Während die US-Aktienindizes auf Rekordhochs nach oben geschossen sind, hat der Goldpreis deutlich nachgegeben. Umso gespannter warten Investoren auf die US-Inflationsdaten.
Bei Besitzern von US-Aktien herrscht geradezu Euphorie, nachdem S&P5 00, Nasdaq und Dow Jones nach dem haushohen Sieg von Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl am 5. November von einem Rekordhoch zum nächsten steigen.
Investoren setzen darauf, dass Trump nach seinem Amtsantritt am 20. Januar 2025 mit einer wirtschaftsfreundlichen Politik, massiven Steuersenkungen und Strafzöllen auf ausländische Produkte die Konjunktur kräftig ankurbeln wird, was den US-Unternehmen zugutekäme. Schließlich haben Trumps Republikaner auch den Senat und das Repräsentantenhaus erobert, womit Trump in den nächsten Jahren durchregieren kann.
Diese Aussicht schürt allerdings Inflationssorgen, weshalb die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nach oben geschossen sind. Mit 4,43 Prozent liegen die Zinsen in der Nähe des Fünf-Monats-Hochs. Die kräftig gestiegenen US-Zinsen haben auch den Dollar deutlich mit nach oben gezogen.
Damit hatte der Goldpreis gleich von zwei Seiten aus kräftigen Gegenwind und ist bis auf rund 2.600 Dollar je Unze eingebrochen. Damit notiert das Edelmetall um rund 6 Prozent unter dem jüngsten Rekordhoch. Ich gebe offen zu, dass ich mit einem derartigen Kursrutsch nicht gerechnet hatte.
Nun gilt es abzuwarten, bis sich die Lage beim Goldpreis beruhigt, schließlich hat sich an den mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall absolut nichts geändert. Meiner Meinung nach wird Trump mit seiner Politik die Inflation zwangsläufig anheizen, was eigentlich gut für Gold ist.
Gehen die Zinssenkungen der Fed in den nächsten Monaten weiter?
Viele Investoren gehen davon aus, dass die Zinsen für US-Anleihen in den nächsten Monaten weiter deutlich steigen werden. Ich bin hingegen völlig anderer Meinung, vielmehr dürfte Trump schon bald massiven Druck auf Fed-Chef Jay Powell ausüben, damit er trotz der zunehmenden Inflationssorgen oder möglicherweise steigenden Inflationsraten nicht etwa auf die Idee kommt, bei den geplanten Zinssenkungen in den nächsten Monaten und Quartalen langsamer voranzugehen als geplant, oder gar über mögliche Zinserhöhungen nachzudenken.
Schließlich hatte die Fed bei der September-Sitzung einen Leitzins von 4,25 bis 4,5 Prozent für Ende 2024 in Aussicht gestellt. Um dieses Niveau zu erreichen, müsste die Fed nach der Senkung um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) bei der Sitzung am 7. November bei der nächsten Sitzung am 18. Dezember die Zinsen erneut um 25 Basispunkte senken. Für Ende 2025 hat die Fed zudem ein Zinsniveau von lediglich 3,25 bis 3,25 Prozent signalisiert, also eine weitere Reduktion um 100 Basispunkte.
Umso mehr dürfte Trump in den nächsten Monaten Fed-Chef Powell unter Druck setzen, die Zinsen weiter deutlich zu senken, damit die US-Regierung den enormen Schuldenberg von zuletzt horrenden 35,9 Billionen Dollar weiter tragen kann, ohne dass die Zinszahlungen des Staates noch stärker nach oben schießen als ohnehin schon.
Im Klartext: Trump wird meiner Meinung nach die Unabhängigkeit der Fed in Frage stellen, nachdem er einen klaren Auftrag vom Wähler hat, während die Fed-Mitglieder eben kein Mandat des Volkes haben.
Ampel-Aus in Deutschland
Während sich am 6. November Trumps klarer Wahlsieg abzeichnete, hat am gleichen Tag Bundeskanzler Olaf Scholz Finanzminister Christian Lindner entlassen, und damit das Ende der Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP eingeläutet. Inzwischen haben sich die Parteien auf vorgezogene Neuwahlen am 23. Februar 2025 geeinigt.
Etliche Experten gehen davon aus, dass es anschließend zu einer Großen Koalition aus CDU/ CSU und SPD kommen könnte. Dann wird sich zeigen, ob die neue Regierung die großen Probleme des Landes angehen wird. Bis dahin herrscht aber erst einmal monatelang Unsicherheit und Wahlkampf.
In dieser Gemengelage dürfte die Talfahrt des Euro gegenüber dem Dollar weitergehen, woraufhin die Parität zusehends näher rücken würde, ein Euro wäre also nur noch einen Dollar wert. Ein sinkender Euro heizt allerdings zwangsläufig die Inflation in Deutschland und der Eurozone an. Außer der EZB und den Staats- und Regierungschefs der hochverschuldeten Südländer dürfte sich darüber aber kaum jemand freuen, jedenfalls nicht die Verbraucher und die Sparer in Deutschland und der Eurozone.
Warten auf US-Inflationsdaten
Als nächstes richtet sich der Blick der Investoren auf die US-Inflationsdaten, die am Mittwoch, 13. November um 14.30 Uhr veröffentlicht werden. Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die Inflationsrate im Oktober auf 2,6 Prozent gestiegen sein, nach 2,4 Prozent für September.
Hingegen soll die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, im Oktober bei herben 3,3 Prozent stagnieren. Ich habe wiederholt gesagt und geschrieben, dass die Kernrate keinerlei Sinn macht, schließlich kann niemand auch nur ein paar Tage lang ohne Nahrungsmittel und Energie leben.
Sollten die Daten zur Inflations- oder Kernrate auch nur minimal besser ausfallen als erwartet, könnten die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen zumindest kurzfristig etwas sinken und damit möglicherweise auch den Dollar ein bisschen mit nach unten ziehen, woraufhin sich der Goldpreis etwas erholen könnte.
Wie oben geschrieben, warte ich ganz ruhig ab, bis sich die Lage beim Goldpreis beruhigt, denn an den mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall hat sich in den vergangenen Tagen seit Trumps Wahlsieg absolut nichts geändert. Wenn sich die Lage beruhigt hat, dürfte es sich umso mehr lohnen, die etwas günstigeren Goldpreise zu nutzen, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.