Jahrzehnte lang hat die Investmentlegende Warren Buffett das Hohelied auf die angeblich prächtigen Perspektiven der US-Wirtschaft gesungen und sich im Gegenzug über Gold lächerlich gemacht. Nun hat sich das Blattgewendet.

Der Wahnsinn am weltweiten Aktienmarkt geht weiter. Am Dienstag, den 18. August 2020 und damit lediglich sechs Monate nach dem ehemaligen Spitzenwert vom 19. Februar 2020, ist der S&P 500 auf ein neues Rekordhoch geklettert – und das während der schwersten Rezession in den USA seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren. Dass der einzige Grund für den Höhenflug das gigantischste Gelddrucken der Fed aller Zeiten ist, habe ich wiederholt betont.

Inklusive der kleinen und mittelgroßen Unternehmen ist der Börsenwert des marktbreiten US-Aktienmarkt, gemessen am Wilshire 5000, auf 34,7 Billionen Dollar gestiegen – Rekord. Das sind horrende 178,8 % der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA – sprich am US-Aktienmarkt gibt es derzeit die mit weitem Abstand größte Blase aller Zeiten.

Auf dem ehemaligen Höhenpunkt der Blase bei Technologie-, Medien- und Telekomaktien im März 2000 lag der Wert bei „nur“ knapp 140. Im Zuge des massiven Gelddruckens der Fed ist die Zahl im Dezember 2019 mit knapp über 150 auf einen neuen Rekord geklettert. Aktuell sind es nun knapp 180. Die Investmentlegende Warren Buffett hat diesen Indikator – Wilshire 5000 dividiert durch die jährliche US-Wirtschaftsleistung − erfunden, weil er laut Buffett die Bewertung des US-Aktienmarkts am besten widerspiegele.

Der Höhenflug beim S&P 500 zieht auch den DAX deutlich mit nach oben, womit auch er eine massive Blase ist. Dabei hat der Index kräftigen Gegenwind durch den, gegenüber dem Dollar, deutlich steigenden Euro, wodurch deutsche Produkte in den USA teurer werden, womit sich die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Unternehmen verschlechtert.

US-Wirtschaft ist in katastrophalem Zustand

Buffett hat jahrzehntelang betont, wie stark die US-Wirtschaft sei und wie prächtig deren Perspektive. Dabei sprechen die Fakten eine ganz andere Sprache. So waren die Staatsschulden schon vor der Corona-Pandemie von einem Rekordhoch zum nächsten geeilt und sind zuletzt im Rahmen der Pandemie auf den Rekord von 26,5 Billionen Dollar geklettert – das sind horrende 136,6 % der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Entsprechend muss die Fed noch viel mehr Geld drucken als je zuvor, wodurch die Bilanzsumme explodiert ist. Gleichzeitig schießt die Geldmenge um mehr als 40 % gegenüber dem Vorjahr nach oben – das ist mit weitem Abstand Rekord. In früheren Krisenzeiten lag der Anstieg bei „nur“ rund 20 %.

In der Folge hat sich die Talfahrt des Dollar beschleunigt. So ist der Dollar Index zuletzt auf das niedrigste Niveau seit Mai 2018 gesunken. Der Index spiegelt die Kursentwicklung des Dollar gegenüber sechs wichtigen Währungen, vor allem dem Euro, wider.

Keine nachhaltige Erholung der US-Wirtschaft möglich

Inzwischen dämmert vielen Investoren, dass die Talfahrt des Dollar weitergehen dürfte, zumal US-Präsident Donald Trump immer neue Konjunkturprogramme im Kongress durchsetzen muss, nachdem die bisherigen vier im Volumen von rund drei Billionen Dollar nur ein Strohfeuer ausgelöst haben. So ist die Zahl der Empfänger von Arbeitslosengeld zuletzt gegenüber der Vorwoche um 3,06 Mio. auf 28,26 Mio. gesunken. Das können Sie in dem Beitrag „Fed bereitet Abwurf von Helikoptergeld vor“ nachlesen.

