Mit rekordniedrigen Zinsen und massivem Gelddrucken haben die führenden Notenbanken in den vergangenen Jahren die Weltwirtschaft am Laufen gehalten. Aus dieser Entwicklung gibt es keinen Ausweg außer noch viel mehr Schulden. Umso wichtiger ist es, sich mit Gold gegen diesen Irrwitz zu schützen.

Angetrieben vom alltäglichen „Optimismus im Handelskrieg“ steigt der S&P 500 von einem Rekordhoch zum nächsten und zieht damit den DAX in Richtung des Spitzenwertes von Ende Januar 2018. Dass der „Optimismus“ meiner Meinung nach eine reine Farce ist und es praktisch keinerlei Fortschritte in den Verhandlungen zwischen den USA und China geben dürfte, habe ich in den vergangenen Monaten wiederholt geschrieben. Der Höhenflug des US-Aktienmarkts belastet allerdings den Goldpreis, weshalb er mit rund 1.460 Dollar je Unze in der Nähe des Drei-Monats-Tiefs liegt. Da half es auch nichts, dass die US-Zinsen zuletzt etwas gesunken sind.

Etliche Experten begründen die Hausse am US-Aktienmarkt zudem damit, dass der private Verbrauch, der rund 70 Prozent der Wirtschaftsleistung der USA ausmacht, weiterhin stark sei, weshalb eine Rezession trotz der Unsicherheit wegen des Handelskriegs weiter unwahrscheinlich sei. Diese Einschätzung betrachte ich als Fake News.

US-Einzelhandel sendet starke Warnsignale

Haben Sie die jüngsten Nachrichten aus dem Sektor verfolgt? Zwar waren im Oktober die US-Einzelhandelsumsätze um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen und damit minimal stärker als erwartet, damit lagen sie allerdings um lediglich 3,1 Prozent über dem Vorjahresniveau. In Zeiten, in denen die US-Wirtschaft floriert – sprich die Schuldensause auf vollen Touren läuft – liegt das Plus üblicherweise aber bei 6,8 Prozent oder sogar noch höher.

Zudem hat zuletzt die größte Baumarktkette Home Depot gewarnt, dass das Umsatzwachstum in diesem Jahr niedriger sein werde als zuvor erwartet. Am gleichen Tag hat die Kaufhauskette Kohl’s eine Gewinnwarnung abgegeben, woraufhin die Aktie um 20 Prozent eingebrochen ist. Diese zwei Warnungen passen so gar nicht in das Bild eines starken privaten Verbrauchs oder?

Im Gegensatz zum S&P 500 tendiert daher der S&P Retail Index, der die Kursentwicklung der US-Einzelhandelsaktien widerspiegelt, seit zehn Monaten seitwärts und liegt damit um rund 15 Prozent unter dem Rekordhoch von Ende August 2018. Gleichzeitig ist die Amazon-Aktie auf Talfahrt und hat um rund 15 Prozent gegenüber dem 52-Wochen-Hoch vom Juli 2019 nachgegeben. Vielleicht sind die hochverschuldeten US-Verbraucher doch nicht so in Shopping-Laune, wie viele der allzeit bullischen Experten behaupten oder?

Fed bereitet den Boden für Strafzinsen

Umso mehr dürfte sich das Wirtschaftswachstum in den nächsten Wochen und Monaten abschwächen und umso mehr sollte die Wirtschaft in Richtung einer Rezession abgleiten. Das würde ein Rückgang der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen deutlich widerspiegeln. Das wissen auch Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen, wenngleich sie immer behaupten, dass mit dem Konsum alles in Ordnung sei.

Nur vor diesem Hintergrund machen die Aussagen aus dem Protokoll der Fed-Sitzung vom 30. Oktober Sinn. Dabei haben die Fed-Mitglieder darüber diskutiert, dass ihr Anleihenkaufprogramm von 60 Mrd. Dollar pro Monat ausgeweitet werden könnte und künftig auch Papiere mit einer Laufzeit mit mehr als einem Jahr gekauft werden könnten. Es geht also darum, künftig noch mehr Geld zu drucken und so Trumps gigantische Schuldensause von rund 1,5 Billionen Dollar pro Jahr ebenso am Laufen zu halten, wie das Schuldenmachen der Unternehmen und der privaten Haushalte.

