Nach der Fed-Sitzung hatten die Mitglieder noch signalisiert, dass mögliche Zinssenkungen noch länger auf sich warten lassen könnten. Umso begeisterter waren Investoren vom US-Arbeitsmarktbericht.
Nach einer kurzen Unterbrechung läuft die Party an den Börsen wieder auf vollen Touren, S&P500 und DAX sind jeweils in die Nähe ihrer Rekordhochs geklettert. Für Rückenwind an den Börsen sorgt meiner Meinung nach neben den guten Quartalszahlen der Schwergewichte aus dem S&P500, wie Amazon, vor allem der kräftige Rückgang der Zinsen für 10-jährige US-Anleihen.
Bemerkenswerterweise hat Letzteres den Goldpreis noch nicht beflügelt. Offensichtlich sind viele Investoren der Überzeugung, dass die Investoren vor dem Hintergrund der Rekordfahrt an den Aktienmärkten kein Gold brauchen. Das könnte sich aber schnell ändern, zumal wenn die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen auf Talfahrt bleiben sollten, wovon ich ausgehe, oder sie sich sogar beschleunigen könnte.
Mit Kursen von rund 2.315 US-Dollar je Unze notiert das Edelmetall zwar in der Nähe des Ein-Monats-Tiefs. Seit Jahresanfang steht allerdings immer noch ein Anstieg um stattliche 12 Prozent zu Buche.
US-Arbeitsmarktbericht ist schwächer als erwartet
Für Abwärtsdruck bei den Zinsen für 10-jährige US-Anleihen hat zuletzt der US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag, 3. Mai gesorgt. Er deutet darauf hin, dass sich der Arbeitsmarkt deutlich abkühlt, was die Inflationsängste dämpft.
So waren im April „nur“ 175.000 Jobs geschaffen worden, was weit unter den Schätzungen der Volkswirte von 243.000 lag. Zudem sind die Zahlen für Februar und März um insgesamt 22.000 nach unten korrigiert worden.
Gleichzeitig ist die Arbeitslosenquote im April leicht gestiegen – von 3,8 auf 3,9 Prozent – und lag damit etwas über den Erwartungen von 3,8 Prozent.
Die deutlich schwächer als erwarteten Zahlen vom Arbeitsmarkt klangen wie Musik in den Ohren der Investoren, gab es doch zuletzt auch etliche US-Daten, die Inflationssorgen geschürt hatten, womit sich mögliche Zinssenkungen verzögern würden.
So war beim Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie, den das Institute for Supply Management (ISM) veröffentlicht, die Preiskomponente im April von 55,8 auf 60,9 Punkte nach oben geschossen und signalisiert damit eine deutliche Beschleunigung der Inflation in dem Sektor.
Wenige Tage später hat dann der Einkaufsmanagerindex von ISM für den US-Dienstleistungssektor ein ähnliches Signal gesendet, ist doch dessen Preiskomponente von 53,4 auf 59,2 Punkte nach oben geschossen.
Fed und US-Arbeitsmarktbericht sorgen für Abwärtsdruck auf US-Zinsen
Trotz dieser Zahlen sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen seit dem Hoch vom 30. April, also innerhalb von nur 5 Handelstagen, um rund 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf 4,45 Prozent eingebrochen. Das entspricht einem Einbruch um rund 100 Basispunkte pro Monat – das ist eine gewaltige Bewegung!
Zuerst hatte die Fed-Sitzung für Abwärtsdruck auf die US-Zinsen gesorgt, hatten Investoren doch das Signal der Fed klar verstanden. Das können Sie in dem Beitrag „Fed-Sitzung stützt Goldpreis“ nachlesen. Zwei Tage später hat dann der US-Arbeitsmarktbericht den Zinsrückgang beschleunigt.
Gleichzeitig sind zuletzt die Inflationserwartungen der Investoren deutlich zurückgegangen, weil sie davon ausgehen, dass etliche überraschend schwache US-Konjunkturdaten die Inflation dämpfen. Außerdem dämpft der jüngste Rückgang des Ölpreises die Inflationsängste.
Ich gehe davon aus, dass sich der Rückgang der Zinsen für 10-jährige US-Anleihen in den nächsten Tagen und Wochen fortsetzt, was allmählich für Auftrieb beim Goldpreis sorgen sollte.
Warten auf Sitzung der englischen Notenbank
Nun warten Investoren auf die Sitzung der englischen Notenbank, die am Donnerstag, 9. Mai um 13 Uhr die Ergebnisse ihrer Sitzung bekanntgibt. Zwar dürfte die Notenbank laut der Einschätzung vieler Investoren den Leitzins bei 5,25 Prozent belassen.
Allerdings erwarten viele Experten, dass die Notenbank ein Signal für eine mögliche Zinssenkung bei der darauffolgenden Sitzung am 20. Juni sendet. Sollte die Notenbank das tun, könnte das für Abwärtsdruck auf die Zinsen für 10-jährige britische Anleihen sorgen, was auch die Zinsen in Europa und den USA nach unten drücken könnte. Das wiederum würde die Party an den Aktienmärkten anheizen, und sollte auch den Goldpreis beflügeln.
Der jüngste Rückgang bei der Notierung des Edelmetalls ist meiner Meinung nach nichts anderes als ein paar Gewinnmitnahmen noch der vorherigen Rekordfahrt. Bei den kleinsten positiven Nachrichten sollte sich der Goldpreis daher wieder aufmachen in Richtung seiner Spitzenwerte. Umso mehr Sinn macht es, die eigenen Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.