Während der Party an den Aktienmärkten hat der Goldpreis deutlich nachgegeben. Nun warten Investoren auf den US-Arbeitsmarktbericht am Freitag und hängen ansonsten weiterhin an den Lippen von US-Präsident Donald Trump.

Nach der Rally der vergangenen Tage bei S&P500 und DAX hat sich die Stimmung vieler Investoren erheblich verbessert. Verantwortlich für die kräftige Erholung an den Märkten ist eine Kehrtwende von US-Präsident Donald Trump, die ich allerdings nur als scheinbare Kehrtwende einschätze, dazu gleich mehr. Während der Erholung an den Märkten war Gold plötzlich nicht mehr als sicherer Hafen gefragt, woraufhin der Preis eingebrochen ist. Der kurzfristige Kursrutsch ändert allerdings nichts daran, dass die mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall weiterhin glänzend sind.

Nachdem Trump am Dienstagabend, 22. April, völlig überraschend gesagt hatte, dass er Fed-Chef Jay Powell nicht entlassen wolle, waren die Aktienmärkte tags drauf am Mittwoch nach oben geschossen. Das können Sie in dem Beitrag „Trumps Angriffe auf Fed-Chef Powell heizen Rekordfahrt des Goldpreises an“ nachlesen. Damals hatte ich geschrieben, dass das nur eine scheinbare Kehrtwende sei, weil Trump Fed-Chef Powell weiterhin lieber heute als morgen feuern wolle, weil Powell die Zinsen trotz Trumps Drängen nicht senken will.

Trump kündigt niedrigere Strafzölle an

Am Mittwoch hat Trump dann Signale der Deeskalation im Handelskrieg mit China gesendet. Demnach würden die künftigen Strafzölle auf chinesische Produkte „viel niedriger“ sein als die derzeitigen von 145 Prozent. Eigentlich hat Trump gemeint, dass die Strafzölle künftig „bei Weitem nicht so hoch“ sein würden wie die derzeitigen, aber das ist Haarspalterei. Laut einem Medienbericht könnte Trump die Zölle auf 50 bis 65 Prozent senken.

Allerdings hat Finanzminister Scott Bessent gesagt, dass es kein einseitiges Angebot Trumps an China geben würde, die Zölle zu senken. Zudem könne das Aushandeln eines Deals mit China 2 bis 3 Jahre in Anspruch nehmen. Bessents Aussagen haben die Märkte allerdings ignoriert, schließlich waren viele Investoren nach dem vorherigen Kurseinbruch an den Aktienmärkten in Kauflaune und haben sich diese durch Bessent nicht verderben lassen.

Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, wie schlussendlich ein Deal mit China aussehen könnte, schließlich dürfte das Land mit Strafzöllen von 50 bis 65 Prozent keineswegs einverstanden sein. Je häufiger Trump allerdings von einem möglichen Deal mit China spricht, umso mehr sollte das die Party an den Aktienmärkten anheizen.

Am Dienstag, 29. April, hat Handelsminister Howard Lutnick dann Erleichterungen bei den Strafzöllen auf Autos angekündigt. Davon sollen sämtliche Hersteller profitieren, die Fahrzeuge in den USA produzieren. Damit bekämen die Hersteller zwei Jahre Zeit, um ihre Lieferketten in den USA aufzubauen. Auf die Nachrichten hin hat sich der Kursanstieg bei S&P500 und DAX ausgeweitet. Dennoch hat sich der Goldpreis stabilisiert. Mit Kursen von um die 3.310 Dollar je Unze hat der Preis seit Jahresanfang um stattliche 26 Prozent zugelegt – das kann sich mehr als sehen lassen!

Zuletzt hat dann Bessent angekündigt, dass der Kongress das Billionen-Dollar-schwere Steuersenkungsprogramm bis zum 4. Juli verabschieden soll. Die Aussagen hatten einmal mehr vor allem den Sinn, den Aktienmarkt nach oben zu treiben. Je größer aber das Steuersenkungsprogramm ausfallen wird, umso mehr werden die Staatsschulden anschließend steigen. Das spricht umso mehr für Gold.

