Seit Anfang November ist der Goldpreis deutlich unter Druck und nähert sich dem Zwei-Jahres-Tief von knapp unter 1.180 Dollar je Unze. Gegenwind hat die Notierung des Edelmetalls nur von einer Seite: vom steigenden Dollar. Zuletzt hat Peter Navarro, der Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, bei einer Rede am Center for Strategic and International Studies gesagt: „Wirtschaftliche Sicherheit ist nationale Sicherheit.“ Navarro, der Autor des Buches „Tod durch China“ hat klar signalisiert, dass es zu keinem „Deal“ im Handelskrieg zwischen den USA und China kommen werde.

Die Chinesen wollten einen „Stepptanz“ und in Verhandlungen eintreten, um mit ihrer bisherigen Politik weiterzumachen. „Wenn China aufhören würde, das geistige Eigentum (der USA) zu stehlen, würde es (China) seinen wirtschaftlichen Vorsprung verlieren“, sagte Navarro. In dem Umfeld haben Investoren Dollar gekauft, weil sie davon ausgehen, dass die US-Wirtschaft den Handelskrieg deutlich besser überstehen werde als die chinesische. Das hat den Goldpreis nach unten gedrückt.

In den USA zieht eine Krise herauf

Dabei ignorieren Investoren eine Reihe von Faktoren, die für steigende Goldpreise sprechen. Der erste ist die Entwicklung in den USA. Nachdem die Demokraten bei der US-Halbzeitwahl das Repräsentantenhaus erobert hatten, war es kurz zu einem deutlichen Anstieg am US-Aktienmarkt gekommen. Die Erklärung einiger Experten war, dass die Demokraten Trump bei seiner Politik etwas einbremsen könnten. Das können sie meiner Meinung nach aber kaum. Zwar wird Trump künftig bei vielen Gesetzen auf die Zustimmung der Demokraten angewiesen sein. Allerdings kann der US-Präsident in der Handelspolitik wie bisher auch schon mit Verordnungen agieren, also nach eigenem Gutdünken. Ich habe Ihnen wiederholt geschrieben, dass Trump meiner Meinung nach absolut kein Interesse an einer Einigung mit China hat, sondern den Handelskrieg immer weiter anheizen dürfte. Das wird künftig allerdings nicht nur die chinesische, sondern auch die US-Wirtschaft schwer belasten, weil viele chinesische Produkte in den USA deutlich teurer werden, was die Nachfrage der US-Verbraucher und der Unternehmen dämpfen wird. In dem Umfeld sollte der S&P500 schon bald einbrechen, was Gold als sicheren Hafen stützen sollte.

Zudem dürfte die US-Notenbank die Zinsen weiter deutlich erhöhen, was die hochverschuldete Wirtschaft und den Aktienmarkt zusätzlich belasten sollte. Schauen Sie sich bitte an, wie die Aktien der Hausbaufirmen, die der S&P Homebuilders Index abbildet, eingebrochen sind. Zuletzt hat es D.R. Horton nach der Zahlenvorlage erwischt. Zudem sind die Autoaktien, wie General Motors oder Ford, auf Talfahrt. Ich bin gespannt wie lange der Goldpreis noch schwächeln könnte, wenn der S&P500 entgegen der Hoffnung vieler Investoren nach unten rauschen sollte.

Chinesische Wirtschaft sendet starke Warnsignale

Besorgniserregend finde ich auch die Entwicklung in China. Dass der Aktienmarkt gemessen am marktbreiten Shanghai Shenzhen CSI300 Index auf 25-Monats-Tiefs eingebrochen ist, zeigt, welch große Sorgen Investoren wegen des Handelskriegs haben. Die Wirtschaft hat zuletzt starke Bremsspuren gezeigt. So waren die Pkw-Verkäufe im Oktober um 13,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken, das war der fünfte Monat in Folge mit einem Rückgang. Für die ersten zehn Monate steht damit ein Minus von 2,5 Prozent auf 18,4 Mio. Fahrzeuge auf dem mit weitem Abstand weltgrößten Automarkt zu Buche. Die Wahrscheinlichkeit ist daher sehr groß, dass der Automarkt im Gesamtmarkt zum ersten Mal seit Jahrzehnten schrumpfen wird.

