Jahrelang hatte die Fed behauptet, die Inflation sei zu niedrig und müsse angeheizt werden, um die Wirtschaft anzukurbeln. Ersteres hat die Notenbank „erfolgreich“ getan, weshalb nun die Inflationserwartungen der Investoren höher sind als jemals zuvor. Das dürfte allerdings der Wirtschaft gar nicht gut bekommen.

Langsam aber sicher geht die Erholung des Goldpreises weiter. Zuletzt war er sogar kurz über die Marke von 1.800 US-Dollar je Unze gesprungen, ehe er wieder leicht darunter gesunken ist. Die Erholung ist mehr als bemerkenswert, schließlich schießen die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach oben, was eigentlich Gegenwind für die Notierung des Edelmetalls bedeutet. Verantwortlich für den kräftigen Zinsanstieg sind die zunehmenden Inflationssorgen der Investoren, nachdem der Ölpreis im Rally-Modus ist und sich die Notierungen für die US-Sorte WTI ebenso wie für die Nordseesorte Brent zügig der Marke von 100 US-Dollar je Barrel nähern.

Die Folge dieser Entwicklungen: Die US-Inflationserwartungen für die nächsten fünf Jahre sind bis auf das Rekordhoch von 2,99 % nach oben geschossen. Damit haben sich die Inflationserwartungen seit September 2020, also innerhalb von nur 11 Monaten verdoppelt! Die Erwartungen für die nächsten 5 Jahre werden errechnet, indem man von den Zinsen für fünfjährige US-Anleihen (1,20 %) die Zinsen für fünfjährige Inflationsgeschützte Anleihen (minus 1,79 %) abzieht.

Anders ausgedrückt: die Investoren erwarten für die nächsten fünf Jahre eine höhere Inflation als je zuvor! Den Anlegern dämmert damit rapide, welch verheerende Folgen die Schuldenexplosion aufgrund der 3 Konjunkturprogramme der Regierungen von Donald Trump und seines Nachfolgers Joe Biden von insgesamt 5,0 Billionen US-Dollar innerhalb von nur 18 Monaten, sowie das gigantischste Gelddrucken der Fed aller Zeiten haben werden.

Inflationserwartungen haben sich verdoppelt

Jahrelang hatte die Fed behauptet, sie müsse die Inflation deutlich anheizen, damit die Wirtschaft angekurbelt würde. Allerdings hat die Fed nie erklärt, wieso die Wirtschaft bei einer Inflationsrate von rund 2 % besser wachse, als bei einer von 1,0 % oder von 0 %. Diese Erklärung wird die Fed auch niemals liefern, schließlich ist diese Erklärung eine reine Erfindung – das sind Fake News!

Es ging immer nur darum, die Inflation so stark wie nur  möglich anzuheizen, um die massiven Schulden von Staat, privaten Haushalten und Unternehmen zu entwerten, damit die Schuldensause ungebremst weitergehen kann. Denn einzig und allein auf ihr beruht das gesamte Wachstum der US-Wirtschaft der vergangenen Jahrzehnte. Ohne eine Schuldenexplosion wäre die US-Wirtschaft schon lange in einer Rezession.

Zudem hatte die Fed jahrelang behauptet, die Inflationserwartungen seien „gut verankert“, weil sie mehr oder minder deutlich unter dem Zwei-Prozent-Inflationsziel der Fed lägen. Wer so ein Gerede verstehen soll, außer ein paar Volkswirten und anderen „Experten“, ist mir ohnehin nicht klar. Plötzlich sind die Erwartungen aber alles andere als „gut verankert.“

US-Wirtschaft ist schnell auf dem Weg in eine Stagflation

Neben den Investoren dämmert es auch vielen Verbrauchern schnell, dass die Inflation auf absehbare Sicht hoch bleiben dürfte, weil die Ölpreise weiter steigen dürften, während gleichzeitig die rasant steigenden Mieten die Inflation weiter anheizen sollten. Das hat die Stimmung der Konsumenten erheblich belastet, wie der Einbruch des Verbrauchervertrauens, das beispielsweise die Universität von Michigan veröffentlicht, klar widerspiegelt. Wenn sich die Verbraucher in den nächsten Quartalen aber beim Konsum zurückhalten sollten – der private Konsum macht horrende 69 % der jährlichen Wirtschaftsleistung aus – dann würde die Wirtschaft schnell von der Klippe herunterfallen.

Entgegen der Einschätzung vieler „Experten“ erwarte ich daher absolut keine Konjunkturerholung für das vierte Quartal und das kommende Jahr, vielmehr sollte die US-Wirtschaft immer schneller in Richtung Stagflation, also einer Kombination aus stagnierender Wirtschaft und hoher Inflation“ abrutschen. Dann fehlt nur noch ein kleiner Funke bis zu einer Rezession, also einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung. Just zu dem Zeitpunkt wollen Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen mit der Drosselung der QE-Anleihenkäufe („Tapering“) beginnen. Na, dann wünsche ich viel Spaß damit, das wird bestimmt super!

Umso genauer werde ich die US-Zinsen und den Goldpreis beobachten. Er dürfte sich trotz weiter kräftig steigender US-Zinsen weiter erholen, was ein starkes Zeichen wäre. Denn das würde bedeuten, dass die Inflationssorgen der Investoren noch stärker zunehmen, weshalb Gold als Schutz gegen die rasante Entwertung des US-Dollar zusehends gefragt sein sollte. Zur Erinnerung: Die Fed hat seit Jahresanfang massiv US-Dollar gedruckt, wodurch ihre Bilanzsumme seit Jahresanfang um horrende 1,2 Billionen US-Dollar gestiegen ist. Bis Jahresende werden es rund 1,4 Billionen US-Dollar sein.

Unglücklicherweise ist die Bilanzsumme der EZB seit Jahresanfang um 1,36 Billionen Euro explodiert – die EZB druckt also noch aggressiver Geld aus der Fed – Wahnsinn! Gleichzeitig will EZB-Chefin Christine Lagarde von einer möglichen Drosselung der QE-Anleihekäufe absolut nichts wissen, vielmehr sollen die Notenpressen weiter glühen. Umso unverzichtbarer sollte in den nächsten Jahren der Besitz von physischem Gold sein. Auf Euro-Basis liegt der Preis mit rund 1.550 Euro je Unze auf dem gleich niedrigen Niveau wie im Frühjahr 2020 – meiner Meinung nach eine günstige Kaufgelegenheit.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.