Nachdem US-Präsident Donald Trump die Risiken einer Corona-Infektion lange Zeit heruntergespielt hatte, hat es ihn nun selbst erwischt. Je nach der Entwicklung seines Gesundheitszustandes könnte das für deutliche Börsenturbulenzen sorgen und im Gegenzug den sicheren Hafen Gold beflügeln.
Als „Oktober-Schock“ haben einige Experten die überraschende Infektion von US-Präsident Donald Trump mit dem Corona-Virus bezeichnet. Nachdem Trump am vergangenen Freitag, den 2. Oktober 2020, um kurz vor 7 Uhr deutscher Zeit per Tweet bekanntgegeben hatte, dass er und seine Frau Melania positiv getestet worden sind, waren wenige Stunden später die Aktienmärkte rund um den Globus eingeknickt. Gleichzeitig sind Investoren in US-Anleihen geflüchtet, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen waren.
Das hatte anfangs beim Goldpreis für einen Kurssprung auf 1.915 Dollar je Unze gesorgt. Nachdem allerdings die New York Times gegen 15 Uhr deutscher Zeit gemeldet hatte, dass die Infektion bei Trump mild mit erkältungsähnlichen Symptomen verlaufe, sind die Zinsen zehnjähriger US-Anleihen deutlich nach oben gedreht, woraufhin die Notierung des Edelmetalls Gegenwind bekommen und den Handelstag bei knapp unter 1.900 Dollar leicht im Minus abgeschlossen hat. Zudem sank der S&P 500 um 1 %.
Wie sich anschließend herausgestellt hat, dürfte Trumps Gesundheitszustand zwischenzeitlich deutlich schlechter gewesen sein als die New York Times geschrieben und sein Leibarzt Sean Conley behauptet hat. Das sollte eigentlich niemanden überraschen, können doch die Ärzte eine ernste Erkrankung des US-Präsidenten nicht einräumen, würde das doch zu erheblicher Beunruhigung bei seinen Anhängern so kurz vor der Präsidentschaftswahl am 3. November und zu noch größeren Börsenturbulenzen führen.
Daran hat Trump wenige Wochen vor der Wahl noch viel weniger Interesse als sonst, misst Trump doch vor allem an der Rekordfahrt des Aktienmarktes den Erfolg seiner Wirtschaftspolitik. Dass der Höhenflug am Aktienmarkt hauptsächlich auf dem gigantischsten Gelddrucken der Fed beruht, das „vergisst“ Trump allerdings zu erwähnen. Vielmehr hat er die Republikaner und die oppositionellen Demokraten per Tweet vom Krankenbett aus aufgefordert, zügig ein neues Konjunkturprogramm zu verabschieden. „Unsere großartige USA will und braucht einen Stimulus“, twitterte Trump.
US-Arbeitsmarkt ist viel schlechter als er offiziell aussieht
Dass die US-Wirtschaft nach den bisherigen vier Konjunkturprogrammen im Volumen von insgesamt rund drei Billionen Dollar nun ein weiteres Billionenschweres dringend „braucht“, daran kann es keinen Zweifel geben. Denn nachdem die kräftige Aufstockung des Arbeitslosengeld Ende Juli ausgelaufen ist, haben nun zig Millionen von Erwerbslosen plötzlich viel weniger Geld in der Tasche als zuvor, woraufhin sich die Erholung der Wirtschaft im vierten Quartal erheblich abschwächen sollte.
Die stark nachlassende Erholung am Arbeitsmarkt zeigen die jüngsten Daten unmissverständlich. So waren im September lediglich 661.000 Jobs geschaffen worden, wohingegen Volkswirte rund 875.000 vorhergesagt hatten. Damit ist die Zahl in den vergangenen Wochen immer weiter zurückgegangen, nach 4,8 Mio. für Juni, 1,8 Mio. für Juli und 1,5 Mio. für August. Offenbar läuft die Erholung am Arbeitsmarkt rapide aus. Gleichzeitig ist die Zahl der Arbeitslosen im September auf 12,58 Mio. gesunken, womit die Arbeitslosenquote auf 7,9 % zurückgegangen ist.
Ich habe Ihnen wiederholt geschrieben, dass diese Zahlen die Probleme am Arbeitsmarkt stark unterzeichnen. Denn laut den offiziellen Zahlen des Arbeitsministeriums haben zuletzt 26,5 Mio. Amerikaner Arbeitslosenunterstützung bezogen, was einer Quote von 16,6 % entspräche – damit ist sie doppelt so hoch wie die offizielle Arbeitslosenquote. Meiner Meinung nach ist die Lage am US-Arbeitsmarkt damit weiterhin katastrophal. Der Unterschied zwischen den Zahlen liegt daran, dass man um nur dann als Arbeitsloser in der Statistik auftaucht, wenn man in den vergangenen vier Wochen nach einem Job gesucht hat.
