Die Lage in der Ukraine eskaliert immer weiter. Daher schießen die Ölpreise nach oben, weshalb die Inflations- und Konjunktursorgen der Investoren stark zunehmen und die Börsen einbrechen. Im Gegenzug ist Gold als sicherer Hafen gefragt und der Preis steigt auf 14-Monats-Hochs.
Die alltäglichen Bilder und Berichte über den Ukraine-Krieg, dem ersten Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, machen fassungslos. Inzwischen haben die EU und die USA harte Sanktionen gegen Russland und die russische Notenbank angekündigt, woraufhin der Rubel auf Rekordtiefs gegen Euro und Dollar eingebrochen ist. An den Börsen machen sich Investoren Sorgen, dass bald auch russisches Öl und Gas von den Sanktionen betroffen sein könnte, wodurch es schnell zu einem Angebotsdefizit am Weltmarkt käme, weshalb der Ölpreis nach oben schießt. Mit mehr als 110 US-Dollar je Barrel liegt die Notierung für die Nordseesorte Brent am Acht-Jahres-Hoch und dürfte schon bald die Marke von 120 US-Dollar nach oben durchbrechen.
In dem von stark zunehmender Unsicherheit geprägten Umfeld flüchten Investoren in US-Anleihen und in Gold, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf 1,72 % einbrechen und damit eine starke Eintrübung der Aussichten für die US-Wirtschaft widerspiegeln. Damit sind die Zinsen seit Freitag, 25. Februar, also innerhalb von nur drei Handelstagen um herbe 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) kollabiert – das ist eine gewaltige Bewegung. Im Gegenzug klettert der Goldpreis auf rund 1.940 US-Dollar je Unze, das ist ein 14-Monats-Hoch.
DAX rauscht nach unten
Weil sich durch den Ukraine-Krieg die Aussichten für die Wirtschaft in Europa, den USA und damit weltweit erheblich eintrüben, verkaufen Investoren kräftig DAX-Aktien, ist doch der Index mit seinen zahlreichen stark exportabhängigen Unternehmen eine Wette auf die Entwicklung der Weltwirtschaft. Mit Kursen um rund 13.800 Punkten rutscht der Index auf den tiefsten Stand seit zwölf Monaten. Kein Wunder, dass Anleger bei Aktien von Zyklikern, also von Unternehmen aus stark konjunkturabhängigen Sektoren, wie Mercedes-Benz, BMW, Volkswagen, Continental und Infineon kräftig den Verkaufen-Knopf drücken. Das letzte was viele potenzielle Autokäufer in dem Umfeld tun dürften ist, sich ein neues Fahrzeug zu bestellen, oder?
Wie sehr sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft verschlechtert haben, zeigt neben dem Einbruch der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auch der Einbruch des Zinsaufschlags für zehnjährige US-Anleihen gegenüber zweijährigen. Er ist zuletzt auf nurmehr 37 Basispunkte kollabiert, das ist das niedrigste Niveau seit März 2020, also dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Allerdings hat der S&P500 zuletzt bei Weitem nicht so stark nachgegeben wie der DAX, weil viele Investoren der Überzeugung sind, dass die US-Wirtschaft vom Ukraine-Krieg viel weniger betroffen sein dürfte als die Wirtschaft der Euro-Zone, zumal es in den USA eine boomende Öl- und Gasindustrie gibt. Allerdings dürfte die USA künftig kein Öl mehr aus Russland importieren, was zwangsläufig auch in den USA für weiter steigende Öl – und damit Benzinpreise sorgen dürfte.
Sorgen vor Stagflation nehmen zu
Dabei heizen die steigenden Öl- und Gaspreise die ohnehin in vielen Ländern galoppierende Inflation weiter an. In Deutschland ist die Inflation im Februar auf 5,1 % gestiegen und lag damit in der Nähe des höchsten Niveaus seit mehr als 25 Jahren. Inzwischen warnen Experten, dass die Inflation im Gesamtjahr bei fünf Prozent und mehr liegen könnte – ich würde eher von deutlich „mehr“ ausgehen. In der Euro-Zone ist die Inflation sogar auf den Rekord von 5,8 % nach oben geschossen. Zudem sind die Inflationserwartungen für die USA für die nächsten fünf Jahre auf 3,14 % gestiegen und liegen damit in der Nähe des 20-Jahres-Hochs!
Durch die immer weiter steigende Inflation trüben sich die Aussichten für die US-Konjunktur aber immer weiter ein, denn je teurer sämtliche Güter und Dienstleistungen werden, umso weniger werden Verbraucher und Unternehmer davon nachfragen. Dabei hat die Fed von Atlanta nach einer Serie schwacher Konjunkturdaten zuletzt die Prognose für das Wachstum der US-Wirtschaft für das erste Quartal auf annualisiert 0 % gesenkt. Sie lesen richtig: „annualisiert 0 %“! Das heißt, die US-Wirtschaft stagniert. Der annualisierte Wert wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert. Ich erwarte, dass in den nächsten Wochen ein Minuszeichen vor der Prognose auftauchen wird, dass die Fed von Atlanta als ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung vorhersagen wird.
In Kombination mit einer hohen Inflation von zuletzt herben 7,5 % ist die US-Wirtschaft damit in einer Stagflation, also einer Kombination aus stagnierender Wirtschaft und hoher Inflation. Das ist der Albtraum vieler Experten, allerdings bin ich weiterhin der festen Überzeugung, dass die Wirtschaft schon bald in eine Rezession abrutschen sollte. Umso stärker sollte dann der S&P500 nach unten rauschen, zumal die gigantische Blase am US-Aktienmarkt endgültig geplatzt sein dürfte. In so einem Umfeld sollte Gold als sicherer Hafen umso gefragter sein und der Preis weiter in Richtung des Rekordhochs vom August 2020 von rund 2.075 Dollar steigen. Gegenüber dem aktuellen Niveau ist das nur noch ein Anstieg um sieben Prozent. Zudem dürfte die Fed bei der nächsten Sitzung am 16. März die Zinsen um höchstens 25 Basispunkte erhöhen.
Ich wünsche mir sehr, dass der Ukraine-Krieg schnellstmöglich zu Ende geht. Allerdings fürchte ich, dass er leider noch eine ganze Weile weitergehen könnte. Umso schlimmer wären die Folgen für die Ukrainer, und umso schlechter wären die Folgen für die Weltwirtschaft und damit die Börsen. Im Gegenzug dürfte der Höhenflug des Goldpreises in Richtung Rekordhoch weitergehen, was in dem Umfeld für viele Besitzer von physischem Gold allerdings nur ein sehr kleiner Trost sein dürfte.