Am vergangenen Mittwochabend, den 18.09.2019 hatte die US-Notenbank (Fed) den Leitzins für Kredite an Geschäftsbanken erneut um 25 Basispunkte auf 2 % gesenkt. Damit reagierte man auf die Steilvorlage aus Europa, bei der die Europäische Zentralbank (EZB) in der Vorwoche ein neues QE-Programm – im Volumen von monatlich 20 Mrd. Euro – ab November verkündet hatte. Während die US-Notenbank ihre Bilanz seit 2008 reduziert und die Zinsen bis auf 2,5 % angehoben hatte, gelang dies aufgrund der strukturellen Schwäche im Euroraum der EZB nicht. Entgegen der Hoffnung der Europäer konnte die EZB weder die Zinsen anheben noch ihre Bilanz reduzieren, obwohl sich Europa vermeintlich in dem längsten Konjunkturaufschwung der Geschichte befand. Stattdessen sah man sich seitens der EZB gezwungen bereits präventiv vor dem offiziellen Ausbruch einer erneuten Rezession wieder Staatsanleihen am offenen Markt aufzukaufen, um eine Banken- und Kreditkrise zu verhindern.
Die US-Notenbank senkte den Leitzins von 2,25 % auf 2,00 %.
Das neue QE-Programm der EZB wird ihre Bilanz verlängern und den Euro weiter abwerten. Dieses wird die Ersparnisse der Europäer zunehmend in Luft auflösen. Die EZB hat eindrucksvoll bewiesen, dass ihre Geldpolitik ein Fehlschlag ist und entgegen ihrer keynesianischen Versprechen kein reales Wachstum erzeugen kann. Mit der Inflation verhält es sich wie mit Zahnpasta, die man nicht wieder zurück in die Tube bekommt. Ist das Geld erst in den Wirtschaftskreislauf gelangt, kann man es nicht mehr zurückholen, ohne dabei eine Krise auszulösen. Wir Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie hatten darauf bereits 2008 hingewiesen, was sich nun bewahrheitet hat. Auf geldpolitische Interventionen in den Markt müssen zwangsläufig immer weitere planwirtschaftliche Eingriffe folgen. Politisches Handeln und dessen Eingriffe in die natürliche Ordnung sind immer destruktiv und wohlfahrtsmindernd. Die Wirtschaftskrise, die 2008 ausbrechen sollte, konnte man erfolgreich in die Zukunft verschieben. Doch dadurch hat sich ihre zerstörerische Kraft vervielfacht. Dies erklärt, warum die EZB sowie die US-Notenbank nun präventiv die Druckerpressen anlaufen lassen, bevor die Rezession offiziell ausbricht. Man muss hier klar von planwirtschaftlicher Wirtschafssteuerung und indirekter Staatsfinanzierung durch die westlichen Notenbanken sprechen.
Die US-Notenbank weitet ihre Bilanz wieder aus, indem sie Staatsanleihen auf dem offenen Markt kauft.
Die Zinssenkung um 25 Basispunkte war einerseits mehr, als die Masse der Marktteilnehmer, die nur zu zwei Dritteln eine Zinssenkung anhand der Fed Funds Futures erwartet hätten. Dennoch hatte man scheinbar mehr von der Fed erwartet, da der Goldpreis auf die erneute Zinssenkung mit Schwäche und einem Preisrückgang anstatt mit einem Preissprung reagierte. Noch vor wenigen Wochen hätte der Goldpreis explosionsartig auf eine Zinssenkung reagiert. Dies offenbart auf dem aktuell hohen Preisniveau eine gewisse Erschöpfung und Schwäche am Goldmarkt.
Die Liquiditätskrise am Interbankengeldmarkt, die an die Krise nach der Lehman-Pleite erinnerte, wurde von US-Notenbankchef J. Powell in seiner Rede nicht adressiert. Dies dürfte Unsicherheit geschürt haben. Der SOFR Zinssatz hatte sich in den Tagen davor explosionsartig von 2,5 % auf über 5 % verdoppelt, sodass die US-Notenbank mit Notkrediten eingreifen und die Liquidität sicherstellen musste. Auch der effektiv gehandelte Fed Funds Future brach am Tag der Zinssenkung über den Zielkorridor des Leitzinses nach oben aus. Ein Hinweis darauf, dass es eine erneute Banken- und Kreditkrise geben könnte, die bereits von den Notenbanken aggressiv bekämpft wird. Auch die heimlichen Käufe der Fed in den vergangenen Wochen von US-Staatsanleihen in Höhe von 20 Mrd Dollar sind ein Hinweis darauf.
Der Goldpreis konnte von der Zinssenkung in den USA erst nicht profitieren und testete erneut die Unterstützung bei 1.485 Dollar. Dennoch war diese Zinssenkung zu viel, als dass dies für einen Bruch der Unterstützung bei 1.485 Dollar gereicht hätte. Hätte man eine Zinssenkung auf Oktober oder Dezember verschoben, wäre der Goldpreis sicher unter diese Unterstützung gefallen und eine Korrektur am Terminmarkt hätte begonnen. Jetzt da die Fed die Zinsen gesenkt hat, könnte der Goldpreis noch einige Tage oder Wochen auf der Unterseite in der Handelsspanne zwischen 1.485 Dollar und dem Widerstand bei 1.550 Dollar verharren. Einen Ausbruch darüber erwarten wir auf Sicht der nächsten Wochen nicht, da der Goldpreis bereits Schwäche zeigte und der Terminmarkt ausgereizt ist. Am Freitag, den 20.09.19, konnte der Goldpreis dann doch noch 15 Dollar zulegen, nachdem die chinesische Handelsdelegation ihren Besuch in Montana abgesagt hatte und früher als erwartet wieder nach China zurückgekehrt ist. Daraufhin bekamen die Aktienmärkte einen Schlag versetzt und Gold konnte davon profitieren. Dennoch schien auch diese Marktreaktion aufgrund schlechter Neuigkeiten zum US-Handelsstreit, vergleichsweise mild zu den Preisanstiegen der Vormonate zu sein.
Nach dem starken Anstieg des Goldpreises Anfang 2016, der ebenfalls unter verschiedenen exogenen Faktoren erfolgte, handelte der Goldpreis vier Monate seitwärts, bevor die Bullen das Handtuch warfen und eine Korrektur des Goldpreises erfolgte. Wir erwarten daher, dass der Goldpreis noch einige Zeit in dieser Handelsspanne verharrt, bevor es einen richtungsweisenden Ausbruch aus dieser Handelsspanne geben wird. Insgesamt hält sich jedoch der Goldpreis auf hohem Niveau, was ein Rechtfertigungsgrund für den Optimismus der Bullen ist.
Der Goldpreis konnte durch die Zinssenkung zunächst nicht profitieren.