Seit Wochen habe ich gewarnt, dass weiterhin keine Lösung der US-Bankenkrise in Sicht ist. Da es zudem weitere Belastungsfaktoren für die Aktienmärkte gibt, sollten sich Anleger lieber gut anschnallen.

Nach der Party bei S&P500, Nasdaq und DAX herrscht bei etlichen Investoren plötzlich Unsicherheit. Auslöser waren die Quartalszahlen der First Republic Bank, womit sich die schwelende US-Bankenkrise eindrucksvoll zurückgemeldet hat.

So waren die Einlagen der US-Regionalbank im ersten Quartal um 72,0 Mrd. US-Dollar gegenüber Ende 2022 auf 104,5 Mrd. US-Dollar eingebrochen. Dabei hatte das Institut zwischenzeitlich eine Einlagenspritze von 30 Mrd. US-Dollar von den großen US-Banken bekommen, ohne die die Lage noch viel schlimmer ausgeschaut hätte.

Als dann noch Meldungen aufkamen, wonach First Republic 50 bis 100 Mrd. US-Dollar an Vermögenswerten, wie Hypotheken und Wertpapieren, verkaufen wolle, war die Aktie am Dienstag, 25. April um rund 50 Prozent auf Rekordtiefs kollabiert und hat gleichzeitig die Aktien aus dem Sektor insgesamt mit nach unten gerissen.

So ist der KBW Regional Banking Index, der die Kursentwicklung der kleinen und mittleren Institute widerspiegelt, auf das niedrigste Niveau seit Dezember 2020 nach unten gerauscht. Zudem ist der KBW Nasdaq Bank Index, der von den großen Instituten dominiert wird, in die Nähe des niedrigsten Niveaus seit November 2020 eingebrochen.

Nachdem die Bankenkrise für kurze Zeit nicht ganz oben auf dem Radarschirm vieler Investoren stand, ist die Krise nun umso stärker zurückgekehrt – denn wenn sich gerade die kleinen und mittleren Institute bei der Kreditvergabe zurückhalten, beispielsweise bei Krediten für Gewerbeimmobilien, oder Unternehmens- oder Hypothekenkrediten, dann rutscht die US-Wirtschaft unweigerlich in eine Rezession ab. Und wenn die Bankeinlagen weiterhin um 50 bis 100 Mrd. US-Dollar pro Woche schrumpfen, dann werden sich die Regionalbanken zwangsläufig bei der Kreditvergabe zurückhalten.

Wegen dieser Ängste sind Investoren in den sicheren Hafen US-Anleihen geflüchtet, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf unter 3,4 Prozent eingebrochen sind. Wie in Krisenzeiten üblich war zudem der US-Dollar als sicherer Hafen gefragt und hat sich erholt, beispielsweise gegenüber dem Euro. Dennoch ist der Goldpreis gestiegen und liegt damit bei rund 2.000 US-Dollar je Unze.

Keine Einigung auf Erhöhung der US-Schuldenobergrenze in Sicht

Zum Thema US-Rezession komme ich gleich zurück, zuerst aber zu einem anderen Thema, das für Abwärtsdruck auf die US-Zinsen und damit für Rückenwind beim Goldpreis sorgt: die US-Schuldenobergrenze. Derzeit streiten sich die Demokraten von US-Präsident Joe Biden mit den oppositionellen Republikanern über die Erhöhung des Schuldenlimits von zuletzt 31,4 Billionen US-Dollar, das am 19. Januar 2023 erreicht worden war.

Seitdem hält sich Finanzministerin Janet Yellen quasi mit Notmaßnahmen über Wasser, wobei der Kontostand des Finanzministeriums von zuletzt knapp 170 Mrd. US-Dollar wie Eis in der Sonne dahinschmilzt. Umso wichtiger ist es, dass das Limit schnellstmöglich erhöht wird, damit Yellen weiter die Rechnungen bezahlen kann, schließlich macht die Regierung in Washington selbst in einem normalen Jahr, also einem ohne Rezession, 1,5 bis 2 Billionen US-Dollar neue Schulden.

