Entgegen den Behauptungen von US-Präsident Donald Trump und Fed-Chef Jay Powell dürfte die US-Wirtschaft bald in einen Abschwung abgleiten. Daher sollte die Fed auf einen aggressiven Zinssenkungszyklus einschwenken und bereits bei der nächsten Sitzung eine neue Runde Gelddruckens ankündigen. Deswegen dürfte der Goldpreis schon bald nach oben ausbrechen.

Nach der Vorlage des US-Arbeitsmarktberichts am Freitag haben DAX und S&P 500 kräftig zugelegt und damit eine zuvor schwache Börsenwoche abgeschlossen. Doch was war wieder einmal der Grund für den Kurshüpfer? Die stark gestiegene Wahrscheinlichkeit, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am 30. Oktober erneut die Zinsen senken wird. Das würde die dritte Reduktion in Folge bedeuten. Wegen des Anstiegs am Aktienmarkt hat der Goldpreis leicht nachgegeben. Mit Kursen von rund 1.500 Dollar je Unze liegt er dennoch um lediglich rund vier Prozent unter den Sechs-Jahres-Hochs.

Der Kurshüpfer am Aktienmarkt und der kleine Rückgang bei Gold machen allerdings absolut keinen Sinn, haben sich doch in der vergangenen Woche die Anzeichen stark verdichtet, dass in den USA rapide eine Rezession heraufziehen dürfte.  In den vergangenen Monaten hatte ich Ihnen wiederholt aufgezeigt, wie das drohende Szenario ablaufen dürfte: zuerst bekommt die US-Industrie die wegen des Handelskriegs mit China schwache Weltwirtschaft zu spüren und beginnt zu schrumpfen. Anschließend schwappt die Krise von der Industrie auf den Dienstleistungssektor über, woraufhin schlussendlich der Arbeitsmarkt in die Bredouille kommt.

Nach den Zahlen der vergangenen Woche dürfte es daher vielen Investoren dämmern, dass eine US-Rezession viel schneller beginnen dürfte, als viele von ihnen bislang erwartet hätten. So war der am Dienstag, 1. Oktober vom Institute of Supply Management (ISM) veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für die Industrie im September von 49,1 auf 47,8 Punkte eingebrochen – der niedrigste Wert seit Juni 2009, also seit mehr als zehn Jahren! Damit liegt er noch weiter unter der 50er-Marke und signalisiert damit ein immer stärkeres Schrumpfen des Sektors. Die Zahlen kamen für viele sogenannte Experten völlig überraschend.

Besonders bedenklich ist, dass die Komponente mit den Auftragseingängen aus dem Ausland – ein hervorragender Frühindikator für die Branche – sogar auf nur mehr 41 Punkte kollabiert ist und damit eine drohende Verschärfung der Schrumpfung in dem Sektor signalisiert.  Der niedrigste Wert seit März 2009! Die Zahlen zeigen unmissverständlich, entgegen den Behauptungen von US-Präsident Donald Trump, dass der Handelskrieg mit China die US-Industrie enorm belastet und in eine Rezession geschickt hat.

US-Dienstleistungssektor droht ein Schrumpfen

Die Krise aus der Industrie ist längst auf den US-Dienstleistungssektor übergeschwappt, wie der vom ISM am Donnerstag, 3. Oktober veröffentlichte Einkaufsmanagerindex gezeigt hat. Er ist von 56,4 auf 52,6 Punkte eingebrochen – der niedrigste Wert seit August 2016 – und zeigt eine starke Abkühlung in dem für die US-Wirtschaft so wichtigen Sektor.

Bei diesem Indikator schauen Experten vor allem auf die Beschäftigungskomponente, ist sie doch üblicherweise ein hervorragender Frühindikator für den Arbeitsmarkt. Zuletzt ist die Komponente auf nur mehr 50,4 Punkte eingebrochen – der niedrigste Wert seit Februar 2014. Damit signalisiert sie nur noch ein minimales Wachstum der Beschäftigung im Dienstleistungssektor. Umso größer waren die Befürchtungen der Investoren für den Arbeitsmarktbericht am Freitag, 4. Oktober.

US-Arbeitsmarkt zeigt deutliche Dämpfung

Der Arbeitsmarktbericht ist von Trump euphorisch gefeiert worden – völlig zu Unrecht. Zwar ist die Arbeitslosenquote mit 3,5 Prozent auf ein 50-Jahres-Tief gesunken. Gleichzeitig hat die US-Wirtschaft im September 136.000 Jobs geschaffen. Das lag zwar leicht unter den Vorhersagen der Volkswirte, allerdings waren die Zahlen für Juli und August um insgesamt 45.000 Jobs nach oben revidiert worden. Also alles Bestens, oder?

