Der US-Arbeitsmarktbericht für April war viel schwächer als erwartet. Das hatte kurz die Konjunkturängste der Investoren geschürt, woraufhin sie bei Gold zugegriffen haben. Für zusätzlichen Rückenwind bei dem Edelmetall sorgt, dass sich der US-Realzins trotz der angeblich boomenden Konjunktur zügig den Rekordtiefs nähert.
Als „geradezu schockierend“ haben viele Experten den US-Arbeitsmarktbericht bezeichnet, der am vergangenen Freitag, den 7. Mai 2021, veröffentlicht worden ist. Während die allzeit optimistischen Volkswirte knapp eine Millionen an neu geschaffenen Jobs vorhergesagt hatten – und die Flüsterschätzungen sogar bei fast zwei Millionen lagen –, waren allerdings nur 266.000 entstanden. Das ist eine katastrophale Zahl, vor allem vor dem Hintergrund, dass die US-Wirtschaft angeblich boomt. Dass sie das absolut nicht tut, sondern die Wirtschaftsleistung zuletzt vielmehr deutlich geschrumpft war, können Sie in dem Beitrag „Fed-Sitzung war wieder eine reine Farce“, nachlesen.
Zudem ist die Arbeitslosenquote im April leicht auf 6,1 % gestiegen, während die Zahl der neugeschaffenen Stellen für März um 146.000 nach unten korrigiert worden ist. Nach der Vorlage der miserablen Daten waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen anfangs von 1,57 % bis auf 1,49 % eingebrochen, eine enorme Bewegung innerhalb weniger Minuten , ehe die Zinsen kräftig nach oben gedreht sind und den Tag mit 1,60 % um zwei Basispunkte (0,02 Prozentpunkte) über dem Niveau des Vortags abgeschlossen haben (dazu gleich mehr).
Allerdings ist der US-Realzins auf Basis zehnjähriger inflationsgeschützter US-Anleihen um zwei Basispunkte auf minus 0,89 % gesunken und nähert sich damit zügig dem Rekordtief von minus 1,08 % vom 4. Januar 2021. Das hat den Goldpreis deutlich beflügelt, ist doch der Realzins ein starker Einflussfaktor für die Notierung des Edelmetalls.
US-Dollar bricht ein
In dem Umfeld ist der US-Dollar Index auf knapp über 90 Punkte eingebrochen und notiert damit in der Nähe des Drei-Jahres-Tiefs. Damit hatte der Goldpreis von einer zweiten Seite Rückenwind und war mit Kursen von knapp über 1.840 US-Dollar je Unze auf Drei-Monats-Hochs nach oben geschossen, ehe er etwas nachgegeben hat. Der Dollar Index spiegelt die Entwicklung des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen, vor allem dem Euro, wider.
Wieso war der US-Arbeitsmarktbericht so schwach? Das liegt meiner Meinung nach hauptsächlich daran, dass viele arbeitslose Amerikaner nach der Aufstockung des Arbeitslosengeldes um 300 US-Dollar pro Woche, was praktisch eine Verdoppelung der Arbeitslosenunterstützung bedeutet, fast genau so viel Geld besitzen, wie wenn Sie einen schlechtbezahlten Job annehmen würden. Da entscheiden sich viele Erwerbslose lieber für das Nichtstun, zumal sie zuletzt auch noch die Stimulus-Schecks von 1.400 US-Dollar je Erwachsenen und Kind bekommen haben, wodurch die Haushaltskasse gut gefüllt ist.
Wieso sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach dem zwischenzeitlichen Einbruch kräftig nach oben gedreht und haben mit 1,60 % knapp über dem Niveau des Vortags geschlossen? Weil Investoren wissen, dass bei einem schwachen Konjunkturumfeld die Notenpressen der Fed weiter auf Hochtouren laufen werden, womit kräftig Liquidität ins Finanzsystem und damit teilweise in die Wirtschaft gepumpt wird. Damit hellen sich die Konjunkturperspektiven auf, was ein leichter Zinsanstieg widerspiegelt.
Das erklärt auch, wieso der S&P 500 nach der Vorlage des katastrophalen US-Arbeitsmarktberichts auf Rekordhochs geklettert ist und die ohnehin gigantische Blase am US-Aktienmarkt damit noch größer wird.
US-Inflationsrate schießt nach oben
Dass durch das massive Gelddrucken der Fed die Inflation weiter kräftig angeheizt wird, sollten die Inflationsdaten zeigen, die am kommenden Mittwoch, den 12. Mai 2021, veröffentlicht werden. Laut dem Konsens der Volkswirte soll die Inflationsrate für April auf 3,6 % nach oben geschossen sein, nach 2,6 % für März. Mich würde es nicht wundern, wenn es 3,8 % oder sogar noch mehr werden würden, nachdem zuletzt viele Preise in den USA kräftig gestiegen sind.
Dass die tatsächliche Inflationsrate zudem viel höher ist als die offiziell ausgewiesene, sollte auch jedem klar sein. Und dass Fed-Chef Jay Powell weiterhin gebetsmühlenartig betonen wird, dass der deutliche Inflationsanstieg nur „vorübergehend“ sein werde, sollte auch niemanden überraschen. Diese alte Platte von Powell kann ich nicht mehr hören.
EZB finanziert Staatsschulden mit der Notenpresse
Die EZB tut ihrerseits „ihr Bestes“, um die Inflation in der Eurozone anzuheizen, damit Ihr und mein Erspartes möglichst schnell an Wert verliert – welcher Irrsinn! Vor den deutlich zunehmenden Inflationsrisiken haben zuletzt die Analysten der Commerzbank in einer Pressemitteilung gewarnt.
