Viele US-Konjunkturdaten haben sich deutlich stärker abgeschwächt, als viele Experten erwartet hatten. Dass in dem Umfeld der Goldpreis nach dem vorherigen Sprung auf ein Rekordhoch eingebrochen ist, macht absolut keinen Sinn.

Der DAX ist auf neue Rekordhochs nach oben geschossen, während der S&P 500 nach der Rally der vergangenen Wochen nur noch wenige Prozent unter seinem Spitzenwert von Ende Dezember 2021 notiert. Für Rückenwind an den Aktienmärkten sorgt der Einbruch der Zinsen in den USA und der Eurozone, womit der vorherige Gegenwind für die Märkte stark nachlässt.

Zwar gibt es gelegentlich ein paar US-Konjunkturdaten, die leicht besser sind als erwartet. Insgesamt schwächen sich die Zahlen, gerade jene vom Arbeitsmarkt, aber kräftig ab, und schüren damit die Hoffnung, dass die Fed im kommenden Jahr die Zinsen massiv senken dürfte.

So war die Zahl der offenen Stellen in den USA im Oktober auf 8,73 Mio. eingebrochen und lag damit meilenweit unter den Erwartungen von 9,4 Mio. Zudem ist die Zahl für September deutlich nach unten korrigiert worden von 9,55 Mio. auf 9,35 Mio.

Nach der Veröffentlichung dieser Daten waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen einmal mehr unter die Marke von 4,20 Prozent eingebrochen und nähern sich damit zügig der Marke von 4,0 Prozent. Damit wären die Zinsen gegenüber dem Mehr-Jahres-Hoch vom 19. Oktober bei knapp über 5,0 Prozent um rund 100 Basispunkte (1,0 Prozentpunkte) kollabiert – Wahnsinn!

Ich habe in den vergangenen Monaten wiederholt gesagt und geschrieben, dass ich die offiziellen superstarken Zahlen zu den offenen Stellen in den USA als Erfindung des US-Arbeitsministeriums betrachte, das waren meiner Meinung nach Fake News! Der Arbeitsmarkt war nie auch nur annähernd so stark, wie die offizielle Statistik suggeriert hatte.

Jüngster Kursrutsch beim Goldpreis macht keinen Sinn

Wegen des Einbruchs der US-Zinsen war der Goldpreis am Montag, 4. Dezember auf Rekordhochs von 2.135 Dollar je Unze nach oben geschossen, ehe die Notierung des Edelmetalls bis auf knapp über 2.010 Dollar eingebrochen ist. Letzteres macht meiner Meinung nach absolut keinen Sinn, zumal die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nach unten gerauscht sind.

Dennoch hat sich der Dollar etwas erholt, was Gegenwind für den Goldpreis bedeutet. Einen Einbruch um 125 Dollar beim Goldpreis lässt sich damit allerdings keineswegs erklären. Vielmehr haben meiner Meinung nach einmal mehr Banken, die im Sinne der Notenbanken agieren, Gold über die Futures-Märkte verkauft und so die Preise künstlich nach unten manipuliert.

Schließlich würde ein Höhenflug bei Gold signalisieren, dass die Fiat-Währungen, wie Dollar und Euro, massiv an Wert gegenüber Gold verlieren.

Genau das ist aber der Fall, schließlich ist der Goldpreis seit Jahresanfang auf Dollar-Basis um 11,5 Prozent gestiegen, – also hat der Dollar entsprechend kräftig an Wert gegenüber dem Edelmetall verloren -, während auf Euro-Basis ein Plus von 10,0 Prozent zu Buche steht.

Investoren hoffen auf massive Zinssenkungen von Fed und EZB

Nach einer Serie schwacher US-Konjunkturdaten wetten Investoren zusehends, dass die Fed bereits im Frühjahr 2024 mit der 1. Zinssenkung beginnen könnte und den Leitzins im Laufe des Jahres massiv senken dürfte.

