Die weltweiten Aktienmärkte bejubeln die Aussicht, dass Christine Lagarde die Nachfolgerin von EZB-Chef Mario Draghi werden soll. Hingegen hat der Goldpreis gegenüber den Sechs-Jahres-Hochs ein wenig nachgegeben. Dabei verbessern sich die Perspektiven für das Edelmetall immer weiter.
Die Partystimmung an den Aktienmärkten läuft auf vollen Touren, scheinbar gilt das Motto „Only the sky is the limit“ (Nur der Himmel ist die Grenze… für den Kursanstieg). Nachdem die Erwartung auf baldige Zinssenkungen der US-Notenbank und der EZB den Markt nach oben getrieben hatten, kam zuletzt ein weiterer Faktor hinzu: Der geplante Wechsel an der EZB-Spitze. Demnach wird die derzeitige IWF-Chefin Christine Lagarde Anfang November EZB-Chef Mario Draghi an der Spitze der Notenbank ablösen.
Viele Investoren sind überzeugt, dass Lagarde Draghis extrem lockere Politik nahtlos fortsetzen dürfte. Weil in dem Umfeld die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen mit minus 0,4 Prozent auf Rekordtiefs gesunken sind – welch ein Irrwitz! –, ist im Gegenzug der DAX nach oben geschossen und hat auch den S&P500 auf Rekordhochs nach oben gedrückt, zumal auch die Zinsen für US-Anleihen nach unten gerauscht sind.
Daraufhin haben ein paar Investoren am Derivate-Markt Gold-Futures verkauft nach dem Motto: Wenn der weltweite Aktienmarkt auf Höhenflug ist, wer braucht da schon Gold? Dabei ist wegen der möglichen Maßnahmen von Lagarde Gold für Bürger des Euroraums unentbehrlicher als je zuvor.
Lagarde findet Strafzinsen und QE-Gelddrucken gut
Lagarde hat sich in den vergangenen Jahren wiederholt positiv zum QE-Gelddrucken der EZB und den Strafzinsen geäußert. Offensichtlich findet es Lagarde normal, dass sich ein Land wie Italien, dass horrende 2,4 Billionen Euro Schulden hat, zu mickrigen Zinsen von 1,6 Prozent für zehnjährige Anleihen finanzieren kann.
Zudem haben Mitarbeiter des IWF in den vergangenen Monaten wiederholt Studien veröffentlicht und dabei versucht aufzuzeigen, wie man in einer Rezession die Wirtschaft mit Strafzinsen stimulieren könne. Damit die Bürger diese „Beglückung“ nicht umgehen können, müsse allerdings das Bargeld abgeschafft werden oder eine Strafsteuer auf Bargeld eingeführt werden, damit es ebenso stark an Kaufkraft verliere wie Buchgeld.
Das betrachte ich als eine völlig absurde Idee. Wenn die weltweiten Schuldenberge so gigantisch sind, dass sie nur noch mit Strafzinsen am Leben gehalten werden können, sollte man zügig einen teilweisen Schuldenerlass durchführen. Ansonsten bleibt nur die Möglichkeit über eine möglichst hohe Inflation die Schulden „weg zu inflationieren“, womit die Sparer und die Verbraucher die Rechnung für die Schuldensause bezahlen müssen. Leider gehen die EZB, die Fed und viele andere Notenbanken genau diesen Irrweg.
Weitere Talfahrt bei den Zinsen droht
Dass trotz des Waffenstillstands im Handelskrieg eine Rezession nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland im Speziellen und in der Eurozone im Allgemeinen, zügig heraufziehen dürfte, sollte niemanden überraschen. Daher dürfte Lagarde nach ihrem Amtsantritt nicht nur die Strafzinsen noch tiefer in den Negativbereich drücken, sondern auch ein massives QE-Gelddruckprogramm auflegen, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Viele Regierungen der Südländer, wie Frankreich, Italien, Spanien oder Griechenland, dürften Lagardes Signal sehr gut verstehen und mit zusätzlichen fiskalischen Maßnahmen, sprich Schulden, versuchen, die Wirtschaft anzukurbeln. Damit würde sich die Schuldenspirale in der Eurozone wieder schneller drehen und viele ohnehin hochverschuldete Länder noch tiefer in den Schuldensumpf einsinken. Das spielt am Anleihenmarkt allerdings keine Rolle, weil Lagarde im Notfall sämtliche Anleihen aufkaufen dürfte, womit sich die Schuldenspirale weiterdrehen kann.
Bei immer niedrigeren Strafzinsen wird Gold attraktiver
In dem Umfeld dürften die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen von minus 0,4 Prozent noch viel weiter in den Negativbereich sinken, wobei die EZB offenbar keine Untergrenze für diesen Wahnsinn sieht. Möglicherweise geht es auf minus 2,5 Prozent, oder gar minus 5,0 Prozent nach unten. Je tiefer die Strafzinsen allerdings sinken, umso attraktiver wird Gold, weil man damit die Strafzinsen umgehen kann.
Anleger haben entweder die Möglichkeit in die größte Blase aller Zeiten am Anleihenmarkt der Eurozone zu investieren oder in die gigantische Blase am hiesigen Aktienmarkt – ohne die rekordniedrigen Zinsen stünde der DAX viel tiefer – oder in Gold. Da fällt mir die Entscheidung ziemlich einfach, wenngleich der Höhenflug des DAX zumindest kurzfristig noch etwas weitergehen könnte.
Dass zusätzlicher Abwärtsdruck auf die Zinsen in der Eurozone aufkommen dürfte, wenn die US-Notenbank wegen zunehmender Rezessionsrisiken schon bald einen Zinssenkungszyklus starten sollte, sei nur am Rande erwähnt. Schließlich sind die US-Konjunkturdaten seit Monaten reihenweise schwächer als erwartet. Ich gehe daher davon aus, dass auch die US-Arbeitsmarktdaten am kommenden Freitag enttäuschen werden. So sollte die Zahl der neugeschaffenen Stellen viel niedriger sein als jene 160.000, die die allzeit optimistischen Volkswirte vorhersagen.
Die Befürchtungen vieler Sparer und Gold-Fans, dass die Schuldenspirale in der Eurozone nur mit immer niedrigen Strafzinsen am Laufen gehalten werden kann, wird leider von Tag zu Tag traurige Realität. Umso wichtiger ist es Gold zu besitzen, um sich gegen den Irrwitz der EZB und der Fed zu schützen. Sie sollten daher die Zeit nutzen, um Ihre Goldbestände weiter aufzustocken.