Das Problem ist, dass einerseits diese 3,06 Mio. Amerikaner keinerlei Arbeitslosengeld mehr bekommen, was deren Konsum stark dämpfen wird. Andererseits fällt bei den anderen 28,26 Mio. die Aufstockung der Arbeitslosenunterstützung um 600 Dollar pro Woche seit Anfang August weg, woraufhin die durchschnittliche Auszahlung an die Erwerbslosen von 933 Dollar auf nurmehr 333 Dollar pro Woche kollabiert ist. Damit müssen auch sie ihren Konsum kräftig einschränken.

Normalerweise würden die Arbeitslosen einfach mehr Schulden machen und so weiter konsumieren. Dieses Spiel läuft in der aktuellen Wirtschaftskrise aber nicht, weil viel Banken − aus Sorge vor stark steigende Zahlungsausfällen − die Anforderungen bei der Kreditvergabe deutlich erhöht haben, also beispielsweise mehr Sicherheiten fordern oder gar einmal die Gehaltsabrechnung eines möglichen Kreditnehmers sehen möchten.

Ohne eine Schuldensause bei den Verbrauchern kann die US-Wirtschaft aber nicht dauerhaft in Schwung kommen. Der Wirtschaftsaufschwung der vergangenen Jahre und Jahrzehnte hat einzig und allein auf einer Schuldenexplosion bei Staat, Unternehmen und privaten Verbraucher beruht. Wenn es diesmal aber keine Schuldensause bei den Konsumenten gibt, woraufhin die Unternehmen nicht investieren werden, kann es schlicht und einfach keine dauerhafte Konjunkturerholung in den USA geben.

Buffett steigt bei Barrick Gold ein

Diese trübe Aussicht für die US-Wirtschaft und damit für den Dollar hat nun offenbar zu einem Umdenken bei Warren Buffett geführt, nachdem er in den vergangenen Jahrzehnten in zahllosen Reden und Briefen an die Anleger betont hatte, dass ein Investment in Gold keinerlei Sinn mache. Es habe keinen Nutzen, werfe keine Zinsen oder Dividenden ab, usw.

Umso bemerkenswerter ist, was Buffett während des zweiten Quartals getan hat, wie die jüngste Meldung des von ihm geleiteten Investmentkonzerns Berkshire Hathaway an die US-Börsenaufsicht SEC zeigt. Demnach hat Berkshire einen Großteil seiner US-Bankaktien, wie von JPMorgan, verkauft und sogar sämtliche von Goldman Sachs liquidiert – das sind genau die Unternehmen, die von der bisherigen Schuldensause der Amerikaner und den im internationalen Vergleich zuvor hohen Zinsen profitiert haben.

Im Gegenzug hat Berkshire erstmals 20,9 Mio. Aktien von Barrick Gold gekauft, sie hatten zum Quartalsende einen Börsenwert von 564 Mio. Dollar. Warum hat Buffett, der am 30. August 90 Jahre alt wird, das getan? Dafür kann es nur eine Erklärung geben: Dass die Investmentlegende von deutlich steigenden Goldpreisen ausgeht. Und da Buffett üblicherweise kein kurzfristiger Trader, sondern ein Langfristinvestor ist, dürfte er wohl mittel- und langfristig deutlich steigende Goldpreise erwarten.

Buffett-Meldung treibt Goldpreis nach oben

Das ist die Top-Investmentgeschichte der vergangenen Tage, allerdings berichten die Massenmedien, gerade aus den USA, kaum darüber. Dabei ist der Goldpreis am Montag, 17. August, also sofort nach dem Bekanntwerden von Buffetts Kauf am Wochenende zuvor, kräftig nach oben gedreht und notiert damit in der Nähe der Marke von 2.000 Dollar je Unze.

Klar könnte es sein, dass statt Buffett selbst, zwei seiner Kollegen, die Berkshire-Investmentmanager Todd Combs oder Ted Weschler, die Barrick Gold-Aktien gekauft haben könnten. Aber die zwei dürften es wohl kaum ohne Buffetts ausdrückliche Zustimmung getan haben oder? Niemand riskiert freiwillig einen hervorragend bezahlten Job bei Berkshire.

Ich kann Ihnen weiterhin nur raten, Ihre Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken, denn wenn selbst einer der zuvor größten Gold-Skeptiker wie Buffett nun plötzlich auf steigende Preise setzt, sollte die Rekordfahrt des Edelmetalls zügig weitergehen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.