Nachdem der Goldpreis auf Sechs-Jahres-Hochs geklettert war, hat er zuletzt ein wenig nachgegeben. Für Anleger gibt es allerdings keinerlei Grund zur Verunsicherung, dürfte das Umfeld für das Edelmetall in den nächsten Monaten doch noch besser werden als ohnehin schon.

Der S&P 500 eilt von einem Rekordhoch zum nächsten. Verantwortlich dafür ist einzig und allein die Erwartung vieler Investoren, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am 31. Juli die Zinsen um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) reduzieren und damit einen Zinssenkungszyklus starten wird.

Damit pumpt die US-Notenbank allerdings die ohnehin mit weitem Abstand größte Blase aller Zeiten am US-Aktienmarkt immer weiter auf. Wenn die US-Konjunkturdaten schlecht sind, dann kaufen Investoren US-Aktien wegen der Hoffnung auf Zinssenkungen. Wenn die US-Daten ausnahmsweise gut sind – sprich etwas besser ausfallen als erwartet – dann kaufen Investoren ebenfalls US-Aktien.

Das ist so, als würden Sie beim Roulette-Spiel immer gewinnen würden, egal auf welche Zahl Sie auch gesetzt haben. Welchen Irrwitz haben die Fed und die anderen Notenbanken, allen voran die EZB, doch aus den weltweiten Aktien-, Anleihen-, Währungs- und Rohstoffmärkten gemacht! Da kann ich schon längst nur noch den Kopf schütteln.

Wenige gute US-Daten sorgen für deutlichen Zinsanstieg

Umso wichtiger ist es, einen bedeutenden Teil seines Finanzvermögens in Gold zu investieren. Zuletzt ist der Preis etwas gesunken, nachdem die Zinsen für zehnjährige US-Zinsen bis auf 2,14 Prozent gestiegen waren und damit den Dollar mit nach oben gezogen haben. Damit hatte das Edelmetall gleich aus zwei Seiten Gegenwind.

Für den Zinsanstieg waren einige US-Konjunkturdaten verantwortlich, die etwas besser als erwartet ausgefallen waren. So waren im Juni mehr Jobs geschaffen worden als erwartet, woraufhin die Investoren kräftig US-Anleihen verkauft haben, was schließlich dazu führte, dass die Zinsen geklettert sind. Zuletzt waren die US-Einzelhandelsumsätze im Juni ein bisschen stärker angestiegen als erwartet, woraufhin sich der Zinsanstieg noch ein wenig fortgesetzt hatte, ehe die Zinsen wieder nach unten gedreht sind.

Mancher Anleger könnte glatt Sorge haben, dass der Zinsanstieg weitergehen könnte, was für weiteren Gegenwind für den Goldpreis sorgen würde. Diese Befürchtung halte ich allerdings für absolut unbegründet. Der US-Arbeitsmarkt ist ein nachlaufender Indikator: Zuerst geht es den US-Unternehmen schlechter, später bremsen sie dann bei den Einstellungen. Ich gehe daher davon aus, dass die Arbeitsmarktzahlen für Juni nach unten korrigiert werden, zumal sich die US-Wirtschaft auf dem Weg in eine Rezession befinden dürfte.

Zudem dürfte der Anstieg der Einzelhandelsumsätze nur ein Sondereffekt sein. Weil die Strafzölle auf chinesische Produkte im Wert von rund 200 Mrd. Dollar in Kraft getreten sind, haben sich viele US-Verbraucher noch schnell vorher eingedeckt. Umso schwächer dürften die Einzelhandelsumsätze in den nächsten Monaten sein.

US-Zinsanstieg ist nur technische Erholung

Vor dem Hintergrund dürfte der jüngste Zinsanstieg nur eine Erholung in einem übergeordneten Abwärtstrend sein – schließlich waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen vom 52-Wochen-Hoch bei 3,24 Prozent vom 8. November 2018 bis auf 1,95 Prozent am 3. Juli dieses Jahres eingebrochen. Das ist ein Kollaps um herbe 130 Basispunkten in lediglich acht Monaten! Wenn es anschließend mal um mickrige 20 Basispunkte nach oben geht, hat das meiner Meinung nach absolut nichts zu bedeuten.