Fed beruhigt Lage am Anleihemarkt

Gestützt wurde die Rally an den Aktienmärkten vom deutlichen Rückgang der US-Zinsen. So sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen bis auf 4,17 Prozent gesunken und nähern sich damit zusehends dem Sieben-Monats-Tief.

Grund für den Zinsrückgang ist, dass zuletzt etliche Fed-Mitglieder signalisiert hatten, dass die Fed bereits bei der übernächsten Sitzung am 18. Juni die Zinsen senken könnte. Ein Auslöser dafür könnte sein, falls die Konjunktur abschmiert oder sich die Lage am Arbeitsmarkt schnell verschlechtert. Umso gespannter warten Investoren auf die nächste Fed-Sitzung am 7. Mai.

Die Signale der Fed-Mitglieder waren wie Musik in den Ohren der Investoren, denn es ist wichtig, dass die Fed die Lage am Anleihemarkt nicht eskalieren lässt, weil die Zinsen deutlich steigen. In dem Szenario würden auch die Zinsen für Kredite für Verbraucher und Unternehmen steigen, womit das Rezessionsrisiko umso stärker zunehmen würde.

Warten auf US-Konjunkturdaten

In den nächsten Tagen gibt es etliche US-Daten, die für deutliche Ausschläge an den Börsen sorgen könnten.

Am Mittwoch, 30. April, werden um 14.30 Uhr die Daten zum US-Wirtschaftswachstum für das erste Quartal veröffentlicht. Um 16.30 Uhr folgen dann die Inflationsdaten – diesmal allerdings nicht jene zur offiziellen Inflationsrate, sondern zum PCE-Preisindex und der Kernrate des PCE-Preisindex, also dem um Nahrungsmittel und Energie bereinigten PCE-Preisindex. Die Kernrate ist der bevorzugte Inflationsindikator der Fed.

Tags drauf, am Donnerstag, 1. Mai, um 16 Uhr veröffentlicht das Institute for Supply Management (ISM) den wichtigen Einkaufsmanagerindex für die Industrie. Mich würde nicht überraschen, falls er einbricht, schließlich haben sich die Aussichten für die Branche aufgrund des Handelskriegs stark verschlechtert.

Am Freitag, 2. Mai, wird der US-Arbeitsmarktbericht veröffentlicht und sollte dann ganz oben auf der Agenda der Investoren stehen. Hat die hohe konjunkturelle Unsicherheit bereits ihre Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen?

Ich werde mir sämtliche Daten genau anschauen, denn sie könnten allesamt für deutliche Ausschläge an den Aktienmärkten ebenso wie bei US-Zinsen, Dollar und damit bei Gold sorgen. Falls die Erholung an den Aktienmärkten kurzfristig weitergehen sollte, könnte sich der Kursrückgang beim Goldpreis noch etwas ausweiten.

Gold bleibt aussichtsreich

Davon sollten Sie sich allerdings nicht verunsichern lassen, denn meiner Meinung nach bleiben die mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall glänzend. Trump hat wiederholt gesagt, dass er sinkende Zinsen und einen schwachen Dollar anstrebt.

Ein besseres Umfeld für Gold kann es eigentlich nicht geben, zumal die US-Inflationsraten in den nächsten Monaten steigen sollten, wodurch der Realzins sinkt. Der Realzins wird berechnet, indem man vom Nominalzins die Inflationsrate abzieht.

Umso mehr Sinn macht es, eine Beruhigung beim Goldpreis abzuwarten, um anschließend die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Umso entspannter kann man dann zuschauen, falls Trump plötzlich doch wieder Powell entlassen möchte oder falls Deals mit vielen Ländern im Handelskrieg länger auf sich warten lassen könnten, als Trump, Bessent und Lutnick es Bürgern und Investoren weismachen wollen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.