Inzwischen ist auf Basis der Wetten mit Fed Funds-Futures, also Derivaten auf den US-Leitzins, die Wahrscheinlich für eine Zinssenkung der Fed bei der Sitzung am 20. März 2024 um 25 Basispunkte auf 5,0 bis 5,25 Prozent auf mehr als 60 Prozent nach oben geschossen, gegenüber nur 20 Prozent vor einem Monat.

Bis Ende 2024 soll der Leitzins auf 4,0 bis 4,25 Prozent gesenkt werden – das wäre eine Reduktion um herbe 125 Basispunkte gegenüber dem aktuellen Niveau – Wahnsinn!

Die andauernden Beteuerungen vieler Fed-Mitglieder und von „Experten“ von „higher for longer“, also höheren Zinsen für eine längere Zeit, waren Fake News! Das habe ich in den vergangenen Monaten zahllose Male gesagt und geschrieben.

Man kann eine US-Wirtschaft mit Rekordverschuldung bei Staat, privaten Haushalten und Unternehmen nicht mit den stärksten Zinserhöhungen seit Jahrzehnten belasten, womit die Zinsen auf dem höchsten Niveau seit Jahrzehnten waren, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu schicken. Das geht nicht!

Je stärker die Zinsen für 2- und 10-jährige US-Anleihen in den nächsten Wochen und Monaten nach unten rauschen sollten – und so werden kräftig nach unten rauschen -, umso schneller wird die Rezession heraufziehen.

Warten auf Fed- und EZB-Sitzung

Umso spannender wird die Fed-Sitzung am Mittwoch kommender Woche, also am 13. Dezember 2023. Wichtig wird sein, wie die Projektionen der Fed zur Kernrate des PCE-Preisindex, dem bevorzugten Inflationsindikator der Fed, sowie zum Leitzins jeweils für das vierte Quartal 2024 aussehen werden.

Dass die aktuelle Prognose von 5,1 Prozent (also dem Schnitt zwischen 5,0 und 5,25 Prozent) für Dezember 2024 reine Makulatur ist, sollte jedermann klar sein.

Und dass in einem Umfeld möglicher massiver Zinssenkungen der Fed die EZB umso schneller hinterherhecheln sollte, zumal die Wirtschaft der Eurozone bestenfalls weiter stagnieren dürfte, sollte ebenso jedermann klar sein.

Meiner Meinung nach dürften die möglichen Zinssenkungen der EZB mindestens so stark ausfallen wie jene der Fed. Die EZB-Sitzung findet am 14. Dezember 2023 statt, also einen Tag nach der Fed-Sitzung.

Im nächsten Jahr dürfte es also einen Zinssenkungswettlauf zwischen Fed und EZB geben, wer von den beiden Notenbanken die Zinsen schneller und stärker senken wird. Diese Aussicht dürfte die Aktienmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks erst einmal weiter nach oben treiben – und natürlich auch den Goldpreis.

Ein Umfeld, in dem die Zinsen in den USA und der Eurozone, und damit in vielen anderen Ländern der Welt, im kommenden Jahr kräftig auf Talfahrt sein sollten, sollte ein prächtiges Umfeld für Gold sein. Da sollte es meiner Meinung nach keine große Rolle spielen, ob der Euro gegenüber dem Dollar steigt, oder nicht. Beide Währungen sind Fiat-Währungen, beide sind Weich-Währungen – und beide sollten weiterhin rapide an Wert gegenüber Gold verlieren.

Lassen Sie sich bitte daher von dem jüngsten Kursrutsch bei Gold nach dem vorherigen Rekordhoch nicht verunsichern, denn die Aussichten für das Edelmetall sind weiterhin glänzend. Ich fürchte, dass die EZB und die Fed im nächsten Jahr mit kräftigen Zinssenkungen die Währungen Euro und Dollar weiter schwächen werden. Umso mehr Sinn macht es, die Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.