Nach den überraschend guten US-Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag, den 05.07.2019, als laut den offiziellen Zahlen im Juni 224.000 Jobs geschaffen worden sein sollen, sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen und der Dollar nach oben geschossen, im Gegenzug ist der Goldpreis eingeknickt. Damit notiert das Edelmetall allerdings um lediglich zwei Prozent unter dem Sechs-Jahres-Hoch. Der kleine Kursrückgang dürfte nur von sehr kurzer Dauer sein, bessert sich das Umfeld für Gold doch weiterhin deutlich.

Zwar gehen nach den US-Arbeitsmarktdaten viele Investoren davon aus, dass die Fed bei der Sitzung am 31. Juli die Leitzinsen statt um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) um lediglich 25 Basispunkte senken und damit einen Zinssenkungszyklus starten dürfte. Umso kräftiger sollte die US-Notenbank allerdings bei den folgenden Sitzungen die Zinsen reduzieren, kühlt sich doch die Wirtschaft stark ab und dürfte trotz der Beteuerung vieler Experten rapide auf dem Weg in eine Rezession sein. Kräftige US-Zinssenkungen sollten den Dollar nach unten drücken, womit der Goldpreis von zwei Seiten aus Rückenwind bekäme.

US-Wirtschaft droht zügig in eine Rezession abzurutschen

Die überraschend guten Arbeitsmarktdaten machen für mich keinerlei Sinn. Wieso? Weil eine Reihe von US-Konjunkturdaten zeigt, wie stark sich die Wirtschaft abgekühlt hat. So sanken die Industrieaufträge im Mai um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat, das war der dritte Rückgang innerhalb der vergangenen vier Monate. Damit liegen die Industrieaufträge um 1,2 Prozent unter dem Vorjahr – das ist das größte Minus seit August 2016.

Wie passen diese Zahlen denn zu der laut US-Präsident Donald Trump angeblich boomenden US-Wirtschaft? Überhaupt nicht – Trumps Behauptungen sind Fake News, reine Propaganda. Vielmehr bekommt die US-Wirtschaft mit einer zeitlichen Verzögerung von wenigen Monaten die starke Abkühlung der Weltwirtschaft, für die vor allem Trumps Handelskrieg gegen China verantwortlich ist, zu spüren. Deswegen fordert Trump bei jeder Gelegenheit möglichst kräftige Zinssenkungen der Fed.

Noch zwei Zahlen, die die „Stärke“ der US-Wirtschaft belegen: So lagen die Verkäufe neuer Häuser im Mai um 3,7 Prozent unter dem Vorjahr, obwohl die Hypothekenzinsen in den vergangenen Monaten kollabiert sind. Zudem lagen die Verkäufe leichter Fahrzeuge, also Pkws, SUVs und Pick-Ups, im Juni um lediglich 0,4 Prozent über dem Vorjahr. Letztere sind allerdings die saisonal bereinigten Zahlen. Beim unbereinigten, also dem tatsächlichen Wert, stand ein Rückgang um 1,9 Prozent zu Buche. Das war das fünfte Minus innerhalb der vergangenen sechs Monate. Das spricht Bände oder?

Zuletzt haben die Analysten der weltgrößten Bank JPMorgan prognostiziert, dass die Fed die Leitzinsen im laufenden Jahr um 75 Basispunkte senken werde. Zudem sollen die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zum Jahresende auf 1,75 Prozent zurückgehen – damit würden sie sich den Rekordtiefs vom Juli 2016 bei knapp unter 1,4 Prozent nähern. Jedem sollte klar sein, dass das nur im Umfeld einer Rezession passieren dürfte. Dabei sollte Gold sehr gefragt sein, weil bei immer niedrigeren US-Zinsen das Edelmetall immer attraktiver wird.

Ich bin weiterhin der Überzeugung, dass die Fed in der nächsten Rezession die Leitzinsen auf null Prozent und anschließend in den Strafzinsbereich drücken dürfte. Das würde die ohnehin rekordniedrigen Zinsen im Rest der Welt noch weiter nach unten drücken, was den Goldpreis enormen Rückenwind geben sollte.

