Die Lage am weltweiten Anleihenmarkt wird immer irrwitziger: Allein am vergangenen Freitag, den 21.06.2019, ist das Volumen weltweiter Anleihen mit Strafzinsen um umgerechnet horrende 700 Mrd. Dollar auf den Rekord von astronomischen 13 Billionen Dollar gestiegen. Weil viele Notenbanken, gerade die Fed und die EZB, in den nächsten Quartalen die Leitzinsen kräftig senken dürften, dürfte das Anleihevolumen mit Strafzinsen künftig erheblich klettern, was dem Goldpreis weiteren Rückenwind geben sollte. Zuletzt war er mit knapp über 1.400 Dollar je Unze in die Nähe des Sechs-Jahres-Hochs gestiegen.

Dass die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen mit minus 0,3 Prozent in der Nähe des Rekordtiefs liegen, ist der reine Wahnsinn. Noch viel absurder ist es, dass auch die Zinsen ähnlicher Papiere anderer Länder zuletzt ebenso auf Rekordtiefs gesunken sind, wie Frankreich, Spanien, Portugal, Zypern, Österreich, Finnland und Irland.

Der Gipfel der Absurdität ist es, dass die Zinsen für zehnjährige griechische Anleihen mit 2,57 Prozent auf ein neues Rekordtief zurückgegangen sind. Die rasante Talfahrt bei den Zinsen griechischer und italienischer Papiere dürfte in den nächsten Monaten weitergehen, weil Investoren auf der verzweifelten Suche nach Rendite zu den Papieren greifen dürften – unglaublich!

Weltweite Zinsen brechen auf Rekordtiefs ein

In dem Umfeld sind die Zinsen weltweiter Staatsanleihen außerhalb der USA auf das Rekordtief von 1,2 Prozent gefallen. Das müssen Sie sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Während die Schulden vieler Länder trotz Wirtschaftswachstum von einem „Spitzenwert“ auf den nächsten steigen, sinken die Zinsen von einem Rekordtief auf das nächste – Wahnsinn! Inklusive der US-Anleihen sind die Zinsen weltweiter Staatsanleihen mit knapp 1,6 Prozent auf nie zuvor erreichte Werte gesunken.

Aus der Sicht der Notenbanken ist diese Entwicklung allerdings unvermeidlich: Je höher die Schulden steigen, umso tiefer müssten die Zinsen sinken, um die Schuldensause am Leben zu halten. Die jahrelange Befürchtung vieler Sparer ist längst traurige Realität geworden.

Damit haben Sie als Sparer und als Gold-Fans die Wahl: Entweder Sie stecken Ihr Geld in Aktien und Anleihen, wohlwissend, dass die größte Blase aller Zeiten am Anleihenmarkt zur größten Blase aller Zeiten am Aktienmarkt geführt hat. So ist der S&P500 stärker überbewertet als jemals zuvor. Wie soll es nach fast 10 Jahren Nullzinsen in den USA und Billionenschwerem QE-Gelddrucken auch anders sein?

Oder Sie investieren einen wichtigen Teil ihres Finanzvermögens in Gold. In einem Umfeld immer weiter sinkender Zinsen, wird das Edelmetall immer attraktiver, weil auf physisches Gold eben keine Strafzinsen anfallen.

US-Wirtschaft steht vor einer Rezession

Eines der wenigen Länder – neben China –, dessen Zinsen noch nicht auf Rekordtiefs gesunken sind, ist die USA. Allerdings dürften die US-Zinsen in den nächsten Monaten und Quartalen ebenfalls auf nie zuvor erreichte Niveaus kollabieren, weil in den USA zügig eine Rezession heraufziehen dürfte. Daher dürfte die Fed bei der nächsten Sitzung am 31. Juli die Zinsen um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) reduzieren, und damit einen neuen Zinssenkungszyklus starten. Das sollte dem Goldpreis weiteren Rückenwind geben.

Wie stark sich die Wirtschaft inzwischen abgekühlt hat, zeigen folgende zwei, bei Investoren stark beachteten Indikatoren: So ist der Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie, den die englische Researchfirma IHS Markit veröffentlicht, im Juni von 50,5 Punkte auf nur mehr 50,1 Punkte gesunken – das ist das niedrigste Niveau seit September 2009.

