Die Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump haben die Märkte nach oben schießen lassen, dennoch war der Goldpreis auf Rekordfahrt. Nun rückt die EZB-Sitzung am Donnerstag in den Fokus.
Nach dem kräftigen Anstieg bei S&P 500 und DAX in den vergangenen Tagen hat sich die Stimmung vieler Anleger erheblich verbessert. Für Rückenwind haben die Aussagen von Donald Trump, sowie die Beruhigung der Lage am US-Anleihenmarkt gesorgt, zu Letzterem gleich mehr.
Umso bemerkenswerter ist es, dass Investoren in dem deutlich besseren Umfeld am Aktienmarkt dennoch weiterhin Gold gekauft haben, woraufhin es auf neue Rekordhochs nach oben geschossen ist. Dabei bekommt das Edelmetall gleich von zwei Seiten Rückenwind: einerseits sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen zuletzt deutlich nach unten gedreht.
Andererseits ist der Dollar eingebrochen. Damit notiert der Dollar Index am Drei-Jahres-Tief. Der Index spiegelt die Entwicklung des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen wider, vor allem dem Euro.
Im Gegenzug hat der Goldpreis seit Jahresanfang um sensationelle 25 Prozent zugelegt und notiert mi 3.290 Dollar je Unze am Rekordhoch. Ein Anstieg um 25 Prozent innerhalb von nur dreieinhalb Monaten – Wahnsinn! Meiner Meinung nach sollte das aber noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein.
Abnehmende Rezessionssorgen treiben Investoren in den Aktienmarkt
Zuerst hatte Trump am Mittwoch, 9. April die reziproken Strafzöllen gegen alle Länder außer China für 90 Tage ausgesetzt, woraufhin die Aktienmärkte nach oben geschossen waren. Das können Sie in dem Beitrag „Trotz Trumps Kehrtwende bei Strafzöllen setzt Goldpreis Rekordfahrt fort“ nachlesen.
Wenige Tage später hat Trump noch einmal nachgelegt, und am Samstagabend, 11. April New Yorker Zeit (Sonntagfrüh deutscher Zeit) völlig überraschend die reziproken Strafzölle für Tech-Produkte aus China, wie Halbleiter, Smartphones und Laptops, auf 20 Prozent gesenkt.
Am Montag, 14. April ist der US-Präsident dann noch einen Schritt weitergegangen und hat Autoherstellern vorübergehende Ausnahmen von Strafzöllen in Aussicht gestellt, um den Unternehmen mehr Zeit zur Umstellung ihrer Lieferketten zu geben.
Bislang werden auf importierte Fahrzeuge Strafzölle von 25 Prozent fällig, während ebenso hohe Zölle auf Autoteile spätestens am 3. Mai eingeführt werden sollen. Das bringt neben den ausländischen Autoherstellern aber auch jene aus den USA und deren Zulieferer stark in die Bredouille.
Nach all dem völlig überraschenden Einlenken von Trump haben die Risiken einer Rezession in den USA und der Weltwirtschaft deutlich abgenommen, woraufhin Investoren kräftig bei Aktien zugegriffen haben.
Fed greift verbal am US-Anleihenmarkt ein
Für zusätzlichen Rückenwind an den Aktienmärkten hat die Beruhigung der Lage am US-Anleihenmarkt gesorgt. Nachdem einige Fed-Mitglieder – nach dem vorherigen kräftigen Zinsanstieg – gesagt hatten, die Fed sei bereit einzugreifen und die Lage zu stabilisieren, sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen deutlich nach unten gedreht.
Damit hellen sich die Aussichten für die US-Wirtschaft auf, denn die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen ziehen auch die Zinsen für Kredite und Verbraucher und Unternehmen deutlich mit nach unten, woraufhin die Rezessionsrisiken für die stark kreditabhängige US-Wirtschaft abnehmen.