Millionen von Amerikanern aus vielen Branchen, wie der Flugindustrie, Restaurants oder dem Reise- und Freizeitbereich haben zuletzt aber keine neue Stelle gesucht, weil das in dem verheerenden Umfeld sinnlos ist. Dennoch waren diese Amerikaner zweifellos arbeitslos, sind aber nicht als solche in der Statistik gezählt worden.
Auf die Entwicklung von Trumps Gesundheitszustand kommt es an
Umso genauer werden Investoren die Nachrichten über Trumps Gesundheitszustand beobachten. Seine Infektion dürfte dafür sorgen, dass viele Amerikaner etwas vorsichtiger werden als vorher, möglicherweise gerade jene, die bislang von Abstandsregeln und Maskentragen nichts gehalten haben. Das dürfte den Konsum der Amerikaner und damit die US-Wirtschaft insgesamt dämpfen, macht doch der private Verbrauch rund zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung aus.
Damit trüben sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft und damit den Aktienmarkt in den USA und rund um den Globus, also auch den DAX, ein. Im Gegenzug sollte das den Goldpreis beflügeln. Von großer Bedeutung für die Börse wird nun sein, ob die Demokraten Trumps Aufforderung, sich auf ein neues Konjunkturprogramm zu einigen, folgen werden.
Etliche Experten haben behauptet, dass Trumps Erkrankung die Wahrscheinlichkeit für einen Deal erhöhen würde. Das glaube ich allerdings nicht – vielmehr dürften die Demokraten trotz möglicher gegenteiliger Beteuerungen weiterhin alles in ihrer Machtstehende tun, um eine Einigung zu verhindern, weil sie Trumps Chancen für eine mögliche Wiederwahl verbessern würde.
Allerdings gehe ich weiterhin davon aus, dass Trump die Wahl schlussendlich gewinnen dürfte, gerade weil er die andauernden Krawalle und Plünderungen in vielen Städten der USA scharf kritisiert hat und teilweise die Nationalgarde eingesetzt hat, um die Lage unter Kontrolle zu bringen.
Sollte Trump tatsächlich die Wahl gewinnen, wird die größte Schuldensause der USA aller Zeiten nahtlos weitergehen, womit die Fed noch viel mehr Geld drucken müsste als ohnehin schon, um die Zinsen trotz der Rekordverschuldung niedrig zu halten und in den nächsten Jahren noch weiter nach unten zu drücken. Damit würde das ohnehin prächtige Umfeld für Gold in den nächsten Jahren noch besser werden.
EZB arbeitet an digitalem Euro
Unglücklicherweise folgt die EZB dem „Vorbild“ der Fed schnell nach, so auch diesmal. Zuletzt hatte die Fed angekündigt, dass sie an einer Kryptowährung arbeitet, um im Krisenfall Geld direkt auf die Konten der Amerikaner zu überweisen und so die Dauer und das Ausmaß einer Rezession abmildern zu können. Das können Sie in dem Beitrag „Fed bereitet Abwurf von Helikoptergeld vor“ nachlesen.
Zuletzt hat die EZB bekanntgegeben, dass sie ihrerseits an einem „digitalen Euro“, sprich einer Kryptowährung, arbeitet und hat dazu einen Bericht vorgelegt. Am 12. Oktober wird das Testverfahren beginnen. „Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass wir für die Emission eines digitalen Euro bereit sein müssen, wenn die Entwicklungen in unserem Umfeld das notwendig machen“, schrieb EZB-Direktor Fabio Panetta in einem Blog der EZB.
Im Klartext: In der nächsten Rezession will auch die EZB Helikoptergeld per Kryptowährung abwerfen. Umso wichtiger ist es, sich gegen die immer irrwitzigere Politik der Fed und der EZB zu schützen, und dazu auf physisches Gold zu setzen.
Je nach der Entwicklung von Trumps Gesundheitszustand könnte das kurzfristig den Goldpreis etwas belasten oder ihm Rückenwind geben. Auf mittlere und lange Sicht sprechen die weltweite Schuldensause und das massive Gelddrucken für eine immer stärkere Entwertung sämtlicher Fiat-Währungen, allen voran dem Dollar. Umso wichtiger ist es, physisches Gold zu besitzen, um die eigene Kaufkraft zu erhalten.