Das zeigt, dass – entgegen den Behauptungen von US-Präsident Donald Trump und Fed-Chef Jay Powell – die Schwäche der Weltwirtschaft längst auf die US-Industrie übergeschwappt ist. Damit signalisiert der Indikator eine Stagnation der Industrie, die 50er-Marke ist die Grenze zwischen Wachstum und Schrumpfen.

Das Problem ist, dass die Schwäche des Industriesektors längst auf die Dienstleistungsbranche übergeschwappt ist, die rund 70 Prozent der Wirtschaftsleistung der USA ausmacht. So ist der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor von 50,9 Punkten auf 50,7 Punkte gesunken – das ist das niedrigste Niveau seit März 2016.

Keine Lösung beim G20-Gipfel in Sicht

Die „Lösung“ der Fed für die Bekämpfung der heraufziehenden Rezession sind einmal mehr niedrigere Zinsen und schon bald die Rückkehr zu massivem QE-Gelddrucken. Damit will die Fed die ohnehin extrem hoch verschuldeten US-Unternehmen dazu bewegen, noch mehr Schulden zu machen und so das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Damit würde die Fed die ohnehin größte Schuldenblase aller Zeiten noch weiter aufpumpen.

Allerdings dürfte in einem wegen des Handelskriegs zwischen den USA und China zunehmend unsicheren konjunkturellen Umfeld, die „Medizin“ – oder vielmehr das Gift – der Fed diesmal möglicherweise nicht funktionieren, weil die Unternehmen in dem Szenario ihre Investitionen kürzen dürften, was das Abrutschen in eine Rezession beschleunigen würde.

Umso genauer werden Investoren auf den G20-Gipfel am kommenden Freitag und Samstag im japanischen Osaka schauen. Zwar soll es zu einem Treffen zwischen Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping kommen. Allerdings dürfte es einmal mehr keine Einigung geben, weil Xi die Interessen Chinas unter allen Umständen verteidigen und einem Vertrag erst dann zustimmen dürfte, wenn die USA sämtliche bereits eingeführten Strafzölle abschaffen sollten. Auf das kann sich Trump allerdings wiederum nicht einlassen, will er doch die US-Unternehmen gegen die ausländische Konkurrenz schützen.

Vielmehr dürfte er schon bald neue Strafzölle auf chinesische Produkte im Wert von 325 Mrd. Dollar ankündigen, woraufhin die Lage weiter eskalieren würde. Damit würden sich die Perspektiven für die zwei größten Volkswirtschaften der Welt und damit die Weltwirtschaft insgesamt weiter eintrüben, womit der Druck auf  die Fed anhaltenden würde, in den nächsten Monaten ihren Zinssenkungskurs fortzusetzen. Damit würde sich die Talfahrt bei den US-Zinsen in Richtung Rekordtiefs beschleunigen.

Talfahrt bei den Zinsen beflügelt Goldpreis

Daraufhin dürfte der Dollar kräftig nach unten drehen, womit Gold zusätzlichen Rückenwind bekäme. Für zusätzlichen Auftrieb bei dem Edelmetall würde sorgen, wenn der S&P500 nach unten drehen sollte. Allein die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen der Fed und der EZB hat ihn auf Rekordhochs getrieben. Allerdings dürften in einem Umfeld einer US-Rezession selbst massive Zinssenkungen der Fed nicht ausreichen, um ihn in den sehr luftigen Höhen zu halten.

Die ohnehin hervorragenden Perspektiven für Gold werden von Tag zu Tag besser. Allmählich dämmert es immer mehr Investoren, dass die US-Wirtschaft schwach ist und daher ohne anhaltende, immer größer werdende Geldspritzen der Fed nicht auskommen kann. Der dortige Zinseinbruch und jener rund um den Globus beflügeln den Goldpreis. Ich empfehle Ihnen daher weiterhin, Ihre Bestände aufzustocken, um sich gegen den Zinseinbruch und den Irrwitz der weltweiten Notenbanken zu schützen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.