Wie oben geschrieben haben die deutlich sinkenden US-Zinsen den Goldpreis beflügeln. Falls die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen in den nächsten Wochen und Monaten auf Talfahrt sein sollten, wovon ich ausgehe, sollte die Notierung des Edelmetalls umso mehr Auftrieb bekommen.
Schlechte News aus China und Europa
Zuletzt gab es allerdings ein paar schlechte Nachrichten zum Handelskrieg. Einerseits hat China die heimischen Airlines aufgefordert, keine Flugzeuge von Boeing mehr abzunehmen und auch keine Ersatzteile mehr von dem US-Flugzeugbauer zu kaufen. Damit eskaliert der Handelskrieg zwischen China und den USA wieder.
Andererseits gab es zuletzt einen Medienbericht, demnach die Verhandlungen zwischen der EU und den USA im Handelsstreit nicht gut laufen würden. Während die EU angeboten habe, sämtliche Zölle abzuschaffen, genüge das der US-Regierung nicht.
Ich habe wiederholt gesagt und geschrieben, dass Trump will, dass die EU viel mehr Energie und Agrarprodukte aus den USA kauft. Ohne eine Einigung auf derartige Käufe dürfte es meiner Meinung nach kaum zu einem „Deal“ zwischen der EU und den USA kommen.
Sollte allerdings eine Übereinkunft nicht zustande kommen, könnte Trump die Strafzölle für die EU auf ein noch höheres Niveau schrauben als jene 20 Prozent an reziproken Zöllen, die Trump am 2. April angekündigt hätte und um 9. April auf 10 Prozent gesenkt hat. Das wäre eine schlechte Nachricht für die Konjunktur diesseits und jenseits des Atlantiks und damit für die Aktienmärkte.
Zuletzt hat die US-Regierung die Exportbeschränkungen für Chips von Nvidia weiter verschärft, woraufhin der Konzern auch weniger leistungsstarke Prozessoren nicht mehr nach China ausführen darf. Damit ist der Handelskrieg zwischen den USA und China erneut eskaliert.
In dem Umfeld hat der Renminbi gegenüber dem Dollar weiter abgewertet, woraufhin der Renminbi in die Nähe des 17-Jahres-Tiefs gesunken ist. In dem Umfeld haben Investoren zuletzt ein paar Gewinne beim DAX mitgenommen, während der Goldpreis die Rekordfahrt fortgesetzt hat.
Warten auf EZB-Sitzung
Nun rückt die EZB-Sitzung am Donnerstagnachmittag, 17. April zügig in den Fokus der Investoren. Vor dem Hintergrund der schwachen Konjunkturaussichten für die Eurozone ist es für viele Investoren ausgemachte Sache, dass die EZB den Einlagenzins für die Banken um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf 2,25 Prozent senken dürfte. Das wäre die siebte Zinssenkung in Folge.
Von großer Bedeutung wird zudem sein, ob die EZB für die darauffolgende Sitzung am 5. Juni eine weitere Zinssenkung in Aussicht stellt. Immerhin hat die EZB schon lange kein Interesse an einem deutlich steigenden Euro, schließlich werden dadurch Güter aus der Eurozone im Ausland teurer.
Je weiter die EZB aber in einem Umfeld zunehmender Inflationsrisiken die Zinsen senken sollte, umso mehr Sinn macht es, sich dagegen mit dem Besitz von physischem Gold zu schützen. In den nächsten Jahren dürfte es noch viel wichtiger werden als in den vergangenen, die eigene Kaufkraft durch den Besitz von physischem Gold zu erhalten.
Die fast alltägliche Rekordfahrt beim Goldpreis zeigt, dass Investoren auf weiterhin glänzende Aussichten bei dem Edelmetall setzen. Daher macht es weiterhin Sinn, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken. In dem Szenario kann man dann ruhig abwarten, ob die Lage bei den Strafzöllen weiter eskaliert, oder ob Trump einmal mehr eine Kehrtwende einleitet.