Zudem gab es zuletzt einen Medienbericht, dass in dem Land 50 Mio. Wohnungen leer stehen – 50 Mio.! Das sind 22 Prozent des gesamten Wohnungsbestands, das ist der mit weitem Abstand schlechteste Wert weltweit. Die Zahl zeigt, welch massive Fehlinvestitionen es in China gegeben hat. Die Gefahr ist groß, dass es zu einer Wirtschaftskrise kommt, woraufhin die faulen Kredite explodieren würden. Das hätte verheerende Folgen für die Weltwirtschaft und damit den S&P500 und den DAX, denn damit würde der seit Jahren mit Abstand wichtigste Antriebsmotor für die Weltwirtschaft ausfallen.

Italien zündelt immer weiter

Als wenn das nicht schon genug Probleme wären, eskaliert die Lage vor unserer Haustür, sprich in Italien, zusehends. Die neue Regierung hat wiederholt betont, dass sie kräftig Schulden machen will, um die Wirtschaft anzukurbeln. Dabei ist hauptsächlich die Regierung mit ihrer Politik dafür verantwortlich, dass die Wirtschaft auf dem Weg in die Rezession ist. Im dritten Quartal hat die Wirtschaft gegenüber dem Vorquartal stagniert. Im Oktober ist der Einkaufsmanagerindex für die Industrie auf 49,2 Punkte eingeknickt – das ist ein 46-Monats-Tief. Damit rangiert der Index zum ersten Mal seit August 2016 unter der Marke von 50 Punkten und signalisiert damit ein Schrumpfen des Sektors.

Die Krise im Industriesektor hat bereits den Dienstleistungsbereich infiziert, zuletzt ist der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor von 53,3 Punkte auf 49,2 Punkte kollabiert. Das ist ein 29-Monats-Tief, während das Barometer damit ebenfalls eine Schrumpfung anzeigt. Die heraufziehende Krise in Italien ist eine sehr schlechte Nachricht, nicht nur für die exportabhängige deutsche Wirtschaft, sondern auch für den Euro. Er ist auf ein 16-Monats-Tief gegenüber dem Dollar abgerutscht und heizt damit die Inflation an, wodurch sich Ihre und meine Kaufkraft weiter verringert. Allerdings stützt der sinkende Euro den Goldpreis auf Euro-Basis. Ich befürchte, dass der Euro in den nächsten Monaten auf Talfahrt bleiben wird.

Wie „praktisch“ ist es da doch, dass sich der Rat der EZB für Andrea Enria als neuen Chef ihrer Bankenaufsicht ausgesprochen hat. Der Italiener Enria würde der Französin Danièle Nouy nachfolgen, deren fünfjähriger Vertrag im Dezember ausläuft. Wenn ein Italiener künftig die Probleme der italienischen Banken nicht konsequent angehen wird, wer dann? Da bekommt der Spruch „Den Bock zum Gärtner machen“ eine ganz neue Bedeutung.

Wie ich Ihnen aufgezeigt habe, gibt es nur einen einzigen Grund für den sinkenden Goldpreis: den steigenden Dollar. Er ist aber ein starkes Warnsignal für die Weltwirtschaft und für alles was weltweit schief geht. Ich gehe davon aus, dass der S&P500 einbrechen und den DAX mit nach unten reißen wird. In dem Umfeld sollte der Goldpreis nicht etwa sinken, sondern kräftig nach oben drehen. Der Besitz von Gold könnte in den nächsten Monaten daher wichtiger werden als selten zuvor. Ich kann Ihnen daher nur raten, Ihre Bestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.