„Auf lange Sicht sehen sie (die Volkswirte der Commerzbank) jedoch beträchtliche Inflationsrisiken. Der Kredithunger der (Euro-)Staaten bleibt ebenso hoch wie die Bereitschaft der EZB, ihn durch Anleihekäufe zu stillen“, erläutert (Chefvolkswirt Jörg) Krämer. „Dadurch gelange weiter zu viel Geld in Umlauf, was sich in einer höheren Inflation niederschlagen werde, wenn die Arbeitsmärkte in ein paar Jahren wieder eng sein werden“, so die Mitteilung. Sie lesen richtig: Krämer spricht klar von „zu viel Geld.“
„Die EZB gerate immer mehr unter den Einfluss der hoch verschuldeten Staaten.“, so Krämer. Sie betreibe eine implizite Zinskurvensteuerung. So lange die Inflation niedrig bleibe, sei dies kein Problem. „Steigt aber die Inflation, dann zwingt die Zinskurvensteuerung eine Zentralbank, Feuer mit Benzin zu löschen“, so Krämer.
Im Klartext: Wenn die deutlich steigende Inflation zu steigenden Zinsen führt, muss die EZB noch mehr Anleihen kaufen als zuvor, um die Zinsen wieder nach unten zu drücken. Die EZB vesucht allerdings die Zinsen auf einem gewissen Niveau zu halten, was die Notenbank bislang nicht bekanntgegeben hat. Das noch größere Gelddrucken als zuvor heizt die Inflation zusätzlich an, was zu verstärkten Aufwärtsdruck bei den Zinsen führt.
Commerzbank erwartet Aufstockung des PEPP-Programms
Die Commerzbank-Volkswirte erwarten weiter, dass die EZB im Herbst ihre Erwartung bekräftigt, die Anleihekäufe im Rahmen des PEPP-Programmes bis zum Frühjahr schrittweise einzustellen. „Allerdings hat die EZB das PEPP-Anleihekaufprogramm lieben gelernt. Die Tauben im EZB-Rat werden es im Frühjahr nächsten Jahres nicht ohne ein Sicherheitsnetz beenden. Ich erwarte eine weitere Aufstockung des PEPP-Volumens um 250 Mrd. Euro“, so Krämer..
Zuletzt war, durch die im April aufgestockten Käufe, das Gesamtvolumen erstmals auf mehr als eine Billion Euro gestiegen. Aus dem 1,85 Billionen Euro schweren PEPP-Programm bleiben damit noch rund 850 Mrd. Euro übrig, die die EZB bis spätestens März 2022 weiter in die Märkte pumpen wird. Wie weit käme die EZB bei einer weiteren Aufstockung um 250 Mrd. Euro? Nicht weit, liegt doch das aktuelle Kaufvolumen bei netto rund 80 Mrd. pro Monat.
Selbst bei einer Reduktion auf 60 Mrd. pro Monat könnte die EZB damit nur vier Monate überbrücken. Was kommt danach? Danach muss die EZB ein „altes“, weiterhin laufendes Programm, wie das Asset Purchase Programm (APP), aufstocken, damit die Notenpresse weiter auf Hochtouren laufen kann und die Zinsen so niedrig gehalten werden können.
Ich sage es noch einmal ganz offen: Die EZB kann aus dem größten Gelddruckprogramm aller Zeiten nicht aussteigen, weil die Anleihemärkte und die Wirtschaft – also das gigantische Kartenhaus, dass die EZB geschaffen hat – viel zu abhängig von dieser Geldschwemme sind. Sollte die EZB die Liquiditätsschwemme dennoch unterbrechen, müsste sie anschließend umso stärker umschwenken und das Kaufvolumen auf neue Rekordhochs steigern.
Größte Blasen aller Zeiten am Aktien- und Immobilienmarkt
„Einige Folgen der lockeren Geldpolitik beobachten wir schon längst mit Sorge, nämlich die Überbewertung vieler Assets“, so Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer. Ich habe schon zahllose Male geschrieben, dass wir in den USA wegen des jahrelangen massiven Gelddruckens die größte Blasen aller Zeiten bei Vermögenswerten, also an den Aktien- und Immobilienmärkten (Assets), haben und dass der DAX im Fahrwasser des S&P 500 eine enorme Blase geworden ist und es auch eine massive Blase am Immobilienmarkt in Deutschland gibt. Dass die Preise für Wohnungen und Häuser hierzulande Jahr für Jahr um 10 % und mehr steigen, ist alles andere als normal.
Ich warte ganz entspannt auf den kommenden Mittwoch, wenn die US-Inflationsdaten veröffentlicht werden. Sollten sie höher ausfallen als erwartet, würde das die Inflationserwartungen weiter nach oben treiben, wodurch die Realzinsen weiter in Richtung des Rekordtiefs sinken sollten. Gleichzeitig dürfte der Dollar Index sehr bald unter die Marke von 89 Punkten fallen, womit er das tiefste Niveau seit November 2014 erreichen würde. Das wäre ein Sechseinhalb-Jahres-Tief.
Damit sind die Aussichten für Gold besser als je zuvor, weshalb sich der Aufwärtstrend in den nächsten Monaten deutlich beschleunigen sollte. Daher ist jetzt die Zeit, um Ihre Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken, um so Ihre Kaufkraft zu erhalten.