU-Staats- und Regierungschefs auf einen 750 Mrd. Euro schweren Wiederaufbaufonds geeinigt haben. Damit entwickelt sich die EU weiter in Richtung einer Transferunion, angeschlagene Länder, allen voran Italien und Spanien, erhalten nun Zuschüsse von insgesamt 390 Mrd. Euro, die die Länder nicht zurückzahlen müssen. Gleichzeitig ist der Fonds der endgültige Einstieg in eine Vergemeinschaftung der Staatsschulden.

Diese Entwicklung dürfte vielen deutschen Steuerzahlen zurecht überhaupt nicht gefallen, allerdings sehen die Finanzmärkte die Einigung auf den Fonds positiv, weil dadurch die Wirtschaft der EU angekurbelt wird, während gleichzeitig die EZB mit ihren massiven Anleihekäufen eine mögliche Staatschuldenkrise in der Euro-Zone weiter übertünchen kann.

Fed treibt den Dollar nach unten

Der Hauptgrund für die Talfahrt des Dollar ist allerdings das gigantischste QE-Gelddrucken der Fed aller Zeiten, wobei die Fed für insgesamt 120 Mrd. Dollar pro Monat Staats- und Hypothekenanleihen kauft. Dadurch ist die Bilanzsumme der Fed auf den Rekord von 7,2 Billionen Dollar explodiert, ehe sie auf 7,0 Billionen gesunken ist. Das sind 32 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA.

Die Folge: Derzeit wächst die Geldmenge um knapp 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr – Rekord. Das zeigt einmal mehr: Wenn es ums Gelddrucken geht, kann niemand den Amerikanern etwas vormachen, dann sind sie unter den führenden Notenbanken die absolute Nummer eins.

Hingegen wächst die Geldmenge in der Euro-Zone um „nur“ 13 Prozent. Die Geldmenge in den USA explodiert also drei Mal so stark wie jene der Euro-Zone – kein Wunder, dass das für kräftigen Abwärtsdruck auf den Dollar sorgt, und im Gegenzug den Goldpreis kräftig beflügelt.

Die Notenpressen der Fed werden weiter glühen, arbeitet die US-Regierung doch bereits an dem fünften Billionen Dollar schweren Konjunkturprogramm zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, nachdem die bisherigen vier im Volumen von insgesamt knapp drei Billionen nur ein konjunkturelles Strohfeuer ausgelöst haben. Das können Sie in dem Beitrag „Trump lässt schon das nächste Billionen US-Dollar schwere Konjunkturprogramm erarbeiten“ nachlesen.

In diesem Umfeld dürfte die Bilanzsumme der Fed weiter kräftig in Richtung 10 Billionen Dollar und darüber hinaus steigen, womit die Gefahr erheblich zunimmt, dass der Dollar richtig nach unten rauscht. Zum Vergleich: Die Bilanzsumme der japanischen Notenbank beläuft sich auf horrende 119 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung, jene der EZB auf 53 Prozent. Da ist noch sehr viel Luft für die Fed nach oben, und somit für den Dollar nach unten – was den Goldpreis weiter erheblich beflügeln sollte.

Zinsdifferenz zwischen USA und Deutschland schrumpft rapide

Das massive Gelddrucken der Fed führt dazu, dass der Zinsaufschlag für 10-jährige US-Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen stark zurückgegangen ist. Aktuell sind es nurmehr rund 110 Basispunkte (1,1 Prozentpunkte) – das ist das niedrigste Niveau seit Februar 2014. Am Rekordhoch im November 2018 waren es noch rund 280 Basispunkte.

Damit fällt ein wichtiges Argument für den Dollar, der ehemals hohe Zinsaufschlag, rapide weg. Ich erwarte, dass es in den nächsten Monaten zügig Richtung null gehen dürfte, weil sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft durch die alltäglich neuen Rekorde bei den US-Infiziertenzahlen deutlich eintrüben.

Für zusätzlichen Gegenwind der US-Konjunktur sorgen die deutlich zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China, nachdem die USA China aufgefordert hat, das chinesische Konsulat im texanischen Houston zu schließen. Das US-Außenministerium begründete die Maßnahme mit dem Schutz geistigen Eigentums und der privaten Daten von US-Bürgern.

Riesiges Doppeldefizit

Umso mehr Rückenwind sollte der Goldpreis in diesem Umfeld haben, zumal sich Investoren wieder verstärkt auf das Doppel-Defizit der USA konzentrieren dürften, also das Haushalts- und das Außenhandelsdefizit. So belief sich das Haushaltsdefizit in den ersten neun Monaten des Fiskaljahres 2019/20, das im September endet, auf herbe 2,7 Billionen Dollar – Rekord. Je nach der Größe des nächsten Konjunkturprogramms könnte sich das Loch im gesamten Fiskaljahr auf bis zu 4 Billionen Dollar summieren – das wären horrende 20 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Gleichzeitig lag das Außenhandelsdefizit im Zeitraum Januar bis Mai bei 335,3 Mrd. Dollar. Das ist zwar ein Rückgang um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr, dennoch ist das ein sehr hoher Wert und zeigt damit die schlechte Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft.

Um es noch einmal klar zu sagen: Der Kursanstieg des Goldpreises um fast 25 Prozent seit Jahresanfang spiegelt die aufgrund des Gelddruckens der Fed rapide Entwertung des Dollar unmissverständlich wider, weshalb das Vertrauen der Investoren in die führende Weltreservewährung rapide schwindet. Da der Dollar in den nächsten Monaten nach unten rauschen dürfte, sollte der Goldpreis schon bald auf neue Rekordhochs ausbrechen. Umso wichtiger ist es, dass Sie Ihre Bestände an physischem Gold weiter aufstocken, denn die Rekordfahrt des Goldpreises auf Euro-Basis sollte deutlich weitergehen, selbst wenn der Euro gegenüber dem Dollar weiter steigen dürfte.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.