Nachdem das jüngste US-Konjunkturprogramm gestartet war, hat US-Präsident Joe Biden Pläne für ein Infrastrukturprogramm präsentiert. Gleichzeitig kauft die Fed weiterhin massiv Anleihen, weshalb die Geldmenge explodiert.

Viele Gold-Fans wie Sie und ich dürften heilfroh sein, dass das 1. Quartal 2021 endlich vorbei ist. Schließlich ist die Notierung des Edelmetalls in dem Zeitraum um 10 % eingebrochen, das war der größte Rückgang seit dem 4. Quartal 2016. Damit notiert der Goldpreis in der Nähe des Elf-Monats-Tiefs. Der größte Belastungsfaktor waren die kräftig gestiegenen US-Zinsen, weil das 1,9 Billionen US-Dollar schwere Konjunkturprogramm von US-Präsident Joe Biden die Inflationssorgen stark angeheizt hat. Die ersten Schecks von 1.400 US-Dollar je Erwachsenen und Kind waren ab Mitte März verschickt worden, was die Wirtschaft kräftig angekurbelt hat.

Die steigenden US-Zinsen haben zudem für eine deutliche Erholung des US-Dollar gesorgt, womit der Goldpreis von einer 2. Seite Gegenwind hatte. Die Rekordfahrt beim S& P500, beim DAX und am weltweiten Aktienmarkt taten dann ihr Übriges. In dem Umfeld haben viele Spekulanten über den Futures-Markt Gold verkauft, weshalb die Notierung auf Talfahrt war.

Biden stellt Billionenschweres Infrastrukturprogramm vor

Die weitere Entwicklung des Goldpreises dürfte kurzfristig gerade von der Entwicklung der US-Zinsen abhängen. Zuletzt hat der starke US-Arbeitsmarktbericht für weiteren Aufwärtsdruck bei den Zinsen gesorgt. Demnach sind im März 916.000 Jobs geschaffen worden, das lag weit über den Schätzungen der Volkswirte von 660.000. Zudem ist die Arbeitslosenquote von 6,2 auf 6,0 % gesunken. Bei derart starken Zahlen, die auf eine kräftige Konjunkturbelebung hindeuten, könnte man doch glatt auf eine weitere Ankurbelung der Wirtschaft durch die Regierung verzichten, oder?

Weit gefehlt. Vielmehr hat Biden Pläne für ein 2,25 Billionen US-Dollar schweres Infrastrukturprogramm, namens „American Jobs Plan“, vorgelegt, das 8 Jahre lang laufen soll – das sind allerdings lediglich rund 280 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Gemessen an der für 2021 erwarteten Wirtschaftsleistung von knapp 23 Billionen US-Dollar sind das nur 1,2 %!

Dabei wird das Wort „Infrastruktur“ sehr weit gefasst: 650 Mrd. US-Dollar fließen in Investitionen für Verkehr, Straßen und Schienen, rund 650 Mrd. US-Dollar in Gebäude und schnelles Internet. Zudem sind 580 Mrd. für Ausbildung, Forschung und Entwicklung, sowie 400 Mrd. für den Pflegebereich vorgesehen.

Das Programm soll teilweise gegenfinanziert werden durch die Erhöhung der Unternehmenssteuern von 21 auf 28 %. Zudem sollen die Einkommenssteuern ab einem Einkommen von 400.000 US-Dollar pro Jahr erhöht werden. Nach ein paar Wochen will Biden zudem den „American Family Plan“ vorstellen zur Unterstützung von Familien. Laut Gerüchten soll er ein Volumen von rund einer Billion US-Dollar haben. Das Repräsentantenhaus soll über Bidens „American Jobs Plan“ bis spätestens 4. Juli abstimmen, anschließend folgt die Abstimmung im Senat. Damit dürfte er wahrscheinlich erst im Fiskaljahr 2021/22 in Kraft treten, das im Oktober beginnt.

US-Geldmenge explodiert

Trotz immer neuen Billionenschweren Programmen der Regierung kauft die Fed weiterhin für insgesamt 120 Mrd. US-Dollar netto pro Monat Staats- und Hypothekenanleihen. Das muss die Fed auch tun, weil ansonsten die Zinsen, gerade für zehnjährige US-Anleihen, noch stärker und schneller nach oben schießen würden als ohnehin schon. Die Fed ist damit nichts anderes als der verlängerte Arm des Finanzministeriums. Die angebliche „Unabhängigkeit“ der Fed ist schon längst Geschichte. Oder anders ausgedrückt: Die Fed druckt in etwas mehr als 2 Monaten genau so viel Geld, wie Biden künftig pro Jahr für das Infrastrukturprogramm ausgeben will.

Die Folge dieser gigantischen Schuldensause und des massiven Gelddruckens: Die Geldmenge explodiert. Im Gegensatz zu früher veröffentlicht die Fed die Daten aber nicht mehr wöchentlich, sondern seit Kurzem nur noch auf Monats-Basis – ein Schelm wer Böses dabei denkt! So war die US-Geldmenge M2 im Februar auf horrende 19,7 Billionen US-Dollar explodiert. Das ist ein Anstieg um 27,1 % gegenüber dem Vorjahr – das ist das Doppelte des Wachstums früherer Krisenzeiten, als die Menge Anfang und Mitte der 1970er-Jahre um jeweils rund 13 % nach oben geschossen war.

Damit wird der US-Dollar rapide entwertet, was den Goldpreis eigentlich beflügeln müsste. Die Geldmenge M2 umfasst laut der Definition der Fed den Bargeldumlauf plus die Sichtguthaben von Nichtbanken, plus Sparguthaben, Terminguthaben bis 100.000 US-Dollar, sowie bestimmte Geldmarktfondsanteile.

Deutschlands Schulden steigen kräftig

Das Problem ist, dass auch in Deutschland die Schulden kräftig steigen, wenngleich bei Weitem nicht so rasant wie in den USA. Laut dem Statistischen Bundesamt waren die Schulden von Bund, Ländern, Gemeinden und der Sozialversicherung im Jahr 2021 um 273,1 Mrd. Euro auf 2,2 Billionen Euro nach oben geschossen. Von der Neuverschuldung entfielen 214,9 Mrd. Euro auf dem Bund.

Im laufenden Jahr soll die Schuldensause weitergehen, Finanzminister Olaf Scholz rechnet mit einer Neuverschuldung von 240,2 Mrd. Euro auf Bundesebene. Das wären rund 7 % der jährlichen Wirtschaftsleistung! Weil gleichzeitig viele hochverschuldete Länder, wie Italien, Spanien und Frankreich ebenfalls kräftig Schulden machen, muss die EZB noch schneller Geld drucken als zuvor und hatte daher zuletzt die Käufe im Rahmen des PEPP-Anleihenkaufprogramms auf rund 20 Mrd. Euro pro Woche aufgestockt.

Dabei war die breitgefasste Geldmenge M3 im Euro-Raum im Februar um 12,3 % gewachsen. Damit wird der Euro deutlich entwertet, wenngleich nicht so rasant wie in den USA. Dort war die Geldmenge M3 im Januar – das sind die neuesten Zahlen – um 25,8 % nach oben geschossen. Wie Sie sehen, überbieten sich die Politik und die Geldpolitik diesseits und jenseits des Atlantiks mit der Entwertung ihrer jeweiligen Fiat-Währungen Euro und US-Dollar. Umso wichtiger ist es mittel- und langfristig physisches Gold zu besitzen. Dabei sollte sich der jüngste Kurseinbruch als hervorragende Gelegenheit zum Aufstocken der eigenen Bestände herausstellen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.