Lagarde findet Strafzinsen und QE-Gelddrucken gut

Neben dem bald beginnenden massiven Zinssenkungszyklus in den USA gibt es noch einen weiteren wichtigen Grund dafür, dass Sie Gold besitzen sollten: Dass die derzeitige IWF-Chefin Christine Lagarde Anfang November EZB-Chef Mario Draghi an der Spitze der Notenbank ablösen wird. Lagarde hat in den vergangenen Jahren Draghis QE-Gelddrucken wiederholt gutgeheißen – welch ein Irrwitz! Zudem haben Mitarbeiter des von Lagarde geleiteten IWF in den vergangenen Monaten wiederholt Studien veröffentlicht, wie man mit Strafzinsen eine Rezession bekämpfen könne.

Es wurden beispielsweise Strafzinsen von minus drei Prozent ins Spiel gebracht. Jeder von Ihnen kann sich daher leicht ausmalen, welche Politik Lagarde in den nächsten Jahren machen dürfte. Sie dürfte die Strafzinsen noch viel tiefer in den Negativbereich drucken. Zudem dürfte unter ihrer Führung die EZB schon bald ein massives QE-Gelddruckprogramm starten, um sicherzustellen, dass Billionen von Euro, die allein aus heißer Luft geschaffen werden, in die Wirtschaft gepumpt werden, um so die Inflation anzuheizen. Das sind verheerende Aussichten!

Damit werden sich die ohnehin sehr negativen Folgen der bisherigen Geldpolitik der EZB weiter verschärfen. So werden die Häuserpreise und die Mieten in Deutschland weiter explodieren, während die riesige Blase am Aktienmarkt der Eurozone noch weiter aufgepumpt wird. Damit wird die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter auseinandergehen.

Zinswahnsinn in der Eurozone

Lagarde wird „gute“ Gründe für ihre Politik anführen. So müsse die EZB einer möglichen Rezession in der Eurozone und gerade in Deutschland gegensteuern. Wie sehr die stark exportabhängige deutsche Wirtschaft unter dem Handelskrieg leidet, zeigt, dass die Industrieaufträge im Mai um 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen sind.

Zudem dürfte die von vielen Experten für das zweite Halbjahr vorhergesagte Erholung der Weltwirtschaft ausbleiben, vielmehr sollte sie weiter auf eine Rezession zusteuern. Das trifft exportabhängige Volkswirtschaften, wie die deutsche, überdurchschnittlich stark. Dennoch ist die Politik der EZB nicht die Lösung der Probleme, sondern vielmehr die Ursache.

Denn die irrwitzige Politik der EZB hat dazu geführt, dass die Zinsen für zehnjährige italienische Anleihen trotz des gigantischen Schuldenbergs des Landes zuletzt auf mickrige 1,7 Prozent kollabiert sind. Damit liegen sie deutlich unter Zinsen zehnjähriger US-Anleihen von 2,0 Prozent. Das macht absolut keinen Sinn, das ist der reine Wahnsinn! Der Grund für die Talfahrt bei den italienischen Zinsen ist die verzweifelte Suche der Investoren nach Rendite, wegen der Aussicht auf bald noch viel tiefere Strafzinsen in der Euro-Zone und den Start eines QE-Programms.

Ein noch viel größerer Irrwitz ist, dass die Zinsen für zehnjährige griechische Anleihen mit 2,1 Prozent auf ein Rekordtief gesunken sind. Da fällt einem gar nichts mehr ein. Investoren haben die Wahl: Sie können immer weiter mit italienischen und griechischen Anleihen zocken, und damit die Kurse immer weiter nach oben und die Zinsen im Gegenzug in den Keller treiben. Oder man stockt stattdessen seinen Goldbestand auf, wohlwissend, dass das Vabanquespiel der EZB irgendwann böse enden dürfte.

Das baldige Zinssenkungen der Fed auch andere Länder, wie Japan, dazu zwingen werden, ihrerseits die Zinsen zu reduzieren, um eine Aufwertung ihrer jeweiligen Währungen, wie des Yen, gegenüber dem Dollar zu verhindern, versteht sich von selbst.

Damit werden die Perspektiven für Gold von Tag zu Tag besser. In einem Umfeld, in dem die weltweiten Zinsen auf immer neue Rekordtiefs sinken werden, wird Gold von Tag zu Tag attraktiver und dürfte schon bald auf neue Mehr-Jahres-Hochs steigen. Ich kann Ihnen daher nur empfehlen, Ihre Bestände weiter aufzustocken, um sich gegen den Irrwitz der Notenbanken zu schützen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.