Zudem haben die Fed-Mitglieder die potenzielle Rolle von Strafzinsen als eine mögliche Maßnahme der Fed besprochen. Über das Thema müsste man eigentlich nicht diskutieren, wenn die Wirtschaft florieren würde und es keine deutlichen Anzeichen für eine kräftige Konjunkturabkühlung geben würde oder?

Ich gehe weiterhin davon aus, dass die Fed im kommenden Jahr wegen einer drohenden Rezession die Zinsen auf null Prozent senken und das Gelddruckprogramm massiv aufstocken dürfte. Anschließend dürfte die Fed dem „Vorbild“ der EZB folgen und ebenfalls Strafzinsen einführen. Das wäre ein prächtiges Umfeld für Gold, weil Investoren damit Strafzinsen umgehen.

Gigantischer Schuldenberg steigt auf immer neue Rekordhochs

Das Problem ist, dass die Schuldensause nicht nur in den USA, sondern weltweit auf Hochtouren läuft. Laut dem Institute of International Finance (IIF) sind im ersten Halbjahr die weltweiten Schulden, also von Staat, privaten Haushalten, Unternehmen und Banken um umgerechnet 7,5 Billionen Dollar auf horrende 250 Billionen Dollar gestiegen. Das IIF prognostiziert zudem bis zum Jahresende einen Zuwachs auf 255 Billionen Dollar. Das sind horrende 330 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung, was in der Nähe des Rekordhochs liegt.

Laut Schätzungen von Experten soll die Weltwirtschaft in diesem Jahr aber um umgerechnet lediglich 2,5 bis 3 Billionen Dollar wachsen. Mit anderen Worten: Weltweit werden herbe 4 bis 4,8 Dollar Schulden gemacht, um ein Wirtschaftswachstum von 1 Dollar zu erreichen – das sind höchst besorgniserregende Zahlen.

Diese gigantische Schuldensause machen die Notenbanken möglich, weshalb zuletzt 60 Prozent der weltweiten Notenbanken die Geldpolitik gelockert haben. Das ist der höchste Wert seit der 2008/09er-Schuldenkrise in den USA. „Höhere Zinsen und QT (Quantitative Tightening) sind in einer Welt voller Schulden praktisch unmöglich“, schrieben die Analysten der Saxo Bank zuletzt.

„Quantitative Tightening“ bedeutet, dass eine Notenbank wie die Fed, Anleihen an die Banken verkauft und so deutlich Liquidität abgeschöpft hat, was einer Verschärfung der Geldpolitik entspricht. Deswegen musste die Fed anschließend schnell und kräftig umschwenken, die Zinsen drei Mal senken und die Geldpressen wieder laufen lassen. Damit ist die jahrelang propagierte Normalisierung der Geldpolitik grandios gescheitert. Das zeigt, dass es auch künftig keine Normalisierung geben kann.

Wenn selbst Banken das offen einräumen, dann sollte jedermann klar sein: Je größer die gigantische weltweite Schuldenblase wird, umso tiefer müssen die Notenbanken die Zinsen senken und umso mehr Strafzinsen wird es künftig geben, um die Schuldensause am Laufen zu halten. Umso wichtiger ist es, sich gegen den Irrwitz der Notenbanken und gegen die zunehmende Entwertung der Fiat-Währungen, wie Dollar, Euro und Yen zu schützen.

Die Perspektiven für Gold werden trotz des jüngsten Kursrückgangs von Tag zu Tag besser. Sollten viele Daten zu den US-Konsumenten, wie Einzelhandelsumsätze, in den nächsten Monaten nach unten rauschen, dürften die US-Zinsen für zehnjährige US-Anleihen deutlich sinken, was die Zinsen im Rest der Welt kräftig mit nach unten ziehen würde. Das sollte den Goldpreis merklich beflügeln. Um daran zu partizipieren gilt es jetzt die Zeit zu nutzen, um Ihre Goldbestände aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.