Die US-Inflationsdaten waren etwas schlechter als erwartet. Umso wichtiger werden die nächsten Zahlen aus den USA.

Die Rekordfahrt an den US-Aktienmärkten hat einen kleinen Dämpfer bekommen und der DAX hat deutlich nachgegeben. Grund waren die US-Inflationsdaten. Sie waren etwas schlechter als erwartet und haben die ohnehin deutlich abnehmenden Hoffnungen auf baldigen Zinssenkungen der Fed noch weiter gedämpft.

Die Inflationsrate war zwar von Dezember 2023 auf Januar 2024 von 3,4 auf 3,1 Prozent zurückgegangen. Das lag allerdings über den Schätzungen der Volkswirte von 3,0 Prozent.

Zudem stagnierte die sogenannte Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate bei 3,9 Prozent, wohingegen ein Rückgang auf 3,7 Prozent vorhergesagt worden war.

Offensichtlich kommt der Rückgang der Inflations- und der Kernrate doch nicht so schnell voran, wie viele Investoren gehofft hatten. Nach der Veröffentlichung der Daten gehen viele Investoren davon aus, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am 20. März den Leitzins nicht senken, sondern auf dem aktuellen Niveau von 5,25 bis 5,50 Prozent belassen wird.

Zudem sind nach der Bekanntgabe der US-Inflationsdaten die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen auf knapp 4,3 Prozent nach oben geschossen und liegen damit in der Nähe des höchsten Niveaus seit Ende November 2023. Die steigenden Zinsen haben den Dollar deutlich mit nach oben gezogen.

Damit hatten nicht nur die Aktienmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks, sondern auch der Goldpreis gleich von zwei Seiten Gegenwind, woraufhin die Aktienmärkte und die Notierung des Edelmetalls eingeknickt sind. Mit Kursen von rund 1.990 Dollar je Unze notiert der Goldpreis in der Nähe des Zwei-Monats-Tiefs.

Warten auf US-Daten

Umso wichtiger werden die nächsten US-Konjunkturdaten. Von deren Entwicklung wird es abhängen, ob die US-Zinsen und damit der Dollar eventuell wieder nach unten drehen könnten, was den Goldpreis stützen würde.

Am Donnerstag werden die Zahlen zu den US-Einzelhandelsumsätzen, zum Einkaufsmanagerindex der Fed von Philadelphia (einem der wichtigsten Frühindikatoren für die US-Wirtschaft insgesamt), sowie zur Industrieproduktion veröffentlicht.

Sollten gerade die US-Einzelhandelsumsätze schwächer ausfallen als erwartet – Volkswirte sagen einen Rückgang um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat vorher -, würde das signalisieren, dass die US-Wirtschaft doch nicht so stark ist, wie es auf den ersten Blick bei vielen US-Daten aussieht. Das könnte zumindest kurzfristig für Abwärtsdruck bei den US-Zinsen sorgen.

Die US-Einzelhandelsumsätze könnten tatsächlich enttäuschen, schließlich waren die Zahlen zum Absatz von Pkw- und Leichtfahrzeugen, deren Erlöse in die Einzelhandelsumsätze einfließen, im Januar mit einer Jahresrate von 15,0 Mio. Einheiten nicht gerade überragend.

Am Freitag werden dann die Zahlen zu US-Neubaubeginnen, den Produzentenpreisen (den Preisen, die die Unternehmen untereinander weitergeben), sowie zum Verbrauchervertrauen der Universität Michigan veröffentlicht.

Bei letzterem schauen Investoren zudem auf die Daten zu den Inflationserwartungen der Konsumenten. Sollten die Erwartungen weiter deutlich sinken, dürfte das zumindest kurzfristig für Erleichterung bei vielen Investoren und damit einen Rückgang der Zinsen für 10-jährige US-Anleihen sorgen. Das könnte auch den Dollar mit nach unten ziehen und damit den Goldpreis stützen.

Mittelfristigen Aussichten für Gold bleiben glänzend

Ich kann nicht ausschließen, dass sich der Kursrückgang beim Goldpreis kurzfristig noch etwas ausweitet. Umso genauer werde ich die nächsten US-Konjunkturdaten beobachten, und schauen, wie US-Zinsen, sowie Dollar und damit der Goldpreis darauf reagieren werden.

Unabhängig von der kurzfristigen Entwicklung hat sich an den mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall absolut nichts geändert. Ob die Fed möglicherweise erst bei der übernächsten Sitzung am 1. Mai, oder gar der darauffolgenden am 12. Juni mit Zinssenkungen beginnt, spielt auf mittlere Sicht absolut keine Rolle.

Eines steht für mich jedenfalls felsenfest: Je höher die Zinsen in den USA kurzfristig bleiben, und umso später die Fed mit Zinssenkungen beginnen sollte, umso mehr belastet das die hochverschuldete US-Wirtschaft – und umso stärker wird die Fed die Zinsen anschließend senken müssen.

Das sollte dann ein hervorragendes Umfeld für Gold sein. Dann werden jene Gold-Fans davon profitieren, die die derzeit sinkenden Preise nutzen, um ihre Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.