Damit es in den nächsten Monaten nicht zu einem Zahlungsausfall bei US-Anleihen kommt, müssen sich die Politiker zwangsläufig auf eine Erhöhung des Limits einigen. Je länger sich die Politiker aber streiten, während die Republikaner Ausgabenkürzungen als Gegenleistung für eine Zustimmung zur Erhöhung des Limits verlangen, umso mehr nimmt die Unsicherheit der Investoren zu, weshalb sie in länger laufende US-Anleihen flüchten, was die Zinsen nach unten drückt. Das wiederum beflügelt den Goldpreis.

Warten auf US-BIP-Daten

Kurz noch ein paar Sätze zum Thema US-Rezession: Meiner Meinung nach ist die US-Wirtschaft wegen der hohen Zinsen bereits von der Klippe heruntergefallen, weshalb die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal schrumpfen sollte. In diese Richtung deuten auch der Einbruch des Einkaufsmanagerindex der Fed von Philadelphia für die dortige Industrie, der üblicherweise der wichtigste Frühindikator für die US-Wirtschaft insgesamt ist, sowie der Kollaps des Einkaufsmanagerindex der Fed von Dallas.

Umso gespannter warte ich auf die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP), die am Donnerstag, 27. April veröffentlicht werden. Laut dem Konsens der Volkswirte soll das US-BIP im ersten Quartal um annualisiert 2,0 Prozent gewachsen sein. Der annualisierte Wert wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert. Allerding sollten Sie nicht vergessen, dass seit Mitte 2015 die Zahlen zum US-BIP nicht wie zuvor nur ein Mal, sondern zwei Mal saisonal bereinigt werden.

Im Klartext: es werden tatsächlich schlechte Daten, wie zum privaten Verbrauch, oder den Investitionen der Unternehmen, durch viel höhere Schätzungen ersetzt, die ein „gutes“ Bild der US-Wirtschaft zeigen. Und prompt kommt ein BIP-Wachstum heraus, und alle sind glücklich. So einfach kann die Welt sein, wenn nur nicht viele Konjunkturdaten kollabieren würden und es keine Bankenkrise gäbe.

Die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt für Deutschland folgen tags darauf am Freitag, 28. April, am gleichen Tag wird auch die Inflationsrate bekanntgegeben. Im April soll sie leicht gesunken sein auf 7,3 Prozent, nach 7,4 Prozent für März. Damit gäbe es weiterhin erheblichen Inflationsdruck hierzulande.

Warten auf Fed-Sitzung

Am kommenden Mittwoch, 3. Mai steht dann die Fed-Sitzung ganz oben auf der Agenda der Investoren. Für viele Investoren ist es ausgemachte Sache, dass die Fed den Leitzins um 25 Basispunkte auf 5,0 bis 5,25 Prozent anheben wird, das soll laut der Einschätzung vieler Anleger die letzte Erhöhung in diesem Zyklus sein.

Umso interessanter wird die anschließende Pressekonferenz mit Fed-Chef Jay Powell. Sollte er einmal mehr behaupten, dass die Fed im zweiten Halbjahr – entgegen der Erwartung vieler Investoren – den Leitzins nicht senken wolle, könnte das für neue Turbulenzen an den Anleihen- und Aktienmärkten sorgen.

Sollte Powell tatsächlich etwas Derartiges sagen, dürften die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nicht etwa steigen, sondern einbrechen, weil sich die Aussichten für die US-Wirtschaft umso stärker eintrüben, je länger die Fed mit möglichen Zinssenkungen wartet. In einem derartigen Umfeld sollte der Goldpreis kurzfristig weiteren Rückenwind bekommen, selbst wenn sich der US-Dollar etwas weiter erholen sollte.

Daher ist jetzt die Zeit, um die eigenen Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken. Je mehr die US-Bankenkrise eskaliert, und damit gleichzeitig für Abwärtsdruck auf die Institute in Europa, sowie die Aktienmärkte in den USA und Europa insgesamt sorgt, umso mehr wird der Druck auf die Fed wachsen, trotz der hohen Inflation den Leitzins kräftig zu senken und anschließend eine neue, massive QE-Gelddruckrunde zu starten. Damit würde die Fed einmal mehr alle Probleme „lösen“, allerdings gleichzeitig den Goldpreis auf neue Rekordhochs treiben.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.