Auf den zweiten Blick sahen die Zahlen allerdings gar nicht mehr gut aus, weshalb die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach einem anfänglichen Hüpfer nach oben eingebrochen sind und damit eine deutliche Eintrübung der Perspektiven für die US-Wirtschaft widerspiegeln. So hat die Privatwirtschaft im September lediglich 114.000 Jobs geschaffen, das ist der fünftniedrigste Wert seit Frühjahr 2016.

Starkes Warnsignal bei den US-Zinsen

Gleichzeitig sind die Stundenlöhne um lediglich 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen – der niedrigste Wert seit Juli 2018. Diese Zahlen zeigen, dass der US-Arbeitsmarkt alles andere als floriert und sich in den nächsten Monaten – mit Blick auf die Beschäftigungskomponente des Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor – erheblich abkühlen dürfte.

In dem Umfeld liegen die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen mit knapp über 1,5 Prozent um nur noch rund 20 Basispunkte über dem Rekordtief vom Juli 2016. Ein starkes Warnsignal, das die rapiden zunehmenden Sorgen der Investoren vor einer Rezession widerspiegelt.

Ich erwarte, dass in den nächsten Monaten viele US-Daten kräftig nach unten rauschen und damit die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf neue Rekordtiefs einbrechen dürften. Das würde die Null- und Strafzinsen im Rest der Welt, die ohnehin in der Nähe des Rekordtiefs liegen, noch weiter in den Keller treiben. Umso besser würde das ohnehin prächtige Umfeld für Gold werden, denn damit kann man Strafzinsen umgehen. In einem derartigen Umfeld ist der Besitz von physischem Gold unverzichtbar.

Strafzinsen signalisieren verheerende Perspektiven für die Weltwirtschaft

Sollte die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutschen, dann dürfte sie die Weltwirtschaft mit nach unten in eine Rezession reißen. Letztere liegt vor, wenn das Wirtschaftswachstum auf weniger als zwei Prozent zurückgeht. Wie schlecht die Perspektiven für die Weltwirtschaft sind, zeigt, dass das weltweite Volumen von Anleihen mit Strafzinsen bei umgerechnet horrenden 15,0 Billionen Dollar liegt.

Während der 2008er/2009er-Schuldenkrise in den USA gab es weltweit allerdings keine Strafzinsen. Die aktuellen Zahlen signalisieren damit, dass die Investoren die Perspektiven – völlig zu Recht – für die Weltwirtschaft als viel schlechter einschätzen als 2008/2009. Kein Wunder, sind doch zwischen dem 3. Quartal 2008 und dem 1. Quartal 2019 die weltweiten Schulden um umgerechnet knapp 55 Billionen Dollar auf den Rekord von rund 246 Billionen explodiert.

Das sind rund 320 Prozent der jährlichen Leistung der Weltwirtschaft, was in der Nähe des Rekordhochs liegt. Angesichts dieser Zahlen sollte jedermann klar sein, dass die Zinsen weltweit nur noch in eine Richtung gehen werden: immer weiter in den Keller, womit es immer mehr Strafzinsen geben wird – ein prächtiges Umfeld für Gold.

Fed steht vor Rückkehr zum Gelddrucken

Umso gespannter warten die Investoren auf die Ergebnisse der Verhandlungen zwischen den USA und China im Handelskrieg.  Die chinesische Delegation soll am kommenden Donnerstag, 10. Oktober und Freitag, 11. Oktober in Washington sein. Sollten die Gespräche einmal mehr scheitern – wovon ich fest ausgehe – wächst der Druck auf die Fed umso mehr, bei der nächsten Sitzung die Zinsen um weitere 25 Basispunkte auf 1,5 bis 1,75 Prozent zu senken.

Ich gehe zudem davon aus, dass die Fed bei der Sitzung auch eine neue Runde des Gelddruckens – sprich Anleihenkäufe – ankündigen wird. Denn bei den US-Banken herrscht eine erhebliche Liquiditätsknappheit. Genau das hat Fed-Vizechef Richard Clarida zuletzt klar signalisiert. Die Gründe hierfür habe ich dem Beitrag „Fed signalisiert baldige Rückkehr zum Gelddrucken“ erläutert. Wegen der jüngsten Repo-Operationen der Fed ist ihre Bilanzsumme gegenüber dem zwischenzeitlichen Tief von Ende August um herbe 185,9 Mrd. Dollar auf 3,95 Billionen Dollar nach oben geschossen. Tendenz: stark steigend.

Wenn immer mehr Investoren klar wird, dass die Fed schon bald mit dem Gelddrucken beginnen, und in der nächsten Krise dem „Vorbild“ der EZB folgend die Zinsen in den Strafzinsbereich drücken dürfte, sollte Gold kräftigen Rückenwind bekommen. Jetzt ist die Zeit, um Ihre Goldbestände weiter aufzustocken und sich auf dieses Szenario vorzubereiten.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.