Das ist eine technische Erholung und anschließend sollten die Zinsen wieder nach unten rauschen, weil die US-Konjunkturdaten wieder schlechter werden dürften – schließlich ist eine US-Konjunkturbelebung keineswegs in Sicht, weil der Handelskrieg mit China weiterhin schwelt und sich die weltweiten Unternehmen in dem Umfeld mit Investitionen zurückhalten, weshalb das Risiko einer weltweiten Rezession von Tag zu Tag steigt. Sie liegt vor, wenn das Wachstum der Weltwirtschaft auf weniger als zwei Prozent zurückgeht.

Wahrscheinlichkeit für US-Rezession ist auf bedenklich hohem Niveau

Zuletzt hat ein Indikator der Notenbank von New York die Sorge geschürt, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutschen dürfte. Laut dem Indikator ist die Wahrscheinlichkeit, dass es innerhalb der kommenden zwölf Monate zu einer Rezession kommt, auf 32,9 Prozent gestiegen. Manch einer könnte vielleicht denken, dass das eine niedrige Wahrscheinlichkeit ist. Allerdings klettert das Barometer selbst in Zeiten einer tatsächlichen Rezession meistens kaum über die Marke von 40 oder 45 Prozent.

Die Analysten von Morgan Stanley haben zuletzt geschrieben, dass anschließend jedes Mal eine Rezession gefolgt ist, wenn der Indikator seit dem Jahr 1960 die Marke von 30 Prozent überschritten hatte. Vor dem Hintergrund erwarte ich weiterhin, dass die US-Wirtschaft ab dem dritten Quartal auf Schrumpfkurs sein dürfte und daher die Fed in den kommenden zwölf Monaten die Zinsen viel stärker senken dürfte als derzeit viele Investoren erwarten. Das sollte dem Goldpreis enormen Rückenwind geben.

Wann startet Trump den Währungskrieg?

Zudem dürfte noch ein weiterer Faktor den Goldpreis in den nächsten Monaten beflügeln: ein Währungskrieg. Der US-Präsident hat in den vergangenen Jahren wiederholt betont, dass er ein Anhänger eines schwachen Dollars ist, weil er das Exportgeschäft der US-Unternehmen beflügeln würde. Umso mehr ärgert es Trump, dass der chinesische Renminbi und der Euro so schwach sind, und dass die chinesische Notenbank und die EZB mit neuen Maßnahmen ihre jeweiligen Währungen weiter nach unten drücken könnten.

Daher steigt meiner Meinung nach die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass Trump nicht mehr lange zuschaut, sondern vielmehr das Finanzministerium anweisen wird, Dollars zu verkaufen und dafür andere Währungen zu kaufen, um den Dollar zu schwächen. Damit würde Trump nach dem Handelskrieg gegen China einen Währungskrieg gegen China und die Euro-Zone starten. Dann wird es spannend sein zu sehen, ob die Fed Trump in dem Währungskrieg unterstützt und ihrerseits Dollars verkauft, was für zusätzlichen Abwärtsdruck sorgen würde.

Niemand kann Abwertungswettlauf gewinnen

Allerdings dürfte beispielsweise die EZB dabei nicht tatenlos zusehen, würden sich doch bei einem steigenden Euro die Exportperspektiven für viele Länder, wie Italien, Frankreich oder Spanien eintrüben. In dem Umfeld dürfte die EZB ihrerseits versuchen, mit noch viel niedrigeren Strafzinsen und der Wiederaufnahme eines massiven QE-Gelddruckprogramms den Euro abzuwerten, womit die Welt in einem neuen Abwertungswettlauf bei den Währungen wäre. Den Währungskrieg kann niemand gewinnen. Vielmehr droht am Ende ein neuer Handelskrieg mit noch höheren Strafzöllen.

Sollte es Trump im Zuge eines möglichen Währungskriegs gelingen, den Dollar deutlich nach unten zu manipulieren, sollte das den Goldpreis deutlich beflügeln. Damit würde das Umfeld für das Edelmetall noch besser werden.

Der Anstieg der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen sollte nur von sehr kurzer Dauer sein. Anschließend sollten sie umso kräftiger nach unten drehen – insbesondere wenn die Fed einen massiven Zinssenkungszyklus starten dürfte. Gleichzeitig könnte Trump jederzeit einen Währungskrieg starten. Daher ist der kleine Kursrückgang bei Gold kein Grund zur Verunsicherung, sondern vielmehr eine hervorragende Gelegenheit, um Ihre Goldbestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.