Nach einem Hackerangriff auf einen Datenzulieferer der CFTC konnte man über einen Monat hinweg keinen aktuellen CoT-Report veröffentlichen. Mittlerweile erhebt die CFTC die Daten händisch und veröffentlicht wieder wöchentlich ihren Report und man ist nur noch zwei Wochen im Rückstand. Je älter der CoT-Report, desto weniger ist dessen Aussagekraft kurzfristig für unser Trading.

Zum Stichtag des letzten Reports vom 10. März mit dem Stichtag der Datenerhebung des 21. Februar sehen wir eine Stärke zur Vorwoche am Platinmarkt. Der Preis stieg um 8 US-Dollar, doch waren die Spekulanten mit 3,8 Tsd. Kontrakten Short gegangen. Diese Stärke geht mit einem Anstieg des CoT-Index zum Open Interest auf 77 Punkte einher, was gut ist. Scheinbar gab es im Bereich um die 900 US-Dollar starke Nachfrage und zumindest in den letzten beiden Wochen ein leichtes Defizit am physischen Markt, während wir in den Vorwochen ein Überangebot sahen. Während wir davor noch von einem weiteren Abrutschen auf unter 900 US-Dollar ausgehen mussten, zeigen die neuesten CoT-Daten, dass diese Unterstützung womöglich halten und ein Kauf-Setup darstellen könnte.

Technische Analyse zu Platin 13.32.2023 Bild 1

Der CoT-Index war zuletzt mit 77 Punkten wieder relativ bullisch

Rückblick

Zum Jahresbeginn riet ich zur Gewinnmitnahme bei rund 1.100 US-Dollar je Feinunze, da der Platinmarkt Schwäche zum Goldmarkt zeigte und die CoT-Daten überkauft waren, sowie eine Erholung des US-Dollars bevorstand. Ich prognostizierte eine Korrektur in den Bereich zwischen 900 US-Dollar und 950 US-Dollar. Der Preis fiel folgend ohne nennenswerte Gegenbewegung um 200 US-Dollar und das Korrekturziel wurde mit einem Test der Unterstützung bei 900 US-Dollar abgearbeitet, wo ich erneut zur Gewinnmitnahme riet.

Aktuelle Analyse

Ob die 900 US-Dollar schon ein Preislevel für einen antizyklischen Kauf auf kurzfristige Sicht sind, ist aufgrund der veralteten COT-Daten nur schwer einzuschätzen. Seit dem Bail Out der Silicon Valley Bank hat sich das Risiko, dass Gold und Silber noch tiefer fallen, deutlich reduziert, womit auch die Gefahr für Platin abgenommen hat, mit dem gesamten Edelmetallsektor zu fallen.

Mittel- bis langfristig hat Platin ein Problem. Mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion wird in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen zulegen und Leasing- sowie Finanzierungsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Schon jetzt können weniger Amerikaner ihre Auto-Leasing- und Finanzierungsraten zahlen als zum Hoch der Finanzkrise von 2008. Diese Situation wird sich in den nächsten Jahren noch zuspitzen! Mit einem starken Rückgang der Neuwagenverkäufe und entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller ist zu rechnen.

Käufer mit langfristigem Horizont finden bei einem Preis um die 800 US-Dollar je Feinunze eine gute Investmentchance auf Sicht der nächsten fünf Jahre. Mittelfristig dürften nur Trader Freude an diesem hochvolatilen Markt haben, was jedoch aufgrund der hohen positiven Korrelation zum Goldpreis jedoch gut zu handhaben ist.

Chartanalyse

In der letzten Woche zeigte sich Platin stärker und die Unterstützung bei ca. 900 US-Dollar konnte vorerst verteidigt werden. Es gelang den Bullen den Platinpreis kurzzeitig sogar über einen Abwärtstrend zu schieben, doch nach den Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell zu weiteren Zinsschritten, fiel der Preis schnell wieder zurück auf 930 US-Dollar zur Wochenmitte.

Fällt die Unterstützung bei 900 US-Dollar wäre die Türe für eine vorerst finale Korrektur auf 800 US-Dollar offen, was ein besseres Setup für einen antizyklischen Long-Trade liefern würde, sofern sich der Terminmarkt bis dahin bereinigt hat. Je später die Rezession offen zutage tritt, desto länger bestehen die Chancen für eine technische Erholung des Platinpreises. Sobald die Rezession jedoch in aller Munde ist und die Unternehmen beginnen Kosten zu senken, wird das Überangebot zunehmen und Platin womöglich kurzzeitig noch einmal stark einbrechen. Wer dann auf der Seitenlinie mit genügend Pulver steht, der findet in diesem Einbruch eine sehr gute kurz- bis mittelfristige Kaufchance.

Technische Analyse zu Platin 13.3.2023 Bild 2

Die Unterstützung bei 900 US-Dollar hat vorerst gehalten

Langfristige Analyse

Ende 2020 hatten wir mit einem Preisanstieg über den Widerstand bei 1.000 US-Dollar ein Kaufsignal bis 1.350 US-Dollar gegeben und gingen von einer anschließenden Korrektur auf 1.000 US-Dollar und dann 830 US-Dollar aus. Das war nur ein grobes Szenario, das wir aus der fundamentalen Schwäche am Platinmarkt abgeleitet hatten, doch exakt so eintraf.

Langfristig dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis.

Man muss sich jedoch bewusst sein, dass Platin und Palladium während Rezessionen kurzzeitig auch stark einbrechen können, weshalb eine Stopp-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist. Ein panikartiger Einbruch auf nochmals 500 US-Dollar wäre in einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten durchaus denkbar in diesem Jahr. Deshalb ist ein Stop-Loss der beste Freund eines Traders, damit man solche Chancen nutzen und bei einem Einbruch im Tief kaufen kann.

Sobald die Notenbanken mit neuen QE-Programmen auf die bevorstehende weltweite Rezession reagieren, bieten sich enorme Chancen für die Bullen. Sollten die Notenbanken aufgrund exogener Ereignisse noch vor der offenen Manifestation einer Rezession agieren, worauf der Bail Out der SVB hindeutet, so würde ein Einbruch verhindert. Wichtig ist, dass man die Long-Seite tradet, sobald die Notenbanken auch nur neue QE-Programme in Erwägung ziehen.

Technische Analyse zu Platin 13.3.2023 Bild 3

Bei einer Rezession ist ein nochmaliger starker Einbruch möglich

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.